Vom Partner verlassen werden, ist kein schönes Gefühl, besonders, wenn man einfach durch jemand anderen ersetzt wird. Um den Trennungsschmerz auf humorvolle Art und Weise zu bekämpfen, ist ein Griff zur Komödie NIE WIEDER SEX MIT DER EX (2008) nicht die schlechteste Entscheidung. Produziert von Komödien-Spezialist Judd Apatow, und mit HOW I MET YOUR MOTHER-Star Jason Segel prominent besetzt, können einsame Herzen den Kino-Hit jetzt in der Neuauflage von Studiocanal wieder genießen und vielleicht ein bisschen Mut und Selbstbewusstsein tanken, und dabei auch herzlich lachen.

Originaltitel: Forgetting Sarah Marshall

Drehbuch: Jason Segel
Regie: Nicholas Stoller

Darsteller: Jason Segel, Kristen Bell, Mila Kunis, Russell Brand, Bill Hade, Jonah Hill, Paul Rudd…

Artikel von Christopher Feldmann

Es kommt ja nicht so oft vor aber hin und wieder darf es auch mal eine Romantic-Comedy sein, die den heimischen Player bespielt. Das liegt in 90% aller Fälle dann doch eher an meiner Freundin, die gerne auch mal etwas fürs Herz sehen möchte, anstelle dessen, was ich regelmäßig aussuche. Das heißt nicht, dass ich nichts für Komödien, insbesondere die romantischen, übrig hätte, sondern einfach, da wirklich gute Filme dieses Genres sehr selten sind. Das allgemeine Ansehen dieser Gattung scheint ebenso etwas angeknackst zu sein, da diese vor allem in den 2010er Jahren von Katherine Heigl und Jennifer Aniston beackert wurde, deren Filme dann doch eher unterdurchschnittlich sind. Meistens muss es dann Judd Apatow wieder richten, der alle paar Jahre für etwas Licht im Dunkeln sorgt und neben zotigen Gags auch immer wieder Herz für seine Figuren beweist. Zum Glück handelt es sich im Falle von NIE WIEDER SEX MIT DER EX (2008) um einen Film, der von Apatow zumindest produziert wurde und mit einer illustren Besetzung aufwartet. Dabei merkt man den Einfluss des Spezialisten stark, denn die Komödie hat, trotz einiger Längen, das Herz am rechten Fleck und bietet knappe zwei Stunden gute Unterhaltung.

Handlung:
Peter (Jason Segel) ist Musiker und als Komponist für die TV-Serie CRIME SCENE: A SCENE IN CRIME tätig, in der seine Freundin Sarah Marshall (Kristen Bell) die Hauptrolle spielt. Als diese, aufgrund unterschiedlicher Lebenserwartungen und letztendlich eines anderen Mannes, der gutmütigen Couch-Potatoe den Laufpass gibt, versinkt Peter in erbarmungslosem Selbstmittleid und Trennungsschmerz. Angestachelt von seinem Stiefbruder (Bill Hader), entschließt er sich bei einem entspannten Hawaii-Urlaub neue Kraft zu tanken und über seine Ex-Freundin hinwegzukommen, nicht ahnend, dass diese gerade im selben Hotel ihren Liebesurlaub mit dem durchgeknallten Rockstar Aldous Snow (Russell Brand) verbringt. Während der Gehörnte den beiden immer wieder über den Weg läuft, scheint nur Rezeptionistin Rachel (Mila Kunis) für Ablenkung sorgen zu können.

FORGETTING SARAH MARSHALL, so der Originaltitel, erfindet das Rad nicht neu, sondern folgt brav dem gängigen Strickmuster romantischer Komödien. Dieses Strickmuster beginnt meistens mit einer sympathischen Hauptfigur, die zwar oft etwas tollpatschig und unbeholfen wirkt, in den richtigen Momenten aber äußerst smart und likebale daherkommt. Peter ist quasi das Aushängeschild dieses Rollentypus, ist er doch ein bequemer, etwas naiver All-American-Guy, mit dem man leicht connecten kann. Er sitzt gern auf der Couch, trägt mit Vorliebe Jogginghosen und arbeitet hin und wieder an seinem Herzensprojekt, einer Rock-Oper über Dracula, die ausschließlich von Puppen präsentiert wird. Seine Freundin Sarah ist das genaue Gegenteil, nämlich prominent, hochattraktiv und Unternehmungslustig. Dass diese Beziehung nicht von Dauer ist, dürfte dem Zuschauer von Beginn an klar sein und es dauert nicht lange, bis die Exposition abgearbeitet ist und wir uns dann Peters Seite durch allerlei Szenarien manövrieren müssen. Ja, der Film ist vorhersehbar, so vorhersehbar wie alle romantischen Komödien, aber darauf kommt es nicht an. Es muss eben gut verpackt sein, und das ist den Machern hier voll und ganz gelungen.

