Serienkiller, Vampire, Zombies und andere schreckliche Ungeheuer gibt es wie Sand am Meer, nur die Werwölfe scheinen im kollektiven Bewusstsein neuzeitlicher Horror-Liebhaber irgendwie unterrepräsentiert. Das wollen wir natürlich ändern und präsentieren mit THE HOWLING (1981) unseren heulenden Hurenween-Tipp für Fans haariger, wie auch blutrünstiger Geschöpfe!

Originaltitel: The Howling

Drehbuch: John Sayles, Terence H. Winkless; nach dem Roman von Gary Brandner
Regie: Joe Dante

Darsteller: Dee Wallace, Patrick Macnee, Dennis Dugan, Christopher Stone, Belinda Balaski, John Carradine, Dick Miller…

Artikel von Christopher Feldmann

Im Grusel-Monat treiben viele Gestalten und Geschöpfe ihr Unwesen und weil wir bestrebt sind, so viele Subgenres wie möglich abzudecken, soll es heute zur Abwechslung mal um Werwölfe gehen, die ebenso einen festen Platz im klassischen Horrorfilm inne haben, wie die oben erwähnten Untoten und Blutsauger, die an anderer Stelle bereits besprochen wurden. Werwölfe sind schon seit langer Zeit fester Bestandteil der Popkultur und finden immer wieder ihren Weg in die Unterhaltungsindustrie. DER WOLFSMENSCH (1941) gilt dabei sogar als einer DER Klassiker des Horrorfilms und sorgte dafür, dass die haarigen Bestien über Dekaden hinweg immer wieder ihr Unwesen auf der Leinwand treiben durften und neben Frankenstein, Graf Dracula und der lebenden Mumie zu den ganz Großen Filmmonstern zählen. Nachdem sie ihr Dasein lange Zeit in B-Movies fristen mussten, sorgte John Landis mit AN AMERICAN WEREWOLF IN LONDON (1981) für ein eindrucksvolles Comeback der legendären Kreaturen. Der Film schlug derartig hohe Wellen, nicht nur aufgrund seiner herausragenden Effekte, dass dabei ein kleiner Streifen etwas unterging, der nur wenige Monate zuvor über die Leinwände flimmerte. Dabei muss sich Joe Dantes THE HOWLING (1981) nicht vor dem eben erwähnten Referenzwerk verstecken, sondern kann gut damit mithalten.

Handlung:
Die Fernsehreporterin Karen (Dee Wallace) ist nach einer Begegnung mit dem gesuchten Serientäter Eddie (Robert Picardo) derartig traumatisiert, dass sie eine Therapie bei Dr. George Waggner (Patrick Macnee) beginnt, um die Ereignisse zu verarbeiten und in ein normales Leben zurückzufinden. Doch schnell bemerkt sie, dass in dem dazu gehörigen Zentrum und dessen Inselanlage seltsame Dinge vor sich gehen. Andere Patienten verhalten sich merkwürdig und ein unheimliches Heulen sorgen für schlaflose Nächte. Als auch noch Eddies Leiche aus der Pathologie verschwindet und Karens Kollegen Terry (Belinda Balaski) und Chris (Dennis Dugan) Anzeichen für die Existenz von Werwölfen entdecken, spitzt sich die Lage zu.

Die ersten Minuten von THE HOWLING spielen mit der Erwartungshaltung der Zuschauer und wirken wie eine etwas softere Variante des Grindhouse-Klassikers MANIAC (1980). Unsere Protagonistin Karen geht durch die dunklen Gassen von Los Angeles, um nach Eddie Quist zu suchen, der ihr schon länger nachstellt. Die Suche endet in einem schmierigen Porno-Kino, inklusive Screening einer Vergewaltigung. Schon hier erzeugt Dante eine spannende, unheilvolle Atmosphäre, die, zusammen mit dem Gezeigten, fast wie das Finale eines anderen Films wirken. Doch der Horror geht weiter. Weg vom populären Serienkiller-Film, hin zum klassischen Creature-Grusel, zum phantastischen Horrorfilm, der besonders in den 1960er und 1970er Jahren Hochkonjunktur hatte und schon immer prägend für die Arbeiten Joe Dantes waren.

