Nach 14 Jahren hielt es Rob Zombie für eine kongeniale Idee, eine Fortsetzung zu seinem wahrscheinlich gelungensten Werk, THE DEVIL’S REJECTS (2005), zu drehen. Mit knappem Budget und einigen Holprigkeiten entstand 3 FROM HELL (2019), in dem die berüchtigten Anti-Helden aus der Firefly-Dynastie wieder ihren blutigen Gelüsten nachgehen. Nun erscheint das Sequel unter der Flagge von Studiocanal im Heimkino und wir klären, ob sich der neuste Streich des Schock-Rockers lohnt.

Originaltitel: 3 From Hell

Drehbuch & Regie: Rob Zombie

Darsteller: Sheri Moon Zombie, Bill Moseley, Richard Brake, Jeff Daniel Phillips, Dee Wallace, Danny Trejo, Kevin Jackson, Sid Haig…

Artikel von Christopher Feldmann

Rob Zombie sorgt seit seinem Regie-Debüt HAUS DER 1000 LEICHEN (2003) für gespaltene Meinungen. Während anspruchslose Gore-Hounds die Ergüsse des rabiaten Auteurs einfach nur geil finden, runzeln viele Filmfans und Kritiker meistens nur die Stirn. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo in der Mitte, sind in Zombies Vita doch Licht und Schatten zu finden. Während sein Erstling als durchgeknallte Gewaltorgie zumindest ein kleines Fandom sein Eigen nennen kann, sind sich die meisten einig, dass Filme wie 31 (2016) einfach nur Dreck sind. Auch seine Neuinterpretation von John Carpenters Klassiker HALLOWEEN (2007) sorgte für geteilte Meinungen. Das Bisschen an Kredit, das er für viele damit generierte, verspielte er zumindest gleich wieder mit dem unsäglichen HALLOWEEN 2 (2009). Im Falle von THE DEVIL’S REJECTS (2005), der Fortsetzung seines Debüts, attestieren ihm die meisten zumindest ein gewisses Maß an Talent für knackige Genre-Unterhaltung. Das blutige Road-Movie vereinte auf gekonnte Weise Horrorfilm und schwarze Komödie und dekonstruierte seine Anti-Helden nach Strich und Faden, nur um sie in einem runden Abschluss im Kugelhagel sterben zu lassen. Dass Zombie ausgerechnet dieses gelungene Ende negiert, um mit dem unsäglich schlechten 3 FROM HELL (2019) noch ein paar Dollar abzugreifen, schmerzt somit schon in gewisser Weise. Wenn dann noch alles Gute über Bord geworfen wird, um wieder nach Belieben den eigenen gewaltverherrlichenden Vorlieben in diesem verunglückten Machwerk zu frönen, stellen sich zumindest mir persönlich die Nackenhaare auf.

Handlung:
Nachdem verhärenden Kugelhagel wurden die flüchtigen Mitglieder der Firefly-Familie für tot gehalten. Doch wie durch ein Wunder haben Baby (Sheri Moon Zombie), Otis (Bill Moseley) und Captain Spaulding (Sid Haig) überlebt und wurden für ihre zahlreichen Verbrechen verurteilt. Während Spaulding in der Zwischenzeit durch die Giftspritze exekutiert wurde, gelingt es Otis, mit Hilfe seines Halbbruders Winslow Foxworth Coltrane alias „Midnight Wolfman“ (Richard Brake), aus dem Straflager zu entkommen. Nun machen sich die beiden Psychopathen daran, Schwester Baby ebenfalls aus dem Gefängnis zu befreien. Mit der verrückten Serienmörderin im Schlepptau und zahlreichen hinterlassenen Leichen, gelingt dem Trio die Flucht nach Mexiko. Doch auch dort bleiben die Drei nicht lange unerkannt.

Wer hat eigentlich auf 3 FROM HELL (2019) gewartet? Vermutlich niemand!

In seinem nunmehr achten Film macht Rob Zombie genau das, was er am besten kann: Unsympathische Arschlöcher menschenverachtende Dinge tun lassen. Wirklich mehr kann man über die Handlung dieses Films nicht sagen, hatte der Autor und Regisseur augenscheinlich doch keine einzige brauchbare Idee für sein unnötiges und viel zu spätes Sequel auf der Pfanne. Der Film beginnt als eine Art Mockumentary und bombardiert den Zuschauer mit Nachrichtensendungen und Fernsehberichten im Retro-Style, stimmt zur Verklärung seiner Figuren an und versucht ganz plump die Faszination für Psychopathen zu kitzeln, denn immerhin sind es drei widerwärtige Serienmörder, mit denen wir uns die kommenden 100 Minuten abgeben müssen. Was dann folgt sind verschiedene Szenarien, die eigentlich gar nicht zusammenpassen. Zombie treibt sich ein wenig im Frauenknast-Genre herum, bevor er über ein Home-Invasion Intermezzo Richtung Road-Movie geht. 3 FROM HELL wirkt wie eine lose Abfolge von Handlungsteilen, die man beliebig zusammengesetzt hat, ohne einen wirklich roten Faden haben. Zudem recycelt der Filmemacher und Musiker lediglich sein eigenes Material, hat man doch die meisten Versatzstücke bereits in THE DEVIL’S REJECTS gesehen, nur eben wesentlich besser.

