Besser spät als nie. Nachdem Koch Films das 80er-Drama DIE GRELLEN LICHTER DER GROßSTADT (1988) für den Heimkinomarkt neu auf Blu-Ray und DVD veröffentlicht hat, haben wir uns auch gemeinsam mit Hauptdarsteller Michael J. Fox auf eine zerstreuende Odysee durch New York begeben. Wie sich die Romanverfilmung anno 2019 schlägt, erfahrt ihr in unserer Kritik!

Originaltitel: Bright Lights, Big City

Drehbuch: Jay McInerney, basierend auf seinem gleichnamigen Roman
Regie: James Bridges

Darsteller: Michael J. Fox, Kiefer Sutherland, Phoebe Cates, Swoosie Kurtz, Charlie Schlatter, Dianne Wiest…

Artikel von Christopher Feldmann

New York, neben Los Angeles wohl DIE Stadt des amerikanischen Traums. Eine Metropole, die viele Geschichten zu erzählen hat, positive wie auch negative. Geschichten von aufstrebenden Menschen, Träumen aber auch Enttäuschungen und Abstürzen. Viele Filme rückten die Küstenstadt mit ihrer malerischen Skyline bisher in den Mittelpunkt und zeigten sowohl die schönen, als auch hässlichen Eigenschaften der örtlichen Gesellschaft auf. Meisterwerke wie Woody Allens MANHATTEN (1979) oder TAXI DRIVER (1976) leben viel von dem mondänen Lokalcolorit. Ein Element, welchem sich auch Autor Jay McInerney bediente, als er seinen Roman BRIGHT LIGHTS, BIG CITY (1984), zu deutsch: EIN STARKER ABGANG, verfasste. Seinem New York fehlt die großräumige Romantik einer Stadt, die niemals schläft. Geprägt vom Kapitalismus, wie ihn Oliver Stone schon WALL STREET (1987) anprangerte, ist das New York der 1980er Jahre ein Ort der Yuppies, der Businessmen, die im exzessiven Nachtleben ihre Zerstreuung suchen. Eine oberflächliche Coolness, welche James Bridges für seine filmische Adaption hervorragend eingefangen hat.

Handlung:
Jamie Conway (Michael J. Fox) hatte den typisch amerikanischen Traum. Als Schriftsteller wollte er in New York Karriere machen. Mit Amanda (Phoebe Cates) hatte er auch die passende Traumfrau an seiner Seite. Während diese zum gefragten Model avancierte und ihrem Angetrauten den Laufpass gab, blieb Jamie auf der Strecke und arbeitet seit jeher als Lektor für ein spießiges Magazin. Auch die Seiten seines Romans blieben leer, weshalb der, von einer Sinnkrise geplagte, Träumer Zerstreuung im Nachtleben sucht, durch das er mit seinem Kumpel Tad (Kiefer Sutherland) streift. Ständig angefeuert von Vodka und Kokain, betäubt er seine inneren Dämonen. Doch wie lange geht das gut?

DIE GRELLEN LICHTER DER GROßSTADT (1988) ist kein Film, der besonders unterhaltsam ist. Das könnte man zuerst meinen, wenn schon der Name Michael J. Fox auf dem Cover steht, der in dieser Zeit vor allem für leichte Kost wie TEEN WOLF un ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT (beide 1985) bekannt war. Stattdessen bekommt der Zuschauer eine Charakterstudie vorgesetzt, die aufzeigt, wie man sich selbst verliert. Der Romanautor Jay McInerney, der hier sein eigenes Werk für die Leinwand adaptierte, konzentriert sich dabei auf eine Woche in Jamie Conways Leben. Statt uns den Abstieg vom aufstrebenden Autor zum kosenden Discoschwärmer zu zeigen, ist der Protagonist zu Beginn schon fast an seinem Endpunkt angekommen. Der Film beginnt damit, dass er sich auf der Toilette eines Nachtclubs eine Ladung Koks zu Gemüte führt, bei Sonnenaufgang durch die City taumelt und dann den ganzen Tag verschläft, so dass er Montags auch noch zu spät zur Arbeit kommt. Damit beginnt eine wahre Abwärtsspirale, in der sich Jamie immer weiter verliert.

