Einer der letzten großen Hollywoodstars der alten Liga nimmt seinen Hut. Die Rede ist vom ewigen Sunnyboy Robert Redford, der künftig nicht mehr vor der Kamera agieren möchte und die Schauspielrente eingereicht hat. In seinem vermeintlich letzten, großen Auftritt betritt der Mime bekanntes Terrain, spielt er doch, wie einst in DER CLOU, einen charmanten Verbrecher. Die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte besticht durch eine ruhige und lässige Erzählweise. Ob die letzte Bühne Robert Redfords ein würdiger Abschluss seiner 60 Jahre andauernden Schauspielkarriere wurde, lest Ihr im Artikel.

Originaltitel: The Old Man & the Gun

Drehbuch und Regie: David Lowery

Darsteller: Robert Redford, Sissy Spacek, Casey Affleck, Danny Glover, Tom Waits

Artikel von Christian Jürs

Wir schreiben das Jahr 1981. Der in die Jahre gekommene Gauner Forrest Tucker (Robert Redford) kann es nicht lassen. Obwohl er sein halbes Leben im Gefängnis verbracht hat und es dabei immerhin auf stolze sechzehn gelungene Ausbrüche brachte, kann er von seiner Leidenschaft, Banken zu überfallen, einfach nicht loslassen. Dabei benutzt der sympathische Rentner so gut wie nie eine Waffe und bringt stattdessen mit seinem charmanten Auftreten die Bankangestellten dazu, die Kassen für ihn zu leeren.

Als er wieder einmal eine Filiale um ein paar Dollar erleichtert, trifft er auf der Flucht die sympathische Witwe Jewel (Sissy Spacek), die mit ihrem Wagen eine Panne hat. Schnell freunden sich die beiden an und knüpfen zarte Bande, doch auf ihre Frage, womit Tucker seinen Lebensunterhalt verdient, weicht der Charmeur aus. Auch, als er der ihm noch fremden Dame die Wahrheit offenbart, glaubt sie ihm kein Wort. Trotzdem treffen die beiden sich immer wieder.

Der leicht depressive Polizeidetective John Hunt (Casey Affleck), den auch seine Frau treusorgende Frau Maureen (Tika Sumpter) und seine beiden bezaubernden Kinder Tyler (Teagan Johnson) und Abilene (Ari Elizabeth Johnson) nicht aus der Lethargie ziehen können, schöpft neue Kraft und Motivation aus der Jagd nach dem Gentlemanverbrecher. Auch als das FBI ihm den Fall entziehen möchte, lässt der Cop nicht locker.

Derweil plant Tucker mit seinen beiden Kumpanen Green (Danny Glover) und Waller (Tom Waits) ein großes Ding, welches jedoch nicht so glatt wie gewohnt abläuft und bei dem sich Green eine Kugel einfängt. Eine Flucht vor der anrückenden Polizei scheint unmöglich…

Basierend auf Zeitungsartikeln aus dem Jahre 2003, spinnt Regisseur und Drehbuchautor David Lowery (A Ghost Story) eine lässig-entspannte Gangsterballade, die trotz gebremstem Erzähltempo niemals langweilig wird. Zu verdanken ist dies vielen Faktoren. Da wäre der Cast, der durch die Bank weg brilliant agiert. Ob Glover, Waits, Affleck oder Spacek, sie alle stehen dem großen Robert Redford in nichts nach und alle harmonieren perfekt. Dazu gesellt sich die punktgenaue Regie Lowery´s, dem es gelingt, sowohl von Kameraarbeit, als auch von Bildkorn oder den Farben her, die perfekte Illusion eines Filmes, der tatsächlich aus den frühen Achtzigern stammen könnte, zu suggerieren. Lediglich das Alter der Protagonisten deckt den Schwindel auf.

Zudem beträgt die Laufzeit gerade einmal 94 Minuten, was heutzutage geradezu untypisch kurz ist. Allerdings verhindert Lowery so jegliche unnütz aufgeblähte Handlungserweiterung. Pech allerdings für Keith Carradine, der zwar nach wie vor weit oben im Cast zu finden ist, obwohl seine Rolle auf nur wenige Sekunden heruntergekürzt wurde. Dem Film haben diese Einbußen aber nicht geschadet.

Die der Rezension zugrunde liegende Blu-ray besticht durch eine, wie erwähnt, tolle Blidqualität (Format 2,40:1) und einen sauberen Ton (Deutsch und Englisch in DTS-HD 5.1), sowie einer deutschen Audiodeskription für Sehbehinderte (DTS 2.0 Stereo). Das Bonusmaterial bietet neben einer Trailershow noch Interviews mit Cast und Crew (Redford, Spacek, Glover und Affleck). Die Deleted Scenes mit Keith Carradine sind leider nicht vorhanden.

Für seinen letzten großen Auftritt hätte sich Redford keinen besseren Film aussuchen können, zumal es Regisseur Lowery verstand, hier und da kleine Eastereggs aus Redfords Karriere einzubauen. So gleichen die Anfangscredits auffällig denen des Klassikers Butch Cassidy und Sundance Kid und eine Aufnahme des jungen Redford aus Ein Mann wird gejagt hat es gar in den Film geschafft. Doch es gibt noch mehr zu entdecken. Viel Spaß beim Suchen.

The Old Man and the Gun wie der Originaltitel wesentlich treffender lautet, ist ganz großes, kleines Kino, welches ins Regal eines jeden wahren Filmfan gehört. Ob es wirklich der letzte große Auftritt Robert Redfords bleibt, müssen wir abwarten. Immerhin ist der Mime für einen Gastauftritt in Avengers Endgame nochmal schwach geworden.

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