Er ist der Mann, den man ruft, um den Teufel zu töten! Keanu Reeves ist zurück, in seiner Paraderolle als unaufhaltsamer Todesengel, der um keinen Kopfschuss verlegen ist. Mit JOHN WICK: KAPITEL 3 (2019) erreicht die Auftragskiller-Saga ihren vorläufigen Höhepunkt, bei dem der Baba Jaga unter den Hitmen wieder für hohen Bodycount sorgen darf. Concorde Home Entertainment hat den Action-Hit jüngst im Heimkino veröffentlicht und wir verraten euch unsere bleihaltigen Eindrücke.

Originaltitel: John Wick: Chapter 3 – Parabellum

Drehbuch: Derek Kolstad, Shay Hatten, Chris Collins, Marc Abrams
Regie: Chad Stahelski

Darsteller: Keanu Reeves, Halle Berry, Ian McShane, Mark Dacascos, Laurence Fishburne, Lance Reddick, Anjelica Huston…

Artikel von Christopher Feldmann

Wer hätte gedacht, dass Keanu Reeves noch einmal mit einer simplen Rolle im Action-Genre für prall gefüllte Kinokassen sorgen würde? Immerhin schien nach der MATRIX-Trilogie (1999-2003) doch mehr oder weniger die Luft aus der Karriere des kanadischen Schauspielers entwichen zu sein, reihten sich doch immer mehr Flops aneinander und auch der Versuch mit einer Big-Budget Produktion noch einmal kräftig abzuräumen, scheiterte mit 47 RONIN (2013) desaströs. Ich bin wahrscheinlich nicht der einzige, der Keanu Reeves schon abgeschrieben hatte, bevor er mit dem Actionfilm JOHN WICK (2014) ein beeindruckendes Comeback hinlegte. Dabei war die äußerst einfach gestrickte Rache-Geschichte in meinen Augen nicht mal wirklich gut, weshalb ich mir bis heute nicht erklären kann, weshalb gerade DIESER Film solche Wellen geschlagen hat und Grundlage für ein äußerst profitables Franchise bildete. Aber egal, immerhin haben die Macher um Stuntman und Regisseur Chad Stahelski mit dem zweiten Teil aus dem Jahr 2017 bewiesen, dass es besser geht und das es im Wickschen Kosmos viel zu entdecken gibt. Diese Tradition wird in JOHN WICK: KAPITEL 3 (2019) konsequent fortgeführt, denn auch wenn der dritte Teil der Reihe inhaltlich absolut leer ist, liefern die Beteiligten dafür die kreativsten und stylischsten Actionszenen des Jahres ab.

Handlung:
Auftragskiller John Wick (Keanu Reeves) hat mächtig Ärger am Hals. Nachdem er Santino D’Antonio, entgegen der Regeln, innerhalb des Continentals getötet hat, steht nun seine Exkommunikation bevor, durch die er alle Privilegien und Dienstleistungen verliert. Komplett auf sich alleine gestellt, muss John nur eines: Überleben. Ein Kopfgeld von 14 Millionen US-Dollar, welches auf ihn ausgesetzt ist, macht dies nicht sonderlich einfach, ist doch nun jeder Killer der Stadt hinter ihm her. Mit Hilfe einer Frau aus seiner Vergangenheit (Anjelica Huston), schafft es Wick nach Casablanca, wo er Sofia (Halle Berry), eine alte Freundin, aufsucht, um mit ihrer Unterstützung Rehabilitation zu erlangen. Währenddessen nimmt eine Richterin (Asia Kate Dillon) das Continental von Winston (Ian McShane) ins Visier und bestraft jeden, der John Wick verbotenerweise Hilfe zu Teil werden ließ. Im Schlepptau hat sie den Killer Zero (Mark Dacascos), der ein Treffen mit dem legendären Gejagten kaum erwarten kann.

KAPITEL 3 setzt genau dort an, wo der Vorgänger aufhörte. John Wick flüchtet sich verletzt durch die Stadt, während an jeder Straßenecke Killer lauern, die nur darauf warten, dass die „Hohe Kammer“ den berühmten Attentäter zum Abschuss freigibt. Dabei lässt der Film den Zuschauer gar nicht groß zur Ruhe kommen, denn prompt prügelt sich John mit dem ersten Schergen in einer Bibliothek, bevor das Ganze in einer rasanten Verfolgungsjagd mündet, bei der neben Stich- und Schusswaffen sogar Pferde zum Einsatz kommen. Getreu dem Fortsetzungs-Motto „Höher, schneller, weiter“ wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Regisseur Stahelski jagt seinen Protagonisten durch immer wildere Actionszenen, die es gerade zum Finale hin immer schwerer haben zu kaschieren, dass hier größtenteils inhaltliche Leere vorhanden ist.

