KOCH FILMS schließt derzeit so manche Lücke im Regal der Filmliebhaber. Diesmal haben sie den einzigen gemeinsamen Film der Comedylegenden Steve Martin und Eddie Murphy auf blauer Scheibe und somit endlich in HD veröffentlicht. Die beste Gelegenheit, sich diese, in Deutschland einst im Kino leider zu unrecht untergegangene, aber geniale Satire auf die Filmlandschaft Hollywood, anzuschauen.

Originaltitel: Bowfinger

Regie: Frank Oz

Drehbuch: Steve Martin

Darsteller: Steve Martin, Eddie Murphy, Heather Graham, Christine Baranski, Jamie Kennedy, Terence Stamp

Artikel von Christian Jürs

Bobby Bowfinger (Steve Martin) ist ein windiger Produzent kleiner, mieser Billigfilme. Als ihm sein Buchhalter Afrim (Adam Alexi-Malle) jedoch eines Tages ein Drehbuch mit dem Titel Chubby Rain aushändigt, scheint sich das Blatt für Bowfinger International Pictures zu wenden, denn Bobby sieht das Potenzial zu einem großen Blockbuster in dem Alieninvasionsstoff mit dem schrägen Titel.

Flugs lauert er Jerry Renfro (Robert Downey Jr.), dem Manager eines großen Filmstudios, auf, als dieser in seinem Stammrestaurant zu Mittag speist. Der trickreiche Bowfinger kann ihn tatsächlich überzeugen, das Budget für Chubby Rain zu stellen. Die Bedingung lautet allerdings, dass es Bowfinger gelingen muss, den Actionstar Kit Ramsey (Eddie Murphy) für die Hauptrolle zu gewinnen. Unter einem Vorwand ergaunert sich Bobby eine Fahrt in dessen Limousine, doch als er das Drehbuch auspackt, landet er flugs wieder auf der Straße. Seiner Crew, bestehend aus abgehalfterten Schauspielern wie die in die Jahre gekommene Carol (Christine Baranski), einer scheinbar naiven Newcomerin vom Lande namens Daisy (Heather Graham) mit Hang zum „nach oben schlafen“, sowie einer Crew hinter der Kamera, die aus illegal eingewanderten Mexikanern besteht, tischt der verlogene Bowfinger eine weitere Lügengeschichte auf. Er behauptet, dass Ramsey bei seiner Arbeit keinen Kontakt zu den Kollegen pflegt, weswegen er sich und seine Crew vor der Villa des Hollywoodstars postiert und dem unwissenden Schauspieler auflauert. Mit versteckter Kamera filmt die Crew das Geschehen in bester Guerillamanier, indem die Darsteller ihre Drehbuchtexte vor dem Unwissenden Ramsey vortragen.  Aufgebrachte Frauen und von Aliens getroffene Polizisten, die vor seinen Augen zerfließen, sowie allerlei andere eigenwillige Situationen sind allerdings zuviel für das eh schon dünne Nervenkostüm des Megastars. Dieser flüchtet sich in die Hände der Sekte MindHead, die den Hollywoodstar seit geraumer Zeit in ihren Fängen haben. Für Bowfinger eine Katastrophe, scheinen die weiteren Dreharbeiten somit gestorben zu sein. Doch plötzlich findet er mit Jiff (ebenfalls Eddie Murphy) einen zwar zurückgebliebenen und schüchternen jungen Mann, der aber locker als Kits Doppelgänger durchgehen könnte. Der Dreh scheint gerettet.

Multitalent Steve Martin beweist einmal mehr, dass er nicht nur ein brillianter Komiker ist, sondern auch als Drehbuchautor sein Handwerk versteht. Immerhin fungierte er bei vielen seiner Karrierehighlights auch als Schreiberling (u.a. ROXANNE, L.A. STORY, DREI AMIGOS,…). Ursprünglich war der Part von Kit Ramsey für Keanu Reeves entworfen worden (mit dem Martin in EINE WAHNSINNSFAMILIE zusammen gearbeitet hatte). Als Eddie Murphy davon Wind bekam, dass die Rolle nach Reeves Absage zu haben sei, benötigte es kaum Verhandlungen, da dieser unbedingt einmal mit Martin zusammenarbeiten wollte. Eine glückliche Fügung, denn obwohl er nur sechs Wochen Zeit zwischen den Drehs von LEBENSLÄNGLICH und FAMILIE KLUMPS UND DER VERRÜCKTE PROFESSOR hatte, lohnte sich der Stress. So lustig wie hier war Murphy danach höchstens noch in DR. DOLITTLE 2 und als Stimme des Esels in den SHREK-Filmen.

Wer sich in der Hollywood-Filmindustrie ein wenig auskennt, der wird so einige Anspielungen wiederfinden. Die Sekte MindHead steht selbstverständlich für Scientology und Heather Grahams Daisy ist eine direkte Anspielung an Schauspielerin Anne Heche (nicht umsonst wird gegen Ende erwähnt, sie stecke in einer Beziehung mit Hollywoods einflußreichster Lesbe – ein Verweis auf Ellen DeGeneres).

Doch nicht nur Martin, Murphy und Graham, nein, der gesamte Cast weist eine enorme Spielfreude auf. Egal ob Robert Downey Jr. als schmieriger Produzent oder Terence Stamp als Guru von MindHead, alle sind treffend besetzt. Vor allem aber Christine Baranski, die viele als Sheldon Coopers Mutter kennen dürften, beweist enormes Comedytalent und sorgt für jede Menge Lacher. Regisseur Frank Oz, der hier bereits zum vierten Male mit Steve Martin zusammengearbeitet hat (u.a. DER KLEINE HORRORLADEN und ZWEI HINREISSEND VERDORBENE SCHURKEN), ist einfach ein Meister im Inszenieren guter Comedy. Lediglich sein Remake von DIE FRAUEN VON STEPFORD blieb als lauwarme Satire hinter den Erwartungen zurück. Hier aber befand er sich in Topform.

In Topform befindet sich auch die Blu-ray aus dem Hause Koch Films. Bild (1,77:1) und Ton (Deutsch und Englisch in DTD-HD 5.1) sind über jeden Zweifel erhaben. Im Bonusbereich befinden sich ein Audiokommentar von Frank Oz, ein ca. 24 minütiges Making-Of, geschnittene Szenen, Outtakes, eine Behind the Scences Featurette, diverse Trailer und TV-Spots, sowie ein Wendecover ohne FSK-Flatschen. Da grinst nicht nur Jiff glücklich vor sich hin.

Wer intelligente Hollywoodkomödien mag, der liegt hier genau richtig, aber das erwähnten wir bereits kurz nach Eröffnung der Medienhuren-Seite in unserer Steve Martin Podcastfolge. Schade, dass dies der einzige gemeinsame filmische Ausflug der beiden Vollblutkomiker Martin / Murphy (zumindest bis heute) blieb. Chubby Rain ist ein Hit, da hat Bowfinger recht behalten.

Trailer:

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