„Sowas wird heute gar nicht mehr gedreht!“ möchte man schon während der Sichtung der Bluthochzeit laut ausrufen, denn es ist die reine Wahrheit. „Gott sei Dank!“ erwiedern die Einen, während Trashfilmfans sofort in Tränen ausbrechen. Denn genau für die ist dieser Film gemacht, für die Generation SchleFaz (wenn auch unbeabsichtigt). Wer hingegen mit dem ernsten Anliegen, mal wieder einen ordentlichen Gruselschinken zu sichten den Film startet, dürfte sein blaues Wunder erleben. Ab sofort gibt´s die STUDIO HAMBURG DVD im Handel. Nicht die erste Scheibe der Bluthochzeit, aber dafür die Beste.

Originaltitel: Dracula vs. Frankenstein

Regie: Al Adamson, Samuel M. Sherman (ohne Credit)

Darsteller: J. Carrol Naish, Lon Chaney Jr., Zandor Vorkov, Regina Carrol

Artikel von Christian Jürs

Hier haben wir einen typischen Kandidaten aus der Reihe „What the fuck did i just see?“. Verantwortlich für dieses außergewöhnliche Sehvergnügen war Al Adamson, dessen Filmographie weitere Perlen wie ASTRO-VAMPIRE und THE NAUGHTY STEWARDESSES beinhaltet. Da kann man schonmal was erwarten.

Tatsächlich gelang des Adamson, den Charlie Chan Darsteller J. Carrol Naish für die Rolle des Dr. Frankenstein zu besetzen. Doch nicht nur dass, auch Lon Chaney Jr., den Horrorfans als Larry Talbot, den traurigsten Werwolf der Filmgeschichte, sicherlich ins Herz geschlossen haben, war mit an Bord. Leider hatten beide ihren Zenit längst überschritten. Für Naish war es der letzte Auftritt, als im Rollstuhl sitzender Dr. Frankenstein, der sich seine Texte nicht mehr merken konnte und diese des öfteren beim Vortragen abliest. Man achte auf seine Augenbewegung (wobei er nur über ein reales Auge verfügte). Für Chaney war es der vorletzte Auftritt, der jedoch als letzter seiner Filme veröffentlicht wurde. Um ihn schien es noch schlechter zu stehen, denn der von dem gewaltig wirkenden Mann als grunzender Irrer dargestellte Groton, der die Schmutzarbeit für den Leichenarzt erledigen muss, sieht ungewollt schlimm aus. Einen traurigen, alten und verwirrt wirkenden Mann erwartet das Publikum, dem man in den Augen anzusehen scheint, dass dies nicht nur sein Karriereende sein würde.

Doch zunächst macht der Zuschauer, nach einem kickelbunten Vorspann, die Bekanntschaft mit dem Grafen Dracula (Zandor Vorkov), der ausschaut, als habe Borat eine Rolle bei ROCKY HORROR bekommen. Er tötet jedenfalls in Windeseile einen Mann, indem er ihm zwei vielzu hell-rote Farbtropfen auf den Hals beißt. Zumindest schaut es so aus, da diese lediglich raufgeträufelt wurden. Gleich darauf gibt Groton Vollgas und darf einem jungen, barfüßigen Mädchen, dass von einem Rummelplatz geht und den direkt daneben liegenden Pier betritt, auflauern. Der Pier leidet im übrigen unter einem Nebel, der aussieht, als würde das Set gerade abbrennen. Doch noch ehe sich das arme Mädchen heillos verlaufen kann oder im Feuerrauch erstickt kommt flugs der grunzende Groton vorbei und brezelt der jungen Dame die Rübe vom Hals herunter.

Natürlich macht der liebe Groti das nicht ohne Grund. Sein Chef benötigt halt enthauptete Ladies, denen er den Frisurhalter wieder an den Hals klöppelt und zu neuem Leben erweckt. Doch statt „It´s alive!“ zu brüllen, hält er die Frauen schlafend, da ihr durch das gewaltsame Ableben geschockte Blut jetzt Lebensenergie produziert. Was? Wie? Versteht Ihr nicht? Wie auch, Ist ja vollkommener Humbug. Irgendwann taucht dann der Vampirfürst bei Frankenstein auf, der sein Labor auf der Kirmes in einer Freakshow versteckt. Ziemlich genial, vor allem, wenn das komplette Labor alle vier Wochen abgerissen werden muss, weil die Schausteller weiter ziehen. Mit seinem Ring, aus dem Blitze schießen, schüchtert der Eckzähnige den Doktor so ein, dass der eine Zusammenarbeit eingeht. Wofür jedoch ein Graf Dracula einen Blitzering braucht und wieso er diesen überhaupt besitzt? Who cares?

Nebenbei lernen wir noch unsere weibliche Hauptrolle kennen. Judith (Regina Carrol) ist eine drittklassige Sängerin aus Las Vegas, die mit einer mies choreographierten Gesangsnummer aufwartet, die Menschen in einem Club ziemlich zu langweilen scheint, wie wir den hereingeschnittenen Aufnahmen der Gäste entnehmen können. Aufgenommen wurde der Gesangs- und Tanzpart allerdings auf einer Theaterbühne vor sichtbar leeren Sitzreihen. Brilliant.

Nach der Sing- und Tanzeinlage macht sich Judith dann auf, ihre verschollene Schwester zu suchen. Dabei gerät sie zunächst in einen Club, in der der schrecklich hochtoupierten Dame mit dem Schminkstil einer Bahnhofsnutte heimlich LSD verabreicht wird. Doch der hilfsbereite, potente Mike (Anthony Eisley) kümmert sich um die Dame und kennt zudem noch die verschwundene Schwester. Welch ein Glück, oder?

Regina Carrol ist nicht die schönste Damsel in Distress, besaß jedoch zwei überzeugende Argumente und war zudem mit dem Regisseur liiert. Schlimmer sieht allerdings noch „das Monster“ aus, dessen Gesicht an eine sonnengelagerte, vorwiegend festkochende Kartoffel erinnert. Doch all dies sind die eigentlichen Stärken des Machwerks, denn als Trashfilm taugt der Film, zumal ständig irgendwas passiert. Eine Bluthochzeit sucht man allerdings vergebens.

Bild und Ton (Deutsch und Englisch 2.0) der neuen Scheibe von Studio Hamburg sind erstaunlich gut. Ich war einst im Besitz der ONE WORLD Veröffentlichung und kann bestätigen, dass hier eine deutliche Steigerung vollzogen wurde. Kleines Manko: In einer Szene, in der Graf Dracula sich ein Opfer sucht, passen seine Lippenbewegungen so gar nicht zum Bild. In der Folgeszene ist aber wieder alles in Ordnung. Im Bonusbereich befinden sich der Trailer, ein „alternatives Ende“, welches sich als abgefilmte Super-8-Schlussszene entpuppt und geschnittene Szenen im Originalton.

Was von dem „erstmals uncut“ auf dem Backcover zu halten ist, kann ich leider nicht sagen. Als geschnitten wurde jedenfalls in der ofdb keine der Veröffentlichungen gekennzeichnet.

Trashfans, greift beherzt zu. DRACULAS BLUTHOCHZEIT MIT FRANKENSTEIN rockt….wenn auch auf seine ganz eigene Art und Weise.

Trailer:

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