Bereits im vergangenen Jahr hat Koch Films Italiens Comedy-Legende Adriano Celentano mit der „Azzurro Edition“ geehrt, einer Komplettbox, die eine ganze Reihe von Filmen mit dem Sprücheklopfer in frischem HD präsentiert. Nun bekam der Film DER SUPERTYP (1977) eine Solo-Veröffentlichung als Blu-Ray und DVD spendiert. Ob die turbulente Komödie, in der sich unter anderem Bond-Girl Barbara Bach tummelt, heute noch für ausgelassene Lacher sorgt, erfahrt ihr in unserer Kritik!

Originaltitel: Ecco noi per esempio…

Drehbuch: Giuseppe Catalano, Sabatino Ciuffini, Sergio Corbucci
Regie: Sergio Corbucci

Darsteller: Adriano Celentano, Renato Pozzetto, Barbara Bach, Antonio Casagrande, Giuliana Calandra, Capucine…

Artikel von Christopher Feldmann

Neben Bud Spencer und Terence Hill, gehörte Adriano Celentano zu den großen Stars des italienischen Kinos der 1970er und frühen 1980er Jahre. Der vielseitige Entertainer ist nicht nur Schauspieler, sondern auch ein bis heute erfolgreicher Sänger und Komponist, sowie Moderator und Produzent. In Deutschland kennt man Celentano aber vorwiegend als Darsteller in einer Reihe von slapstickartigen Komödien, in denen das Multitalent oft den Sprücheklopfer gibt. Diese Filme sind definitiv ein Produkt ihrer Zeit und wurden hierzulande gerne mit flapsigen Synchronisationen veredelt, was auch bei DER SUPERTYP (1977) der Fall ist. Koch Films hat den Streifen nun als Single-Blu-Ray auf den Markt gebracht, weshalb ich mich mal die Marke „Celentano“ gewagt habe, mit der ich vorher noch nie in Berührung gekommen bin. Dieses „erste Mal“ fiel dabei doch eher negativ aus, besteht der Film doch, zumindest in der deutschen Fassung, lediglich aus einer Aneinanderreihung nicht immer treffsicherer Gags.

Inhalt:
Durch unglückliche Umstände gerät der erfolg- und glücklose Dichter Palmambrogio Guanziroli (Renato Pozzetto) an den windigen Fotografen „Klick“ (Adriano Celentano). Aus Geldnot ist der gestrandete Poet gezwungen, bei dem wortgewandten aber auch wenig taugenden Sensationsreporter sein Quartier aufzuschlagen. Nach anfänglicher Distanz, schließen die Beiden doch schnell Freundschaft und stolpern in eine Reihe aberwitziger Situationen.

Wenn ich nun schreiben würde, DER SUPERTYP wäre pure Zeitverschwendung, würde das aus rein qualitativer Sicht durchaus Sinn machen. Jedoch tue ich das nicht, da ich doch einen gewissen Spaß an der zotigen Komödie hatte. Das liegt vor allem an Celentano, der mit viel Spielfreude den windigen und stets gut aufgelegten Tunichtgut gibt. Er ist auch derjenige, der für die meisten Pointen sorgt und mit einer herrlich beschwingten Art durch die, kaum vorhandene Story, tänzelt.

Das ist nämlich das große Manko des Streifens. Das Drehbuch bemüht sich lediglich darum, für eine hohe Gagdichte zu sorgen, weiß aber auch zu keinem Zeitpunkt in welche Richtung sich das Geschehen entwickeln soll. So wirkt der komplette Film arg fragmentarisch und man hat den Eindruck, dass die Autoren lediglich eine Reihe von Szenen erdacht haben, die man dann einfach lose zusammengefügt hat, ohne einen erkennbaren roten Faden. Besonders seltsam ist der arg dünne politische Subtext. Mehrmals zeigt der Film die Unruhen durch Studentenbewegungen auf, wettert gegen den Kapitalismus und verhöhnt Schnösel mit rechter Gesinnung. Diese Themen werden jedoch nur eingeworfen und oberflächlich abgehandelt, meistens dienen sie nur für einen schnöden Witz.

Ganz besonders schade ist es, wenn man sieht welcher Regisseur für dieses Werk verantwortlich ist. Niemand geringeres als Sergio Corbucci der, neben Namensvetter Leone, einer der einflussreichsten Regisseure des Italo-Westerns war und uns solche meisterliche, wie auch aussagekräftige, Werke wie DJANGO (1966) und LEICHEN PFLASTERN SEINEN WEG (1968) geschenkt hat. Von diesem Corbucci merkt man in DER SUPERTYP kaum etwas. Okay, der gute alte Sergio hat auch Spencer/Hill-Streifen wie ZWEI ASSE TRUMPFEN AUF (1981) gedreht, jedoch waren diese „runder“ als der hier vorliegende Beitrag zum Comedy-Genre. So ist die Inszenierung recht fad geraten und bildet nur 1:1 das fragmentarische Drehbuch ab, ohne originelle Zwischentöne oder gar ansprechende Bilder.

Die Neuauflage von Koch Films beinhaltet, sowohl bei der Blu-Ray, als auch bei der DVD, zwei Fassungen. Dabei lässt die deutsche Kinofassung, welche rekonstruiert wurde und Grundlage dieser Rezension war, rund 20 Minuten gegenüber der italienischen Langfassung, welche nur als Originalversion mit wahlweise deutschen Untertiteln auf der Scheibe verfügbar ist, vermissen. Dabei handelt es sich oft um Handlungskürzungen, vor allem bei Szenen mit Pozzetto, der hierzulande wesentlich unbekannter ist. Auch wurden etwas anzüglichere Szenen entfernt, beispielsweise eine Sequenz, in der Barbara Bach Kokain konsumiert. Auch überraschend ernstere Töne fielen der Schere zum Opfer. Der fragmentarischen Handlung tut das indes keinen Abbruch. Dafür punktet die eingedeutschte Version mit einer herrlichen Schnodder-Synchro, in der Celentano-Sprecher Thomas Danneberg ordentlich vom Leder zieht. Das Bonusmaterial fällt hingegen mit Trailer und Bildergalerie eher mager aus.

Fazit:
DER SUPERTYP (1977) ist Kult-Kino, welches in seiner Zeit verankert ist und heute weit weniger treffsicher in Sachen Gags daherkommt, als es damals der Fall war. Celentano ist in Spiellaune und die Synchro sorgt für unterhaltsame Nostalgie, jedoch kann dieser Streifen mit seiner kaum vorhandenen Handlung wenig begeistern. Für einen Sonntagnachmittag ganz nett, mehr aber auch nicht.

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