Karriere. Geld. Konkurrenz. Howard Wakefield ist erfolgreicher Prozeß-Anwalt und lebt die Statussymbole im reichen Teil der Vorstadt: Eine schöne Frau, zwei tolle Töchter, ein riesiges Haus und die neusten Autos zieren sein Besitz. Doch Wakefield ist im Konflikt mit seiner Frau. Auch hier ist ihm die Konkurrenz wichtig und so empfindet er das Spiel mit der Eifersucht als Liebesbeweis und lebt seit 15 Jahren in ständiger Stichelei mit Diana, seiner Ehefrau. Als Wakefield durch einen Stromausfall verspätet nach Hause kommt, sorgt ein Waschbär dafür, dass er spontan sein Verschwinden beschließt und unsichtbar in die Familiengarage gegenüber seines Hauses zieht. Er möchte wissen, ob seine Frau ihn vermisst. Demnächst im Handel von NEW KSM.

Originaltitel: Wakefield

Regie: Robin Swicord

Darsteller: Bryan Cranston, Jennifer Garner, Victoria Bruno, Beverly D`Angelo

Artikel von Kai Kinnert

WAKEFIELD ist ein Film über Isolation. Über eine freiwillige Isolation mit all ihren Konsequenzen. Schon im Zug, auf den Weg nach Hause, reagiert Wakefield nicht mehr an den Anruf seiner Frau, denn er hat sich verspätet und das Abendessen steht bald auf dem Tisch. Gelangweilt und leer, im Hamsterrad aus Beruf und Ehealltag, schaut Wakefield aus dem Fenster in die vorbei rauschende Landschaft. Plötzlich fällt der Strom aus und der Zug bleibt liegen. Den Rest der Strecke muss Wakefield zu Fuß zurücklegen und erreicht im Dunkeln sein Haus. Im Wohnzimmer ist Licht, Frau und Töchter decken den Tisch. Ein Waschbär trollt sich über den Rasen.

Damit das Vieh kein Unheil anrichtet, verscheucht er es lieber gleich und so rennt es in eine offene Tür der Familiengarage, die direkt gegenüber seines Hauses ist. Er folgt dem Waschbären auf den Dachboden und bemerkt plötzlich, das er einen erstklassigen Blick ins Wohnzimmer, Küche und Badezimmer hat und schaut fasziniert seiner Familie zu. Er beobachtet seine Frau, wie sie ihn wieder anruft und drückt sie wieder weg. Diana ist ratlos und so beginnt das Abendbrot ohne ihn. Wakefield hat es sich derweil in einem alten Sessel bequem gemacht und beobachtet Frau und Kinder. Was machen sie wohl ohne ihn?

Aus dem OFF kommentiert und berichtet Wakefield was er sieht und erinnert sich an den Beginn seiner Beziehung mit Diana, was der Film in kurzen Rückblenden zeigt. Er beschreibt wie ihre Beziehung in Langeweile und Eifersuchtsspielchen verfiel und wie Wakefield stets um sie kämpfte. Doch nun steht alles in Frage. Und er schläft im Sessel ein. Am nächsten Tag beschließt Wakefield seine Position nicht mehr zu verlassen und beginnt sich im Dachboden einzurichten. Er beschließt sein spurloses Verschwinden, um seine Frau dabei zu beobachten, was sie ohne ihn macht, ob sie ihn vermisst, wie sich sein Leben ohne ihn entwickelt.

Der Film bleibt fast ausschließlich bei Bryan Cranston und seinen Gedanken. Diana und die Kinder werden nur beobachtet, man sieht ihr Leben durchs Wohnzimmerfenster und in der Erinnerung von Wakefield. Anfangs ist Wakefield eigentlich nur ein Arschloch. Egoistisch und verwöhnt hat er Frau und Kinder verlassen, um zu sehen, ob sie um ihn trauern. Doch je länger er da sitzt, um so offener und freier werden seine Gedanken, er spürt, das sein Plan verrückt ist und beginnt zu entdecken, was er vorher an seiner Familie nicht spüren konnte.

Wakefield arbeitet nicht mehr und beginnt Nachts essbaren Müll und verwertbare Gegenstände aus der Nachbarschaft zu sammeln, von denen er genügend findet. Seine Nachbarn leben im Überfluss und werfen alles weg. Der Bart wächst, die Klamotten werden dreckig, Wakefield mutiert zu einem Obdachlosen im Speckgürtel der feinen Vorstadt. Bei der Müllsuche ist er in direkter Konkurrenz mit einem Waschbären und Russen, die nachts die Gegend nach brauchbaren Sperrmüll absuchen. Das Leben ohne Zwang beginnt ihn aufzuweichen, die Erkenntnis über sich selber und seine Frau beginnt ihn neu zu formen. Er versucht auch kurz in einem Erdloch im Wald zu schlafen und flüchtet jedoch ob der Mücken zurück in die Garage. Als der Winter kommt, wird es hart für Wakefield. Die Garage ist undicht und arschkalt, denn er hatte es immer versäumt, rechtzeitig nötige Reparaturen in Auftrag zu geben. Der Mann verschwindet für fast ein Jahr in dieser Garage. Er lernt Sehnsucht, Freiheit und Barmherzigkeit kennen, Dinge die ihm fremd waren. Doch kann er je zurück? Was wird seine Frau sagen? Wakefield malt sich verschiedene Reaktionen auf seine Heimkehr aus. Ist es nicht längst zu spät für eine Heimkehr?

WAKFIELD entwickelt sich überraschend spannend. Obwohl es eine reine Bryan Cranston Show ist, kann eine Spannung und zunehmende Nähe zur Hauptfigur und seiner Umgebung erzeugt werden. Der isolierte Konflikt mit sich selber und sein andauerndes Kommentieren aus dem Off verändern Wakefield, machen spürbar, das in dem Mann mehr schlummert als nur Ehrgeiz. Das Drehbuch ist überraschend feinfühlig, findet die richtigen Sätze für eine nachvollziehbare Reise des Protagonisten zu sich selber. Ein angenehmer Film mit feinem Witz.

Als Extras gibt es Interviews, eine B-Roll und Trailer. Das Bild ist gut, der Ton auch.

Trailer:

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