Der Medienhuren Sommer neigt sich so langsam aber sicher dem Ende zu, jedoch haben wir noch etwas Pulver, das wir gut und gerne verschießen können, immerhin haben wir noch zwei Einsätze im berühmt berüchtigten Wegschlaf-Camp abzuarbeiten. Moment, zwei? Ja, richtig. Bevor Robert Hiltziks spätes Sequel im Jahr 2008 an den Start ging, gab es da noch einen früheren Versuch, die Slasher-Reihe weiterzuführen, welcher aber grandios in die Binsen ging. Vorhang auf, für SLEEPAWAY CAMP 4: THE SURVIVOR (1992/2012)!

Originaltitel: Sleepaway Camp 4: The Survivor

Drehbuch: Tommy Clohessy
Regie: Jim Markovic

Darsteller: Carrie Chambers, Victor Campos, John Lodico

Artikel von Christopher Feldmann

Es gibt so etwas wie ein ungeschriebenes Gesetzt, welches besagt, dass Horror-Franchises niemals enden. Wenn man sich im Genre umsieht, könnte man das glatt unterschreiben. Immer wenn ein Film damit wirbt, dass er der letzte sein wird, kann man davon ausgehen, dass das eine Finte ist und es nicht allzu lange dauert, bis die nächste Fortsetzung auf die Menschheit losgelassen wird. Produzenten sind eben gierig und spült eine Marke regelmäßig Geld in die Haushaltskasse, werden sie einen Teufel tun, eben jene Marke zu begraben. FREITAG DER 13., HALLOWEEN, HELLRAISER, CHUCKY, TEXAS CHAINSAW MASSACRE, SAW, THE CONJURING etc. Die Liste über Franchises, die bis zum Sankt Nimmerleinstag forgesetzt, geremaked oder gerebooted werden, scheint schlicht endlos zu sein. Ähnliches kann man auch über SLEEPAWAY CAMP-Reihe sagen, sollte doch der dritte Teil, in dem Pamela Springsteen ihren zweiten Auftritt als Feriencamp-Killerin Angela hinlegte, der letzte sein, was auch niemanden gewundert hat, war doch TEENAGE WASTELAND ein ziemlich günstiger Slasher, der komplett im Wald gedreht wurde und nur entstand, weil man bei der Produktion von Teil 2 noch etwas Zeit und Geld übrig hatte. Wäre die Reihe so zu Ende gegangen, hätte man durchaus damit leben können. Doch man hat die Rechnung ohne die verantwortliche Produktionsfirma Double Helix Film gemacht, die sich drei Jahre später dachte, dass man doch mal schnell noch einen vierten Teil hinterherschieben könnte. Immerhin waren die SLEEPAWAY CAMP-Filme schon immer sehr günstig, weshalb die Gewinnchancen auf dem Videomarkt relativ gut standen. So wurde SLEEPAWAY CAMP 4: THE SURVIVOR auf den Weg gebracht, der einen ganz anderen Ansatz verfolgte, als seine Vorgänger und den Zuschauer überraschen sollte. Dazu kam es allerdings nie so richtig.

Handlung:
Allison Kramer (Carrie Chambers) wird von Alpträumen geplagt, in denen sie sich immer wieder in einem Feriencamp befindet. Weil sie diese nicht wirklich deuten kann, vertraut sie sich einem Psychotherapeuten an. Dieser hilft Allison, die Träume zu verstehen. Sie war einst in das berühmte Massaker im Camp Arawak verwickelt, was mittlerweile zehn Jahre zurückliegt. Schließlich kehrt sie an den Ort des Geschehens zurück, in der Hoffnung, ihre Erinnerungen zurückzubekommen und sie verarbeiten zu können.

SLEEPAWAY CAMP 4: THE SURVIVOR kann man eigentlich nicht bewerten, ist es doch nicht mal ein richtiger Film. Aber weil wir akkurate Arbeit abliefern wollen, nehmen wir uns kurz die Zeit, um über dieses verunglückte Projekt zu sprechen, welches ursprünglich 1992 gedreht werden sollte. Die Dreharbeiten begannen auch ordnungsgemäß im Oktober und zwar in Oakland, New Jersey. Allerdings trat nach ein paar Tagen die Katastrophe ein. Die Produktionsfirma, Double Helix Films, ging bankrott, weshalb das Slasher-Sequel mitten in der Produktionsphase eingestampft wurde. Der Dreh wurde abgebrochen, obwohl es schon Ankündigungen gab und ein Trailer fertiggestellt wurde. Letztendlich wurden 34 Minuten Material gedreht, welches dann irgendwo in einem Keller landete und dort erstmal vor sich hin moderte, bis etwas davon im Jahr 2002 das Licht der Welt erblickte.

