Je oller, desto doller. Anstatt als Rentner mit den Enkeln in den Zoo zu gehen oder beim Bingo Damen gleichen Alters aufzureißen, scheint es Senioren regelmäßig in die Kriminalität (zurück) zu treiben. Eastwood schmuggelt für die Kartelle, Redford überfällt Banken und Michael Caine lässt Schließfächer knacken. In diesem Heist-Movie, basierend auf den realen Hatton-Garden-Einbruch in London im April 2015, macht eine Senioren-Bande von Einbrechern fette Beute, in dem sie sich vom Nebenhaus aus mit schweren Gerät Zugang zum Tresorraum verschaffen. Doch das Glück ist nur von kurzer Dauer, denn die Polizei kommt ihnen schnell auf die Schliche.

Originaltitel: King of Thieves

Regie: James Marsh

Darsteller: Michael Caine, Ray Winstone, Michael Gambon, Charlie Cox, Tom Courtenay

Artikel von Kai Kinnert

Der Ruhestand ist was für Rentner, das findet zumindest Brian Reader (Michael Caine). Seine alten Freunde sitzen im Knast, die Ehefrau ist unter der Erde und auch sonst verflucht der Ex-Ganove seinen ereignislosen Alltag. Ein letztes Mal juckt es ihn in den Fingern, sich und allen anderen zu beweisen, dass er es immer noch drauf hat. Und so versammelt Brian, dem Alter und der modernen Technologie zum Trotz, eine Riege Krimineller der alten Schule um sich und wagt gemeinsam mit ihnen einen riskanten Coup, der als größter Einbruch aller Zeiten in die Geschichte Großbritanniens eingehen wird. Doch es ist wesentlich leichter Beute zu machen, als sie loszuwerden.

Wenn es um Einbruch und Juwelenraub geht, ist Michael Caine erste Wahl. Der Mann passt einfach gut in das Genre des Heist-Movies. Auch das eine Truppe von Rentnern es noch mal wissen will, ist per se ja nicht schlecht, wenn auch wenig originell, denn davon gab es in letzter Zeit so einige Filme. Was auch daran liegen mag, dass es so viele alternde Hollywood-Stars gibt, die einfach nicht aufhören Filme zu drehen und der Gag, Opa knackt nochmal einen Tresor oder raubt ein Casino aus, von vielen Produzenten als lustig empfunden wird. Dummerweise ist es aber nur Clint Eastwood und Robert Redford gelungen, aus dem Setting des kriminellen Renterns auch brauchbare Filme zu machen. Alle anderen dümpelten im Endergebnis eher im lau angekochten Mittelfeld der runden Unterhaltung herum.

Da der Ausgang der Story von EIN LETZTER JOB durch seine realen Ereignisse bekannt ist, stand Regisseur James Marsh vor der schweren Entscheidung, was er nun eigentlich genau in seinem Film zeigen will. Soll es lustig werden, eben weil hier ein paar kauzig-knarzig alte Männer die Hauptrolle spielen? Soll man das Drama der inneren Beweggründe und der Anspannungen während des Bruchs hervorheben, eben weil die Kerle so alt sind und sich durch eine Wand bohren müssen? Beleuchtet man nur die Gier? Oder ist der technische Aspekt des Bruchs optischer Motor für den Streifen, ähnlich wie es Michael Mann mit THE THIEF (1981) brillant vormachte? Oder soll es ein weiterer SNATCH (2000) werden? James Marsh wusste keine Antwort, entschied sich für alles auf einmal und brachte so seinen Film in unnötige Schieflage.

Der flapsige Spaß des Films, sein „snatchigen“ Anflüge im schmissigen Schnitt oder in witzigen Dialogen, wirken deplatziert, denn eigentlich geben die Typen gar keinen Witz her. Die Truppe ist nicht lustig, sondern von Gier und Langeweile getrieben und Marsh verwischt so, dass er eigentlich ein Heist-Drama inszeniert, zu dem er nur selten Zugang findet. Die Musik ist nur selten passend und auch die Cut-Scenes aus THE ITALIAN JOB (1969), die ob der Verbindung zu Michael Caine öfter in den Film geschnitten werden, wirken seltsam als Zitat. Fast so, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen. Marsh hatte kein Vertrauen in die Ausgangssituation, dass seine Jungs eigentlich nur gierige alte Einbrecher sind, die mit einem guten Plan fette Beute machen und dabei völlig vergessen, dass London flächendeckend mit Videokameras überwacht wird und verpasst seinen Hauptdarsteller launige Dialoge und Sekundenschlaf während des Schmiere-Stehens. Bei SNATCH hat das ja auch gut funktioniert, also mussten noch ein paar flotte Cuts zur Beat-lastingen Musik rein und fertig war der völlige Fehlschliff damaliger Ereignisse. Wo es nicht wichtig ist, lässt sich der Film Zeit – und wo Zeit von Nöten wäre, übergeht der Film einfach die Situationen. So sind die Vorbereitungen Husch-Husch schnell abgefertigt und geben kaum Übersicht über die Planung und Organisation des Bruchs. Auch die Ermittlungen der Polizei werden schnell, ohne Dialoge und nur mit ein paar Schnitte auf Computer, Videoaufnahmen und dem Stirnrunzeln durch die Ermittler angedeutet. Selten wurde Polizeiarbeit so wortlos erledigt.

Natürlich ist nicht alles gescheitert an EIN LETZTER JOB, denn immerhin spielt Michael Caine wie immer gut und es gibt dann doch ein paar Szenen, in denen der Regisseur endlich alles im Griff hat und sich aus der langsamen Erzählung heraus Spannung entwickelt. Der mehrtägige Einbruch selber ist ganz gut gelungen und macht einen erheblichen Teil in der Mitte des Filmes aus. Hier finden die vielen Fransen der Inszenierung endlich zusammen und man darf zusehen, wie – die im Kern zerstrittene Bande – mit einem Spezialbohrer die Wand so entkernt wird, dass drei Löcher entstehen, durch die man dann zu den Schließfächern vordringt. Und auch wo die Beute dann gezählt und aufgeteilt wird, kommt Spannung auf. Denn ab hier wird klar, dass nicht jeder seinen Anteil bekommen wird und so mancher mit latenter Aggression zu kämpfen hat. Doch leider reicht das nicht aus, um das inszenatorische Ungleichgewicht wieder in Waage zu bringen.

EIN LETZTER JOB ist ein durchwachsenes Heist-Movie im gemäßigten Erzähltempo, dass leider hier und da sich auf witzig versucht, was der Film aber nicht her gibt. Marsh wäre ein guter Film gelungen, hätte er sich ernsthaft auf die latente Kriminalität und Aggression der Typen beschränkt und sich technisch-nüchtern auf den Einbruch konzentriert, denn gerade diese Spezialisierungen machen Heist Movies erst interessant. Doch so entstand ein Film, der weder Fisch noch Fleisch ist und es einfach verpasst, seine Protagonisten ins korrekte Verhältnis zu den Ereignissen zu setzen. Schade.

Bild und Ton der gesichteten DVD sind gut uns satt, als Extras gibt es ein Making of, Interviews und geschnittene Szenen.

Trailer:

Zurück zur Startseite