Mit einem Resort auf Hawaii vermittelt NIE WIEDER SEX MIT DER EX (je öfter ich den Titel höre, erkenne ich wie bescheuert er eigentlich ist) ausgelassene Urlaubsstimmung und das Drehbuch, welches von Hauptdarsteller Jason Segel stammt, nimmt seine Figuren immer noch ernst genug, um zu funktionieren. Komödien haben oft das Problem, dass die Charaktere dermaßen doof und überzeichnet sind, dass es dem Zuschauer schwer fällt, eine Verbindung zu ihnen zu bekommen. Hier ist das nicht der Fall, denn Segel spricht mit einigen guten Szenen vielen Betrachtern sehr wahrscheinlich aus der Seele. Vermutlich jeder ist schon einmal verlassen worden und musste Trennungsschmerz überwinden, wobei es nicht sonderlich förderlich ist, wenn man die Verflossene mit dem neuen Partner trifft, sei es im Restaurant, im Café oder bei anderen Aktivitäten. Dieses Gefühl vermittelt der Film ganz gut und Segel verkörpert seine Rolle authentisch, was ein großes Plus ist. Er führt uns mit viel Charme durch die Story, die einige allgegenwärtige Probleme mit Ex-Partnern aufarbeitet und einige kluge Beobachtungen macht. Wie reagiert man, wenn man die Ex mit dem Neuen turteln sieht? Ignoriert oder beobachtet man sie? Versucht man überlegen zu reagieren und auf cool zu schalten? Bleibt man einfach nett? Es gibt viele Fragen und vermutlich auch viele Antworten, die Peter hier abarbeitet. Er spricht Gleichgesinnten aus der Seele, eine Stärke, an der es vielen anderen Produktionen mangelt.

Natürlich soll so ein Film aber in erster Linie keine differenzierte Charakterstudie werden, sondern mit guten Gags unterhalten. NIE WIEDER SEX MIT DER EX hat zum Glück viele gute zu bieten, die mich oft zum Lachen gebracht haben. Alleine die Momente, in denen es um Sarahs Klischee-Serie mit dem bescheuerten Titel CRIME SCENE: A SCENE IN CRIME geht und William Baldwin den Horatio Cane-Verschnitt gibt, sind großartig. Auch Situationskomik funktioniert und ist größtenteils wirklich lustig, von denen die Yoga-Session und die Dialoge mit zahlreichen prominenten Gastdarstellern am besten sind. Jason Segel beweist hier ein gutes Händchen für Timing und den, Apatow-typischen, Improvisationen. Natürlich ist das nicht alles Gold und man bekommt hin und wieder Szenen, die, je nach Geschmack und Humorverständnis, auch etwas weniger zünden aber im Gesamtpacket ist das schon ziemlich überdurchschnittlich. Mein Lieblingsmoment ist immer noch, wenn Peter eine Kostprobe seiner Dracula-Oper geben darf, was völlig out of Place passiert. Diese vielen schönen Momente machen etwas den letzten Akt wieder wett, der zwar in einer Szene ein gutes Statement setzt, letztendlich aber doch sehr erwartbar endet, nämlich mit Gefühlen, Trennung und Versöhnung.

Neben Segel hat NIE WIEDER SEX MIT DER EX ein echtes Star-Aufgebot zu bieten. Neben Kristen Bell, Mila Kunis und Russell Brand geben sich noch Bill Hader, Jonah Hill, Paul Rudd und Jason Bateman die Ehre, die vor schöner Kulisse und den netten Bildern von Regisseur Nicholas Stoller für ein rundes Paket sorgen. Die Parts der prominenten Schauspieler belaufen sich zwar vermehrt auf etwas bessere Gastauftritte, sorgen aber immer wieder für gute Gags und heitere Momente, besonders Rudd, der sich nach einem langen Gespräch über den Lebenswegs Peters, einen Tag später schon an nichts mehr erinnert. Russell Brand war mit seiner Performance als etwas weirder Rockstar mit Alkohol- und Drogenvergangenheit anscheinend ein Liebling beim Publikum, so dass seine Figur im Jahr 2010 mit MÄNNERTRIP ein eigenes Spin-Off bekam, in dem auch Jonah Hill mit von der Partie ist und Kristen Bell einen Gastauftritt als Sarah Marschall absolviert.

Die Neuauflage aus dem Hause Studiocanal greift auf das Master der Blu-Ray aus dem Jahr 2010 zurück, das Bonusmaterial hat hingegen einige Federn gelassen. Mit Audiokommentar, Featurette, Gag-Reel und Deleted Scenes fallen die Extras etwas schmaler aus.

Fazit:
NIE WIEDER SEX MIT DER EX (2008) ist keine Komödie für die Ewigkeit, sorgt aber für gute Unterhaltung und hat viele schöne Momente in petto. Die Mischung aus lustigen und ernstzunehmenden Figuren, authentischen Beobachtungen, allgegenwärtigen Problemen und gelungenen Gags ist ziemlich spaßig und dürfte einigen Menschen bestimmt aus der Seele sprechen. Garantiert die richtige Wahl für frisch Verlassene, die sich mal aufheitern wollen.

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