Für die Veröffentlichung einer DVD-Box der SLEEPAWAY CAMP-Filme, wurde das Material als Bonus-Feature herangezogen und auf eine Disc gepresst, quasi als Goodie für die sogenannte Best Buy-Version, die mittlerweile nicht mehr erhältlich sein dürfte. Weiterer zehn Jahre später, machte sich John Klyza, Betreiber der Fan-Site SleepawayCampFulms.com, auf, das gedrehte Original-Material aus dem Jahr 1992 ausfindig zu machen und in seinen Besitz zu bringen, was ihm schließlich auch gelang, da es nicht allzu teuer gewesen sein dürfte. Nun machte er sich, gemeinsam mit Filmemacher Dustin Ferguson, daran, aus den vorhandenen 34 Minuten irgendwie einen Feature-Film zu basteln.

Auch Original-Regisseur Jim Markovic half bei dem Projekt und steuerte Ton-Aufnahmen bei, die als Off-Kommentare der Protagonistin verwendet wurden. Mit Archiv-Aufnahmen der vorherigen drei Filme streckt man die Laufzeit auf 70 Minuten und konstruierte somit ein Fragment, welches dem Zuschauer versucht, eine halbwegs kohärente Handlung aufzubinden. So werden die Szenen aus den ersten drei Teilen als Flashbacks verwendet, die Hauptfigur Allison aus dem Off kommentiert. Dazwischen begegnet sie einem Ranger, der Sex mit ihr haben will und einem Jäger, den sie dann schlussendlich erschießt. Es stellt sich heraus, dass Allison in Wirklichkeit Angela Baker ist, die nach dem dritten Teil an Amnesie leidet und nun ihre Erinnerung, wie auch ihren Wahnsinn zurückgewonnen hat.

Das klingt ziemlich bescheuert, ist es letztendlich auch. SLEEPAWAY CAMP ist ein kleines Kuriosum, welches man als Film gar nicht erst bezeichnen kann, wirken die Original-Aufnahmen aus dem Jahr 1992 doch schon extrem seltsam und es lässt sich nur dunkel erahnen, was dabei herausgekommen wäre, wenn der Streifen seinerzeit fertiggestellt worden wäre. Eigentlich ist der vierte Teil ein Best-Of der gesamten Reihe, werden hier doch alle Highlights nochmal vorgeführt, weshalb der Twist auch gar nicht funktioniert. Ich meine, welche Identität soll Allison schon haben, wenn sie die Kill-Szenen vor sich sieht, sich nicht die eines Opfers. Auch wenn das alles ganz große Kacke ist, sollte man es den Verantwortlichen immerhin zu Gute halten, dass sie sich bemüht haben, die existierenden Aufnahmen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Auch wenn das alles Kraut und Rüben ist, bekommt man immerhin etwas obskure Filmgeschichte präsentiert. Ein Grund, weshalb ich mir hier auch jegliche Kritik spare. Seht es einfach als eine Art Exkurs, das echte Sequel, welches unter dem Titel RETURN TO SLEEPAWAY CAMP 2008 erschien, besprechen wir beim nächsten Mal.

Fazit:
SLEEPAWAY CAMP 4: THE SURVIVOR (1992/2012) ist kein Film, sondern ein Fragment. Ein, in die Binsen gegangenes, Projekt, was von einem Fan mit Archiv-Material rekonstruiert und aufgeblasen wurde. Krude, völlig bescheuert und schwierig anzusehen aber immerhin eine Zusammenstellung von Angelas „Greatest Hits“. Muss man sich nicht ansehen, denn das Production-Footagte gibt es auch gesondert auf YouTube zu sehen.

Trailer:

Christopher auf Letterboxd – Your Life in Film folgen

Zur Kritik „Sleepaway Camp“

Zur Kritik „Sleepaway Camp 2: Unhappy Campers“

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