Die mittlerweile 14. filmische Umsetzung der Asterix Comics steht uns dank UNIVERSUM FILM diesen Sommer ins Haus. Erneut, nach ASTERIX IM LAND DER GÖTTER, kommen die Gallier nicht gezeichnet und auch nicht in realer Form, sondern computeranimiert daher. Ob der neueste Streich des kleinen Kriegers an die genialen Comics von einst heranreicht oder doch nur eine seelenlose Neuinterpretation ist, klären wir in den folgenden Zeilen.

Originaltitel: Astérix: Le secret de la potion magique

Regie: Alexandra Astier, Louis Clichy

Sprecher (deutsche Fassung): Milan Peschel, Charly Hübner, Martin Umbach, Alexander Duda

Artikel von Christian Jürs

Wir befinden uns im Jahre 50 v.Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt… Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten… Dem Großteil der Leser düften diese Worte ein Begriff sein und an dieser Situation wurde auch beim neuesten, filmischen Streich nicht gerüttelt.

Alles beginnt an einem Tag wie sonst auch. Der Druide Miraculix stöbert im Wald nach den Zutaten für seinen legendären Zaubertrank. Als er ein Vogelküken rettet und zurück in sein Nest packt, stürzt der alte Mann jedoch in die Tiefe und bricht sich den Fuß. Für ihn ein Zeichen, dass es langsam Zeit wird, einen Nachfolger in die Geheimnisse des Zaubertranks einzuweihen, um auch die nachfolgenden Generationen vor der Gefahr der Römer zu bewahren. Also macht sich der alte Mann, zusammen mit des Dorfes bestem Krieger Asterix und Obelix als Träger des Druiden auf ganz Frankreich nach einem geeigneten Druiden abzuklappern. Natürlich lauern auf dem Weg auch Gefahren, diesmal in Form des alten Druiden Dämonix, der noch eine Rechnung mit Miraculix offen hat und gemeinsame Sache mit den Römern um Julius Cäsar macht. Das Chaos wird komplett, als unseren Helden gewahr wird, dass sie mit der kleinen Vitrine, einem Kind aus ihrem Dorf, zudem einen blinden Passagier bei sich haben. Zudem ist auch noch Eile geboten, denn das Dorf wird nun vom Barden Troubardix und den Dorffrauen bewacht. Und der Vorrat an Zaubertrank neigt sich langsam dem Ende zu…

Die Geschichten des Asterix begleiten mich nun schon mein ganzes Leben lang. Bereits im Grundschulalter las ich die Comics mit großer Begeisterung, doch mit Band 24 (Asterix bei den Belgiern) starb nicht nur der Texter René Goscinny, sondern auch ein gewaltiges Stück Kreativität innerhalb der Reihe. Fortan gelang es dem Zeichner Albert Uderzo nicht mehr, an die alte Qualität anzuschließen. Trauriger Höhepunkt war Band 33 – ASTERIX IN GEFAHR, in dem es die tapferen Krieger mit Außerirdischen zu tun bekamen. Bei den Filmen ging es qualitativ auch auf und ab. Der erste Eintrag von 1967 ASTERIX DER GALLIER, war ein ziemlich mies gezeichneter Schnellschuß, der bei vielen Fans gar nicht gut ankam. Die Folgefilme ASTERIX UND CLEOPATRA (1967) und ASTERIX EROBERT ROM (1976) hingegen, sorgten weitestgehend für Begeisterung. Besonders die Jagd nach Passierschein A38 dürfte in den Köpfen der Fans für immer haften bleiben. Bis Mitte der Neunziger sollten noch vier weitere Trickfilme folgen, die allerdings eher vergessenswert waren. Dann, 1999, folgte die Realfilmreihe, in der anfangs noch Gérard Depardieu und Christian Clavier in den Titelrollen glänzten. Doch Clavier verließ die Reihe nach zwei Filmen und es ging wieder steil bergab. 2014 dann übernahmen Alexandra Astier und Louis Clichy das Regiezepter und drehten den ersten computeranimierten Streifen der Reihe ASTERIX IM LAND DER GÖTTER, der die Fans weitestgehend wieder besänftigen konnte. Lediglich die Animationen wirkten noch etwas angestaubt.

Dieses Manko ist nun behoben und auch Christian Clavier kehrte, zumindest als Stimme im Original, in der Rolle des Asterix zurück. Tatsächlich sind die Animationen recht liebevoll (insbesondere die Haare sehen toll aus), auch wenn PIXAR Niveau natürlich nicht erreicht wird. Zum 3D kann ich leider keine Aussage tätigen, da mir seitens des Verleihers nur die „normale“ Blu-ray vorlag. Auf die Qualität des eigentlichen Filmes kann ich aber natürlich eingehen.

Im wesentlichen kann ich bescheinigen, dass der Geist der alten ASTERIX Geschichten hier weitestgehend erreicht wird, obwohl diesmal kein Comic als Vorlage diente. HIer haben sich die Macher wirklich Gedanken gemacht und einen großteil der Gags von einst eingebaut. So gibt es mal wieder ein typisches Streitgespräch zwischen den beiden Freunden („Der Herr Asterix…“) und viele relevante Personen aus den Comics, wie Gutemine, Troubardix, Majestix, Verleihnix und Co. bekamen ausreichend Platz in der Geschichte eingeräumt. Auch der böse Dämonix erinnert optisch nicht von ungefähr an den Seher aus Band 19.

Trotzdem traute man dem Retrocharme nicht auf voller Länge. So wurden FORTNITE Tänze eingebaut, es gibt einen Römer namens Tomcrus (zugegeben, ein netter Gag), hier und da tauchen niedliche Wildschweine und Vögel à la Disney auf und gegen Ende gibt es einen Monsterkampf Marke King Kong gegen Godzilla, was ein wenig zuviel des Guten ist. Auch die Tatsache, dass die weiblichen Gallier hier aus dem Hintergrund treten um politisch korrekt diesmal auch das Kampfzepter zu schwenken, ist streitbar (muss denn alles angepasst werden?). Zudem läuft die Story um den Nachfolger nicht allzu überraschend, auch wenn einige Castinggags (Jesus) ganz nett sind. Als Erwachsener Zuschauer weiß man gleich, wohin der Hase läuft.

Doch das ist kein Beinbruch, denn ASTERIX UND DAS GEHEIMNIS DES ZAUBERTRANKS ist in erster Linie für Kinder gemacht und die haben eine Menge zu lachen. Meine Kids hatten jedenfalls Spaß, auch wenn mein Sohn (Alter 10) hinterher anmerkte, dass die Comics doch besser seien, aber das war ja auch irgendwie nicht anders zu erwarten.

Bild (2,40:1) und Ton (DTS HD 5.1 in Deutsch und Französisch) sind hervorragend. Auch bei der Sprecherwahl der Synchronfassung mit Milan Peschel und Charly Hübner gibts nix zu meckern. Als Bonus gibt es noch ein Making Of, Interviews und eine B-Roll, halt typisches Werbematerial.

Insgesamt also ein nettes Filmchen, welches bei Kids wesentlich besser wegkommt als beim großen Publikum. Aber so sollte es ja auch sein.

Trailer:

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