Spannung sucht man in dieser dünnen Story vergebens, denn wir folgen den drei Protagonisten lediglich von Szenario zu Szenario und dürfen ihren gewalttätigen Trieben beiwohnen. So gibt es etwas perversen Schabernack mit der Familie eines Gefängnisdirektors, einen kurzen Stopp in einem abgerockten Motel und schließlich nackte Nutten und hüftsteife Action in Mexiko. Man spürt sehr schnell, dass das Skript beim eigentlichen Dreh kaum existent war, viele Szenen einfach spontan entstanden und Dialoge improvisiert wurden. Die Dialoge sind indes so eine Sache, denn wie so oft im Schaffen Zombies, wird wieder White-Trash der schlimmsten Sorte zelebriert, in jedem Satz muss mindestens einmal das Wort Fotze oder Bitch vorkommen und selbst wenn eine Figur kein mordender Psychopath ist, ist sie dennoch verabscheuungswürdig. So versucht man fast schon die Gräueltaten des titelgebenden Trios zu rechtfertigen, denn alle anderen Charaktere sind mindestens genauso scheiße.

Für sein neustes Werk, hat sich Zombie wieder einige bekannte Gesichter des B-Kinos zusammengesucht, die 3 FROM HELL „veredeln“ dürfen. Auf der anderen Seite sollte man aber wissen, dass der Film auch eine kleine Mogelpackung ist. Anders als angekündigt, darf Genre-Legende Sid Haig nur einen Mini-Auftritt absolvieren. Der bereits verstorbene Mime war bei Drehbeginn schon so schwer erkrankt, dass er seine Szenen nicht hätte stemmen können, weswegen die ursprüngliche Story komplett verworfen und eine neue spontan erdacht werden musste. Als Alternative bekommt man mit dem „Midnight Wolfman“ einen neuen, bisher nie erwähnten, Verwandten präsentiert, auf dessen Vergangenheit auch zu keinem Zeitpunkt eingegangen wird. Dabei ist Richard Brake der wohl charismatischste Darsteller in dieser Riege und bringt ein gewisses Maß an Potenzial mit. Bill Moseley spielt seinen Part als mordender Zausel routiniert, während Zombies Bückstück Sheri Moon den Löwenanteil für sich beanspruchen darf, was dem Film letztendlich den Todesstoß gibt. Die Muse des Regisseurs ist in diesem Film absolut unerträglich, nervtötend und overacted bis zum Erbrechen. Baby wirkt wie ein zugekokstes Eichhörnchen, nur asozialer. Dazu gesellen sich Genre-Veteranen wie Jeff Daniel Philipps, Dee Wallace und Clint Howard. Selbst Danny Trejo schaut nochmal für ein kurzes Cameo vorbei.

Selbst wenn die Besetzung ganz nett ist, rein inszenatorisch liefert Rob Zombie hier seine Bankrotterklärung. Auf visueller Ebene ist 3 FROM HELL einfach nur unbeschreiblich hässlich und uninspiriert. Egal wie schlecht 31 (2016) auch war, es gab zumindest ein paar nette Einstellungen und okayische Einfälle. Der hier vorliegende Film hat davon gar nichts. Man sieht das geringe Budget an allen Ecken und Enden, der Schnitt ist unsäglich und erinnert an Rohrkrepierer wie TAKEN 3 (2014), für die Effekte wird billigstes CGI verwendet und über alles legt man dann den Instagram Grindhouse-Filter. Auch der actionbetonte Schluss ist dermaßen hüftsteif inszeniert und kann nicht überzeugen, zumal er noch die Chance auf einen weiteren Teil der Reihe erhöht, den wir uns hoffentlich nicht ansehen müssen.

3 FROM HELL erscheint nach stark limitierter Kino-Auswertung nun fix im Heimkino, ungekürzt mit einer Freigabe ab 18. Man sollte daran denken, dass es sich bei der Veröffentlichung aus dem Hause Studiocanal lediglich um die Kinofassung handelt, die zu Gunsten eines R-Ratings in den USA erstellt wurde. Es existiert ebenfalls eine Unrated-Version, die in Übersee bereits veröffentlicht wurde. Ob wir diese auch in Deutschland sehen werden, steht noch nicht fest. Bild- und Tonqualität sind, gemäß der filmischen Qualität, in Ordnung und als Bonus gibt es auf der Scheibe noch den Trailer und ein Making-Of.

Fazit:
Mit 3 FROM HELL (2019) präsentiert uns White-Trash-Horror-Gott Rob Zombie eine Fortsetzung zu seinem wahrscheinlich besten Film und liefert damit einen der schlechtesten seiner gesamten Regie-Karriere ab. Der dritte Teil der Firefly-Saga ist ein unsäglich schlechtes, miserabel geschriebenes, sowie ekelhaftes Machwerk, dass sich auf billigste Art und Weise an pubertären Gewaltfantasien aufgeilt, dabei aber nichts zu erzählen hat. Ein Film, den kein Mensch braucht und trotzdem zolle ich Rob Zombie ein wenig Respekt, dass er die infantile, pseudo-provokative Edgy-Nummer seit nunmehr 16 Jahren konsequent durchzieht.

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