Koch Films schickt euch die Geister aus der Zwischenwelt ins heimische Wohnzimmer, wenn Kevin „Footloose“ Bacon, am Rande des Wahnsinns, nach dem Verbleib eines Mädchens ermittelt. Seit Kurzem ist ECHOES – STIMMEN AUS DER ZWISCHENWELT (1999) nämlich im schicken Mediabook mit massig Extras erhältlich. Grund genug, dem Spuk auf den Grund zu gehen.

Originaltitel: Stir of Echoes

Drehbuch: David Koepp; nach dem gleichnamigen Roman von Richard Matheson
Regie: David Koepp

Darsteller: Kevin Bacon, Kathryn Erbe, Illeana Douglas, Zachary David Cope, Kevin Dunn, Conor O’Farrell, Jennifer Morrison…

Artikel von Christopher Feldmann

1999 war das Jahr der übernatürlichen Thriller.  So erblickte im August M. Night Shyamalans Kassen-Hit THE SIXTH SENSE das Licht der Welt, während STIR OF ECHOES gerade einmal fünf Wochen später startete. Vielleicht war das auch der Grund dafür, dass sich David Koepps paranormaler Thriller weit weniger behaupten konnte, da er im Hype um den Kult-Film mit Bruce Willis schlicht und ergreifend unterging. Dabei ist die Romanverfilmung nicht einmal schlecht, sondern bietet knappe 100 Minuten effizient erzählte Unterhaltung. Trotzdem ist der Streifen weitestgehend in Vergessenheit geraten. Ein Umstand, den Koch Films nun korrigiert, in dem ECHOES eine standesgemäße Veröffentlichung im Mediabook spendiert bekam, die den Film nun in bestem HD erstrahlen lässt.

Handlung:
Tom Witzky (Kevin Bacon) lebt, gemeinsam mit seiner schwangeren Frau Maggie (Kathryn Erbe) und dem gemeinsamen Sohn Jake (Zachary David Cope), in einem klassischen Arbeiterviertel in Chicago. Als er eines Abends von seiner Schwägerin im Spaß hypnotisiert wird, verändert sich sein Leben schlagartig. Er wird von unheimlichen Visionen heimgesucht, die zunächst keinen Sinn ergeben und Tom langsam aber sicher in den Wahnsinn treiben, was zur Zerreißprobe für die Familie wird.  Mit der Zeit lernt er die Zeichen zu deuten und kommt so auf die Spur der 17-jährigen Samantha (Jennifer Morrison), die vor kurzer Zeit spurlos verschwand und ihn nun von der Zwischenwelt aus auffordert, ihre Leiche zu finden.

Mit ECHOES – STIMMEN AUS DER ZWISCHENWELT (1999) hat Koch Films einen Streifen veröffentlicht, den ich noch nicht kannte, und da ich Kevin Bacon immer gerne sehe, war es auch keine Herausforderung, sich auf den übernatürlichen Thriller einzulassen. Kurz und knapp: Ich wurde nicht enttäuscht. Der Film beginnt recht atmosphärisch und zeigt schon zu Beginn unübersehbare Ähnlichkeiten mit Shyamalans Kassenknüller auf. Auch hier gibt es einen kleinen Jungen der Tote sehen kann, woraus der Film aber recht wenig macht. Stattdessen konzentriert man sich voll und ganz auf Bacons Figur, die langsam aber sicher in den Wahnsinn abgleitet und mit ihren angelernten Fähigkeiten ein Rätsel lösen muss. Dieses Rätsel bearbeitet Autor und Regisseur Koepp recht ansprechend. Es vergeht zwar eine knappe Stunde, bis der Film so richtig in Fahrt kommt, dafür wird man in dieser Durststrecke mit reichlich paranormalen Grusel-Momenten und guten Darstellern entschädigt.

Das führt dazu, dass ECHOES recht kurzweilig daherkommt und bei einer Länge von knapp 100 Minuten kaum Leerlauf bietet. Die Handlung tritt nie auf der Stelle, ständig bekommt man kleine Häppchen serviert, die zur Auflösung dienen und letzten Endes ein stimmiges, rundes Gesamtbild ergeben. „Rund“ ist hierbei das passende Stichwort, denn 1999 war noch die Zeit, in der Filme wirklich befriedigend enden, ohne das man das Gefühl hat, dass es noch offene Fragen gibt. Das Skript ist gut geschrieben, die Dialoge sitzen und die Darsteller sind allesamt glaubwürdig.

Kevin Bacon macht einen grandiosen Job und verkörpert den zwischen Wahn und Wirklichkeit pendelnden Tom absolut treffsicher. Es ist vielleicht auch der Tatsache geschuldet, dass Bacon in seiner Karriere des öfteren zwielichtige und getriebene Figuren verkörpert hat. Seine Darstellung ist mal herzlich, mal extrovertiert und auch teilweise creepy. Eine, für den Film, perfekte Mischung, bei der die restliche Besetzung Mühe hat, in ähnlich qualitative Sphären vorzudringen. Kathryn Erbe spielt auch sehr gut und verleiht ihrer Figur einen guten Kontrast zu ihrem Leinwandpartner. Der restliche Cast spielt solide, Cope ist etwas unterfordert und die Demaskierung der „Bösewichte“ kommt etwas abrupt, was aber nur kleine Schönheitsfehler darstellt.

Die Inszenierung ist ebenfalls äußerst gelungen. Koepp gelingt es gut, die kleine, eingeschworene Szenerie der Arbeiterklasse zu zeichnen, ihre Probleme aufzuzeigen und somit ein durchaus reale Kulisse zu erzeugen, in der die dunklen, paranormalen Momente gut wirken können. Besonders gut zur Geltung, kommen die kleinen Traum- und Hypnosesequenzen, welche gekonnt mit Traumlogik arbeiten und von denen ich mir noch etwas mehr gewünscht hätte. Generell hätte Koepp noch gerne etwas tiefer gehen können, was aber Meckern auf hohem Niveau ist. Weniger auf hohem Niveau dürfte wahrscheinlich die TV-Fortsetzung mit Rob Lowe sein, welche von DTV-Regisseur Ernie Barbarash gedreht wurde.

Die Mediabook-Veröffentlichung aus dem Hause Koch Films kann sich ebenfalls sehen lassen und ist dem guten Film durchaus angemessen. Die Bild- und Tonqualität ist erste Sahne und auch das Bonusmaterial ist prall gefüllt. Neben einem 20-seitigen Booklet ist auf der Scheibe ein Audiokommentar, ein Making-Of, mehrere Featurettes, ein Szenenvergleich, Deleted Scenes, Interviews, ein Musikvideo, sowie Trailer und TV-Spots zu finden. Zudem hat man die Möglichkeit, zwischen zwei Cover-Artworks zu wählen.

Fazit:
David Koepps ECHOES – STIMMEN AUS DER ZWISCHENWELT (1999) ist ein spannender, gut inszenierter und eindringlich gespielter Thriller, der gekonnt mit paranormalen Elementen arbeitet und knappe 100 Minuten zu unterhalten weiß. Hier und da ein paar Schönheitsfehler, jedoch ein rundum gelungener Film, der zwar nicht den Power-Twist eines THE SIXTH SENSE (1999) hat, dem Kollegen ansonsten aber in Nichts nachsteht.

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