Damals war alles besser…von wegen. Stand-up-Comedian Bill Burr, hierzulande bekannt aus der Serie BREAKING BAD, seziert in dieser, von NETFLIX und GAUMONT produzierten, Zeichentrickserie genüsslich das traute Beisammensein einer durchschnittlichen US-Kleinstadtfamilie. Ihm zur Seite stehen Hollywoodstars wie Laura Dern, Sam Rockwell und Justin Long. Als Ausführender Produzent gab Vince Vaughn seinen Segen. Dann muss es doch ein Knaller sein…oder? Wir haben die Scheibe von PANDASTORM PICTURES auf den Prüfstand gestellt.

Entworfen von Bill Burr & Michael Price

Sprecher (englisch): Bill Burr, Laura Dern, Justin Long, Sam Rockwell

Sprecher (deutsch): Michael Pan, Maud Ackermann, Julien Haggège, Peter Lontzek

Artikel von Christian Jürs

Der Vorspann gibt bereits die Richtung vor. Wir sehen Frank Murphy, einen jungen Mann, der gerade seinen Abschluß gemacht- und seine Zukunft noch vor sich hat. Ein Überflieger, der abhebt. Doch plötzlich wird die Freundin schwanger, die Rechnungen häufen sich, die Plauze wird größer und die Haare schütter.

Dann finden wir uns im Jahre 1973 wieder. Frank hat einen undankbaren Job bei der Fluggesellschaft Mohican Airways. Doch nicht etwa als Pilot, sondern im Bereich der Gepäckaufbewahrung und -beförderung. Sowohl Freizeit, als auch Geld sind Mangelware. Daheim wartet seine Frau Sue, die als Hausfrau nebenbei mit dem Verkauf von Plast-a-Ware Geld verdient. Wer bei den Dosen und Schälchen an Tupperware denkt, liegt goldrichtig. Auch Sue hat sich ihr Leben, wie wir im Laufe der ersten Staffel herausfinden werden, anders vorgestellt. Die beiden sind außerdem „stolze“ Eltern dreier Kinder. Der Älteste, Kevin, ist ein Tunichtgut, der seinem Vater vor allem im Bereich Schulnoten Kopfzerbrechen bereitet. Sein kleinerer Bruder Billy ist ein Weichei, der auf die Hilfe Kevins angewiesen ist, um nicht dauernd verprügelt zu werden. Die Jüngste im Bunde, Maureen, ist zwar Daddys kleiner Schatz, doch hinter der Fassade verbirgt sich eine draufgängerische Göre, die mit den asozialen Nachbarskindern allerlei Unfug anstellt.

Die erste Staffel umfasst sechs Folgen, in denen wir dem Alltag der Familie Murphy folgen dürfen. Doch so harmonisch, wie uns der amerikanische Traum sonst immer vorgegaukelt wird, geht es hier nicht zu. Besonders Frank, der im Fokus der Serie steht und der sich stehts bemüht, ein treusorgender Vater zu sein, leidet unter permanentem Streß seitens seiner Vorgesetzten, da ein Streik unmittelbar bevor steht. Dieser findet auch tatsächlich im Laufe der ersten Staffel noch statt und wird Franks berufliches Schicksal bedeutend beeinflussen. Nebenbei darf er sich über den sauteuren, von seinem jünsten Sohn jedoch mittels eines Magneten zerstörten, Fernsehers ärgern, Kevin den Stress der Arbeitswelt vermitteln und sich vor allem über den neuen, smarten Nachbarn (inklusive blondem Pornobalken im Gesicht) aufregen, der die heißesten Bräute mit nach Hause nimmt, während zwischen Frank und Sue das Liebesleben reine Routine geworden ist.

„Von den Produzenten von DIE SIMPSONS“ prangt es auf dem Cover, doch auch wenn Frank ein wenig an Homer J. Simpson erinnert, so geht es hier doch wesentlich böser und weit weniger jugendfrei zu. Umso erstaunlicher ist es, dass auf dem endgültigen Cover nicht das angekündigte, blaue FSK 16 Logo, sondern lediglich der grüne FSK 12 Flatschen prangt (welches man dank Wendecover allerdings entfernen kann). Nein, der Witz von F IS FOR FAMILY ist alles andere als jugendfrei und richtet sich eher an ein Publikum mittleren Alters. Jüngere Zuschauer dürften wenig mit der Serie anfangen können.

Ein weiterer Unterschied zur Familie in gelb ist, dass die Handlung hier fortlaufend ist, weswegen quereinsteigen wenig sinnvoll ist. Mittlerweile umfasst die NETFLIX Serie drei Staffeln, eine Vierte ist in der Mache und erscheint auf dem Streamingportal nächstes Jahr. Wer kein Abo hat, muss sich aber nicht grämen, denn PANDASTORM PICTURES hat jetzt die erste Staffel auf den Markt gebracht. Leider, wie bei NETFLIX Produktionen üblich, ohne einen Funken Bonusmaterial. Der Streamingriese geht sehr stiefmütterlich mit den Heimkinoveröffentlichungen um. Dies sollte jedoch niemanden abhalten, sich diese wirklich gelungene, von bitterbösem Witz durchzogene Serie zuzulegen. Es lohnt sich. Auch wenn so manchem das Lachen im Halse stecken bleiben dürfte.

Trailer:

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