Schon die Storys der ersten beiden Filme waren allerhöchstens rudimentär vorhanden. Man kann den Machern und Autoren durchaus beipflichten, dass es hier nicht um Charakterentwicklung und Spannungsbögen geht, sondern einfach nur um deftige, möglichst kreative und beeindruckende Actionszenen. Damit kann ich durchaus leben, wenn die Subkultur der Auftragskiller mit ihrer stylischen Welt und Prinzipien nicht so interessant wäre, dass es etwas schmerzt, wenn man absolut keine vernünftige Story zur Verfügung hat, um zumindest irgendetwas zu erzählen, was mich bei der Stange hält. JOHN WICK: KAPITEL 3 erzählt nämlich Nichts und führt auch zu Nichts. Selbst am Ende steht man vor der Tatsache, dass alles Gesehene im Film kaum etwas gebracht hat und wir eigentlich in einer ähnlichen Ausgangssituation sind, wie zu Beginn. Man kann auch genauso gut von einem Action-Piece zum Nächsten skippen, ohne dass man irgendetwas verpassen würde.

Was in Teil 3 immerhin gut funktioniert, ist das World Building, bei dem man einen deutlich tieferen Einblick in die Strukturen und Hierarchien der „Hohen Kammer“ bekommt. Dabei wirkt es sich positiv aus, dass man sich im Laufe der Reihe mehr und mehr der Überhöhung hingegeben hat und nun einen eigenen Comic-artigen Stil gefunden hat, der perfekt in das Franchise passt. Das unterfüttert die Ansammlungen an Kämpfen, Shootouts und Verfolgungsjagden zumindest ein bisschen und ich würde mir in dieser Hinsicht für den vierten Teil, der schon bestätigt ist, etwas mehr inhaltliche Substanz wünschen. Es würde der Reihe gut tun.

Abgesehen von den ganzen Kritikpunkten, sind ja vordergründig die Actionszenen wichtig, denn um die geht es bei JOHN WICK ja im Kern. Auch hier muss man zugestehen, dass Teil 3 nochmal, im Vergleich zum Vorgänger, eine ganze Schippe drauf gelegt hat. Keanu Reeves stürzt von einer Schlacht in die Nächste und kämpft mit allem, was ihm gerade in die Finger kommt. Bücher, Messer, Schwerter, Knarren, ja sogar Hunde gehören zu seinen Verteidigungsutensilien. Dabei beweist der Regisseur und sein Team ein gutes Händchen in Sachen Choreographie und Inszenierung. Die Kamera ist nie zu hektisch und immer nah am Geschehen, man hat also die volle Szenerie im Blick und es droht nie, dass man die Orientierung verlieren könnte. Deftige Schusswechsel und Kampfszenen dominieren den Action-Anteil und bekommen oft durch schöne Gimmicks einen netten Spin. Wenn Wick einen Gegner mit Hilfe eines Buches zur Strecke bringt, Pferde für Ordnung sorgen oder Kampfhunde diverse Schergen zerfetzen, macht das alles schon mächtig Laune. KAPITEL 3 lotet kreative Grenzen aus, was für viele eindrucksvolle Momente sorgt, die man so im US-amerikanischen Kino wenig zu Gesicht bekommt. Allerdings nutzt sich die Action bei einer Laufzeit von 130 Minuten dann doch etwas ab. Auch wenn das Finale ordentlich fetzt, hat man dennoch das Gefühl, dass oft wiederholt wird. Wenn man eben schon 100 Headshots gesehen hat, hauen einen zehn weitere auch nicht mehr vom Hocker.

Für den dritten Teil hat man auch die Besetzung noch einmal aufgestockt. Neben Reeves, dessen begrenztes Talent in dieser dankbaren Rolle nicht sonderlich auffällt, und Rückkehrern wie Laurence Fishburne und dem großartig charismatischen Ian McShane, darf dieses Mal auch Halle Berry mitmischen, die zwar keine großartige Relevanz für den Film hat aber immerhin eine solide Leistung abliefert. Auch Anjelica Huston schaut für einen etwas besseren Gastauftritt vorbei. Am meisten freut mich die Besetzung von B-Action Ikone Mark Dacascos, der endlich den Auftritt bekommt, den er auch verdient. Als Killer Zero ist er der heimliche Star des Films.

KAPITEL 3 ist als Blu-Ray, DVD und 4K-Version bei Concorde Home Entertainment erschienen und hat neben dem normalen 2.0 Ton auch einen Dolby Surround 7.1-Mix an Bord, der für druckvolle Unterhaltung sorgt. Die Bildqualität ist um jeden Zweifel erhaben und mit mehreren Featurettes bekommt der interessierte Zuschauer einen netten Einblick in die Entstehung des Films. Runde Sache.

Fazit:
JOHN WICK: KAPITEL 3 (2019) ist das Action-Highlight des Jahres, zumindest in der westlichen Zone. Keanu Reeves lässt reichlich Fäuste und Kugeln fliegen und kämpft sich durch eine Masse an gut choreographierten und kreativ inszenierten Actionszenen, die aber leider mit zunehmender Laufzeit immer weniger kaschieren können, dass das Drehbuch sehr mager ist. Das gute World Building und die charmante Besetzung wiegen dieses Defizit etwas auf aber letztendlich strengen die 130 Minuten doch sehr an. Wer nur coole Action will, ist hier aber mehr als gut aufgehoben.

Christopher auf Letterboxd – Your Life in Film folgen

Zurück zur Startseite