Ewig hat es gedauert, nun erscheint dieser Klassiker des aufwendig produzierten Abenteuer-Seefahrer-Films erstmals in vollständiger Fassung. Ganze 25 Minuten länger und mit einer erstklassigen Mannschaft sticht DIE BOUNTY im Mediabook von Capelight Pictures erneut in See und ist dabei vollständig synchronisiert und in satten Farben. Zeit also, noch einmal anzuheuern.

Originaltitel: The Bounty

Regie: Roger Donaldson

Darsteller: Anthony Hopkins, Mel Gibso, Laurence Oliver, Edward Fox, Daniel Day-Lewis, Liam Neeson

Artikel von Kai Kinnert

Obwohl sich DIE BOUNTY erzählerische Freiheiten im Sinne des Entertainments und der Dramaturgie gönnt, ist er doch der einzige Film, der relativ dicht an den wahren Ereignissen von 1787 bleibt, die zur Meuterei auf der Bounty führten. Produzent Dino De Laurentiis stellte genügend Geld für die Reisekosten, Besetzung und Kulissen zur Verfügung und so konnte Roger Donaldson an vielen Originalschauplätzen und mit einer seetüchtigen Replik der echten Bounty (die Film-Bounty fährt noch heute durch den Hafen von Hong Kong) drehen.

Leutnant William Bligh (Anthony Hopkins), der Kapitän der „Bounty“, führt sein Schiff mit eiserner Hand. Die Mannschaft ist 1787 im Auftrag des britischen Königs in See gestochen, um Früchte des Brotbaums aus Tahiti zu importieren. Doch auf der Rückreise kommt es auf dem Schiff zur Eskalation. Als Bligh die Männer mehr und mehr streng Diszipliniert, führt der Erste Offizier Fletcher Christian (Mel Gibson) eine Meuterei gegen den einstigen Freund an.

Der Film war in den USA ein Flop und ging, als scheinbar altmodischer Abenteuerfilm, auch auf dem einheimischen Filmmarkt ziemlich unter.  Dabei gab man sich eigentlich recht viel Mühe. Das Drehbuch bleibt straff und rahmt den Film mit der Gerichtsverhandlung um Leutnant Bligh, die sich mit der Frage beschäftigte, ob Bligh schuldig an der Meuterei gewesen ist. Aufgrund einer seemännischen Meisterleistung ist es Bligh damals gelungen, nur mit einer Uhr und einem Kompass seine Barkasse mit 19 ausgesetzten Männern in 41 Tagen über 5800 Seemeilen zielgenau in Sicherheit zu navigieren, um dort vor Gericht Verantwortung übernehmen zu müssen. Damit beginnt und endet der Film.

Mel Gibson ist eigentlich das einzige optische Zugeständnis an die 1980er in diesem Streifen. Das soll nicht heißen, dass er schlecht spielt, ganz im Gegenteil, doch er wirkt, als müsste er später noch zu einem Vorsprechen bei MIAMI VICE. Jung und frisch, die Haare noch voll und gewellt, fehlt Gibson etwas die Gischt auf der Haut und könnte glatt der Wellness-Offizier an Bord der Bounty sein. Ihm entgegen stellt sich Anthony Hopkins als Leutnant Bligh, ganz der überzeugte Kapitän mit fiebrigen Blick und glaubwürdigem Auftreten. Beide Schauspieler, Gibson und Hopkins, spielen ihre Rollen gut. Gibson, so gesehen wieder gut besetzt, als der zu junge Offizier, der unter den extremen Situationen kindlich zusammenbricht und so zum Initiator der Meuterei wird und Hopkins, der während der Zwangspause auf Tahiti und seinen Nebeninseln die Disziplin seiner Mannschaft schwinden sieht und das unmittelbare Kommando wieder herstellen muss. Zwischen den beiden Protagonisten steht die Freundschaft, die sie zuvor verband. Bligh und Christian waren nämlich tatsächlich befreundet, etwas, was die Verfilmungen des Stoffes zuvor ignorierten.

So bleibt die Story bis heute spannend und schafft selbst in den barbusigen Südseeszenen noch gut die Kurve aus dem Look der Filme der 80er, der gerne immer irgendwie bunt und glatt war. Das Drehbuch hat sich bei seinen Szenen etwas gedacht und nutzt die Sequenzen mit den Ureinwohnern für die Entwicklung der Rollen und nicht nur für den oberflächigen Actionkick durch Tanz- und Titteneinlagen. Bei Cannon Film wäre das sicher anders gelaufen. Neben dem guten Nachbau der Bounty, der dem Film einige schöne Aufnahmen in der Südsee bescherte, kommt noch die außerordentlich gute Besetzung des Streifens. Da spielt Daniel Day-Lewis energisch und empört ein Offizier, da ist Liam Neeson ein junger Matrose und brutal präsent. Da ist etwas Irrsinn in seinen Augen. Ohne Zweifel hat sich Neeson im echten Leben in so manche irische Pup-Schlägerei gestürzt. Und Sir Lawrence Oliver spielte so auf den Punkt, dass seine Szene an einem Tag abgedreht war.

So hat DIE BOUNTY bis heute alle wichtigen Elemente für einen guten Abenteuerfilm, der sich nicht zu sehr den Strömungen der damaligen Zeit unterworfen hat. Und die zusätzlichen 25 Minuten machen den Film runder und fügen sich geschmeidig in den Streifen ein. Ein weiterer Pluspunkt ist die Musik von Vangelis, der mit seinem Elektro-Soundtrack das richtige Thema für DIE BOUNTY gefunden hat und dem Film so eine spezielle und passende Atmosphäre verpasste.

DIE BOUNTY ist bis heute ein seetüchtiger Streifen mit grandioser Besetzung, einem recht durchdachtem Drehbuch und angenehmer Kulisse. Sammler dürfen hier ohne Bedenken anheuern.

Dazu gesellt sich ein hübsches Booklet mit einigen interessanten Informationen zur Entstehung des Films und seiner historischen Hintergründe. Als Extras gibt es untertitelte Audiokommentare von Roger Donaldson, sowie vom historischen Berater Stephen Walters und einige Kinotrailer.

Das Bild der BOUNTY ist karibisch satt, der Ton ist gut.

Trailer:

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