Auch hier bedient sich der ehemalige Corman-Spezi klassischen Mustern und erzeugt eine vordergründig heile Umgebung, unter der das übernatürliche Grauen brodelt und nur darauf wartet, sich den Protagonisten und den Zuschauern zu zeigen. Dante kombiniert hier klassischen Horror mit modernen Elementen und hievt damit altbackenes auf ein neues Level. Die Story ist dabei gar nicht mal so wichtig und die Charaktere eher zweckdienlich, stattdessen geht es hier fast ausschließlich um die unheilvollen Stimmungen und die Schocks. Desweiteren nutzt der Regisseur sein Werk, um seinen Vorbildern die Ehre zu erweisen, denn nicht aus Zufall sind alle Charaktere nach berühmten Genre-Regisseuren benannt, die allesamt Erfahrung mit Werwölfen haben.

Patrick Macnees Figur ist nach dem Regisseur George Waggner benannt, der den bereits erwähnten Klassiker DER WOLFSMENSCH inszeniert hat, Terry Fisher stellt eine Hommage an Terence Fisher dar, der neben DRACULA (1957) mit Christopher Lee auch den Werwolf-Film DER FLUCH VON SINIESTRO (1961) verantwortet hat und Sender-Chef Fred Francis Namensvetter Freddie Francis war Haus und Hof-Regisseur bei den HAMMER STUDIOS und inszenierte unter anderem DIE LEGENDE VOM WERWOLF (1975). Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen und wird mit Genre-Gesichtern wie Dee Wallace und Dick Miller abgerundet, der eine kleine Nebenrolle als Leiter einer Bücherei für okkulte Literatur inne hat. Auch Dantes ehemaliger Brötchengeber Roger Corman hat einen Gastauftritt als Passant in einer Telefonzelle.

Neben Dantes Geschick als Regisseur für Spannungsmomente, glänzt THE HOWLING zudem durch die hervorragenden Effekte von Rob Bottin. Ursprünglich sollte Rick Baker die Arbeit übernehmen, wechselte aber kurzfristig zum Konkurrenzprodukt von John Landis und heimste dafür einen Oscar ein. Aber THE HOWLING muss sich dahinter nicht verstecken, denn Bottin, der unter anderem Carpenters THE THING (1982) veredelte, zelebriert einige schöne Make-Up-Szenen, die auch heute noch restlos überzeugen können. Wie auch beim amerikanischen Kollegen in London, stellt hier eine Verwandlungsszene das Prunkstück des Films dar. Auch das Finale weiß zu gefallen und punktet mit einem actionreichen Showdown, sowie einer tragischen Note, die den Film noch eine Spur besser macht als er ohnehin schon ist.

Leider sorgte das auch dafür, dass THE HOWLING einige Sequels nach sich zog, wie zum Beispiel das trashige Follow-Up YOUR SISTER IS A WERWEWOLF (1985), für das sich Darsteller Christopher Lee sogar persönlich bei Dante entschuldigte. Auch die weiteren sechs DTV-Fortsetzung, von welchen zuletzt THE HOWLING REBORN im Jahr 2011 erschien, konnten dem Original in keinster Weise das Wasser reichen.

Der Film ist auf DVD und Blu-Ray bei Studiocanal (ehemals Kinowelt) erhältlich und als Mediabook-Variante bei 84 Entertainment.

Fazit:
Joe Dantes Werwolf-Schocker THE HOWLING (1981) verbindet klassischen Horror des phantastischen Films mit einem, damals, modernen Stil. Joe Dante liefert tolles Spannungskino, dessen Story und Figuren manchmal etwas blass bleiben, dessen Effekte und Horror-Szenen aber heute immer noch tadellos funktionieren. Für einen kuscheligen Grusel-Abend genau die richtige Wahl!

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