Mit einem beeindruckenden Cast, bestehend aus Schauspielern wie Christopher Lee, Denholm Elliot und Richard Widmark, steuerte das Traditions-Gruselhaus HAMMER FILMS hier mit Volldampf dem Bankrott entgegen. Dabei war der Film, der im Fahrwasser von ROSEMARIES BABY entstand, sogar recht erfolgreich. Obwohl die gerade einmal 14 jährige Nastassja Kinski mit ihrem Nacktauftritt für einen zusätzlich finanzfördernden Skandal hätte sorgen können, blieb dieser allerdings aus. Warum Hammer schließlich pleite ging und ob der deutsch coproduzierte Horrorfilm, den uns ANOLIS ENTERTAINMENT hier serviert, trotz aller widrigen Umstände sehenswert ist, klären wir im Artikel.

Originaltitel: To the Devil a Daughter

Regie: Peter Sykes

Darsteller: Richard Widmark, Christopher Lee, Nastassja Kinski, Denholm Elliot, Honor Blackman

Artikel von Christian Jürs

In den späten sechziger- und siebziger Jahren war der Teufel des Öfteren der Bösewicht im Horrorgenre. Sei es Der Exorzist (1973), Das Omen (1976) oder Rosemary´s Baby (1968), jedes Mal hatte der Belzebub seine Finger im Spiel. Mit letzterem Film hat Die Braut des Satans gemeinsam, dass der Gehörnte, wie eine Frau, bei der die biologische Uhr tickt, unbedingt Nachwuchs zum Großziehen und Knuddeln haben möchte.

Behilflich ist ihm diesmal kein Geringerer als Christopher Lee, der hier einen verstoßenen, katholischen Pater namens Michael Rayner mimt. Als neue Beschäftigung gründet dieser in Bayern (!) eine Satanssekte mit dem stimmigen Namen “Die Kirche der Kinder des Herrn”. Als ehemaliger katholischer Geistlicher weiss er halt, wie man mit Kindern umzugehen hat. Doch die Kirche dient nicht etwa Gott, sondern einem dunklen Wesen namens Asteroth. Erstes Opfer der Teufelsanbeter ist Margaret Beddows (Izabella Telezynska), die hochschwanger, von ihrem Mann Henry (Denholm Elliot) in die treusorgenden Hände Rayners übergeben wird. Keine so gute Idee, wie sich rausstellt, denn der massakriert Mami bei der Geburt und badet das Baby in deren Blut. Komisches Volk, diese Bazis.

Es folgt ein Sprung um knapp zwei Jahrzente. Das Baby von einst heißt Catherine (Nastassja Kinski) und steht kurz vor ihrem 18. Geburtstag. Immer noch in den Fängen der Sekte, trägt sie eine topmodische Nonnenkutte. Die typische Unschuld halt, die nicht ahnt, welch finstere Machenschaften Rayner mit ihr plant. Sie soll natürlich die titelgebende Braut des Satans werden und als diese das Kind des Teufels austragen. Doch erstmal wird ihr gestattet, zur Volljährigkeit ihren Herrn Papa in London zu besuchen.

In England angekommen, wird sie von dem amerikanischen Okkultspezialisten John Verney (Richard Widmark) abgeholt, der sich, auf Bitten des verzweifelten Vaters, um das Mädchen kümmern soll, um die Vereinigung mit Dämon Asteroth zu verhindern. Doch Rayner und seine Sekte geben so schnell nicht auf…

Mitte der Siebziger war die Hammer Films Produktion weit mehr als nur am Straucheln. Ihre Vampir- und Frankenstein-Produktionen wurden zwar mit zeitgemäßer Erotik (Nur Vampire küssen blutig) oder gar Martial Arts (Die sieben goldenen Vampire) angereichert, doch die alten Spukgestalten wollten nur noch wenige Gruselfans hinter dem Ofen herlocken. Ihr Versuch, eine typisch britische Variante von Rosemaries Baby zu erschaffen, sollte frischen Wind in die heimischen Lichtspielhäuser und vor allem Zaster in die leeren Kassen bringen. Tatsächlich geriet Die Braut des Satans zu einem an der Kinokasse recht erfolgreichen Horrorfilm. Da im Hause Hammer jedoch bei Produktionsbeginn nur wenig Eigenkapital noch vorhanden war, nahm man die deutsche Produktionsfirma Terra-Filmkunst mit an Bord, die einen Großteil der Produktionskosten stemmte und demnach auch am meisten vom Einspiel profitierte. Für das Britische Traditions-Gruselhaus ein herber Schlag, der mit dem nächsten, erst 1979 entstandenen Kassenflop Tödliche Botschaft, das Ende für das Filmstudio bedeutete (bevor dieses im Jahre 2008 mit dem Horrorfilm Beyond the Rave aus der Asche wieder empor stieg).

Doch was taugt der Film unabhängig von seiner Produktionsgeschichte? Nun, vergleicht man ihn mit Roman Polanskis Klassiker oder den nur wenig später entstandenen Das Omen, dann kann dieser etwas konfus geratene Schinken nur verlieren. Wirkliche Spannung kommt nur selten auf und Hauptdarsteller Richard Widmark sieht man deutlich an, dass er sich öfters fragte, wo er hier wohl hineingeraten sei. Zudem bekommt der Film einen faden Beigeschmack, da man die damals gerade erst 14 jährige Nastassja Kinski in der Begattungsszene ganz schamlos nackt vor die Kamera zerrte. Ihr treusorgender (*hust*) Herr Papa hatte sicherlich keine Einwände. Christopher Lee hingegen, der nackt über das Mädel mit dem Lolitacharme und dem Schmollmund drüber rutschen durfte, ließ sich dagegen doubeln.

Richtig famos aufspielen darf hingegen Denholm Elliot als am Wahnsinn nagender Vater. Knapp vor dem Overacting darf er hier eine Show abliefern, die alle anderen Darsteller auf die Ersatzbank verweist. Schade, dass der Film hier an Irrsinn und Enthusiasmus nicht mithalten kann. Immerhin gibt es ein Wiedersehen mit Ex-Bondgirl Honor Blackman, die als Pussy Galore in die Flmgeschichte einging und auch etwas betagter noch eine Augenweide war.

Richtig toll ist erneut die Veröffentlichung von Anolis Entertainment. Das Bild (1,66:1) in High Definition Widescreen ist gestochen scharf und auch der Ton (Deutsch und Englisch in DTS HD-MA 2.0 Mono) weiß zu überzeugen. Im Bonusbereich darf man sich auf folgende Features freuen: Die  Dokumentation „Dark Arts: Inside ‚To The Devil… A Daughter‘“, ein Interview mit Synchronsprecher Christian Rode, der Kinotrailer in deutscher und englischer Version, die Super-8-Fassung, amerikanische Radiospots, das amerikanische Pressbook, der deutsche Werberatschlag, sowie eine Bildergalerie. Mein Highlight ist aber wie immer der Audiokommentar mit Dr. Rolf Giesen, Uwe Sommerlad und Volker Kronz, der nicht nur wahnsinnig informativ ist, sondern auch noch wesentlich unterhaltsamer als der ganze Film und damit schon den Kauf wert. Das Mediabook bietet zudem ein 28-seitiges Booklet, geschrieben von Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad.

Okkulthorror- und Hammer-Fans können somit bedenkenlos zugreifen. Allen anderen empfehle ich eher nochmal eine Sichtung von Rosemaries Baby. Wer an Hintergründen zur Entstehung des Streifens interessiert ist, kommt am Audiokommentar nicht vorbei.

Trailer:

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