Der Film besitzt eigentlich keine richtige Geschichte oder zumindest keine gewöhnliche Dramaturgie. Das Drehbuch skizziert lediglich Jamies Alltag und ergründet mit Rückblenden die Ursachen seiner innerlichen Leere und die Probleme, die er mit sich herum trägt. Vom Frust über seine zerbrochene Ehe und das tiefe Traumata, ausgelöst durch den Tod seiner Mutter. Erst gegen Ende wird wirklich klar, was den tiefen Kummer ausgelöst hat und vor was er eigentlich weg läuft. Dabei kritisiert der Film die Oberflächlichkeit der New Yorker Mittelschicht, die sich mehr für rauschende Partys, schnelle Liebschaften und den Konsum-Lifestyle interessiert, als für reelle menschliche Probleme. Deutlich wird dieser Umstand in der Figur des Tad, der zwar als Kumpel Jamie begleitet, sich jedoch nur für Frauen interessiert, anstatt seinem Buddy ein offenes Ohr zu bieten.

Regisseur James Bridges lieferte hier seine letzte Regie-Arbeit ab, bevor er 1993 an Krebs starb, und hat es noch einmal geschafft, einen Film zu drehen, der vor allem von seiner Sogwirkung lebt. DIE GRELLEN LICHTER DER GROßSTADT zieht den Zuschauer wirklich in eine gut gezeichnete Welt und veranschaulicht auf behutsame Weise die Sehnsucht nach Zuneigung und menschlicher Wärme. Dabei kann man fast schon darüber hinwegsehen, dass das Ende den Film ein Quäntchen schlechter macht, wirkt es doch zu sehr über das Knie gebrochen und arg aufgesetzt. Ein etwas melancholischeres Ende hätte dem Drama besser gestanden.

Getragen wird der Film von seinen Darstellern, von denen Michael J. Fox und Kiefer Sutherland den Löwenanteil leisten. Fox liefert eine tolle Performance ab, indem er wunderbar den normalen Durchschnittstypen spielt. Jamie Conway ist kein Lebemann, kein Star, kein besonders toller Hecht, sondern einfach ein nachvollziehbarer Charakter, der versucht vor seinen Problemen wegzulaufen. Das zeigt sich besonders als er vor seinem Bruder flüchtet, da dieser unangenehme Erinnerungen an seine Mutter hervorruft. Sutherlands Rolle als dauergeiler Lebemann scheint ihm wie auf den Leib geschrieben und auch er kann einige Akzente setzen, indem er Das verkörpert, was so verachtenswert an New York ist. Abseits der beiden Jungs bleibt die Besetzung aber recht unterfordert. Große Namen wie Phoebe Cates oder Dianne Wiest müssen sich mit Kleinstrollen begnügen, die weder groß zur Handlung beitragen, noch irgendwelche Aufmerksamkeit erregen. Schade eigentlich, da hätte man noch etwas mehr herausholen können.

Die Blu-Ray von Koch Films bietet den Film in sehr schöner HD-Qualität an. Das Bild ist scharf, besitzt aber trotzdem noch authentisches Filmkorn, sodass sich alles immer noch nach 80s anfühlt. Der Ton ist ebenso sauber. Im Bonusmaterial finden sich Trailer und Bildergalerie, Audiokommentare, sowie Featurettes.

Fazit:
DIE GRELLEN LICHTER DER GROßSTADT (1988) ist kein Film für den Ottonormalverbraucher, der wie Michael J. Fox etwas Zerstreuung am Abend sucht. Stattdessen bekommt man eine authentische Charakterstudie mit Sogwirkung, welches von seinen Hauptdarstellern und dem Setting lebt. Sehenswert ist die Romanverfilmung, trotz doofem Schluss, allemal.

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