Wenn man einen Film von Robert Altman mit Elliott Gould vor sich liegen hat, dann weiß man gleich, das hier das New Hollywood seinen Gruß aus den 70ern geschickt hat. Philip Marlowe, eine Romanfigur von Raymond Chandler, ist der Prototyp des Privatdetektivs, der später von weiteren Schriftstellern und Filmemachern als Vorbild genommen worden ist und so bis heute Einfluss auf das Genre des Kriminalfilms hat. Schnodderig und Kette-rauchend schlurft Elliot Gould als Katzenliebhaber durch einen Kriminalfilm, der bis heute sein Publikum spaltet. Jetzt erstmals in HD im Mediabook von Koch Films erhältlich.


Originaltitel: The Long Goodbye

Regie: Robert Altman

Darsteller: Elliott Gould, Nina van Pallant, Sterling Hyden, Henry Gibson, David Arkin

Artikel von Kai Kinnert

Los Angeles in den 1970ern: Privatdetektiv Philip Marlowe (Elliott Gould) hat schon bessere Tage gesehen – auch wenn er gar nicht mehr weiß, wann. Nachdem er einem Freund geholfen hat, sich nach Mexiko abzusetzen, steckt man ihn als Fluchthelfer des vermeintlichen Mörders ins Gefängnis. Doch dies ist nur der Auftakt für irrwitzige Verstrickungen, in deren Verlauf es Marlowe mit rachsüchtigen Gangstern, verführerischen Vamps und skrupellosen Femme Fatales zu tun bekommt.

Meine Güte, was ist dieser Streifen gut gefilmt worden. Kameramann Vilmos Zsigmond war ein Meister seines Fachs und sorgte schon in Filmen wie BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE (1972), CLOSE ENCOUNTERS (1977), THE DEER HUNTER (1978) oder HEAVEN´S GATE (1980) für großartige Bilder. Ohne ihn wären diese Filme schlichtweg keine Filmklassiker geworden, denn Zsigmond macht selbst aus Langatmigkeit eine Kunst und rettete den Regisseuren somit den Arsch. Bei DER TOD KENNT KEINE WIEDERKEHR ist das nicht anders.

Robert Altman schickt in diesem Film eine Hard-Boiled Romanfigur der 40er des letztens Jahrtausends in die 70er und macht dabei einen großen Fehler. Er begreift Philip Marlowe nicht als Typus, der er aber ist, sondern nur als verschlunzten Detektiven, der jetzt im Hippie-Zeitalter durch einen, irgendwie, langweiligen Fall stolpert. Man folgt dem Geschehen auf dem TV und fragt sich, was das Ganze nun soll. Natürlich ist Robert Altman ein geschätzter Regisseur des Feuilletons und Elliott Gould ein Star der 70er. Aber manchmal reichen Namen nicht aus, um eine Idee erfolgreich zu transformieren. Die Dialoge sind quatschig und ganz ein Kind ihrer Zeit, die Story ohne Überraschung, die Figuren ohne Charme. Zwar gibt sich Altman Mühe, ähnlich wie in M.A.S.H., einen flapsigen Ton zu treffen und schießt dabei aber über das Ziel hinaus.

Dabei gibt es schon ein paar nette Einfälle, wie zum Beispiel die Hippiegirl-Kommune gegenüber von Marlows Büro, mit lauter Frauen die Haschkuchen backen und vor seinem Fenster Yoga Übungen machen. Oder das Marlowe eigentlich nur seine Katze füttern will und das er ständig am Rauchen ist. Elliott Gould steckt sich eine Kippe nach der anderen an und muss beim Dreh wie ein 30 Jahre alter Aschenbecher gerochen haben. Aber das alles findet zu keiner Form zusammen, alles wirkt fremdartig, denn dem Film fehlt eine spannende Wärme in den Figuren, alles bleibt ein Abziehbild seiner Zeit und liefert so ein unspannendes Geschehen, weil es dem Zuschauer eigentlich egal wird, ob Marlowe da nun den Fall aufklärt oder nicht. Einzig, ob er am Ende noch seine Katze füttern kann, das treibt einen schon um.

Das alles wäre also ein großes Scheitern für DER TOD KENNT KEINE WIEDERKEHR, gäbe es da nicht diese großartige Kamera von Vilmos Zsigmond, die einzig allein dafür sorgt, das dieser Film nicht in künstlerischer Unerträglichkeit versinkt. Das Nichts an Stimmung, das Altman hinterlässt, wird erst durch Zsigmond zur Kunst und schafft so beim Zuschauer die Illusion, das Robert Altmans Film vielleicht doch ein Filmklassiker sein könnte. Was er aber nicht ist.

Als Extras gibt es den deutschen und englischen Kinotrailer; die Dokumentation „Rip Van Marlowe“ mit Regisseur Robert Altman und Darsteller Elliot Gould; ein Interview mit Elliot Gould (ca. 53 Minuten); ein Interview mit Kamermann Vilmos Zsimond (ca. 14 Minuten); ein Interview mit Altman-Biograf David Thompson (ca. 21 Minuten); Interview mit Krimiautor Maxim Jakubowski (ca. 15 Minuten); ein Interview mit Raymond-Chandler-Biograf Tom William (ca. 15 Minuten); eine Bildergalerie mit seltenem Werbematerial; Radiospots und ein 24-seitiges Booklet von Frank Arnold.

Das Bild der BD, die uns zum Testen vorlag, ist satt und in angemessener analoger Pracht, der Ton ist gut.

Trailer:

Zurück zur Startseite