John Carpenters VAMPIRE hatten es nicht leicht in Deutschland. Es waren aber nicht die Kreuze, Holzpflöcke und das Sonnenlicht, die die Blutsauger aufzuhalten drohten, sondern die heimischen Zensoren. Von der FSK einst ungekürzt mit einer 18er Freigabe versehen, landete diese Version schnell auf dem Index. Die damalige FSK 16 Fassung war nur noch als Rumpf zu bezeichnen. Als 2015 die erste, als ungekürzt angekündigte Blu-ray veröffentlicht wurde, war die Freude bei den Fans groß. Tatsächlich aber war auch diese Fassung, wohl aufgrund eines Masterfehlers, nicht komplett. Jetzt, nachdem die Indizierung aufgehoben und der Film von der FSK mit einer ungekürzten 16er Freigabe rehabilitiert wurde, kommt STUDIOCANAL mit einer Neuveröffentlichung daher, die die Aufschrift UNCUT zu recht trägt. Wir haben uns die Veröffentlichung einmal angesehen…

Originaltitel: Vampires

Regie: John Carpenter

Darsteller: James Woods, William Baldwin, Sheryl Lee, Thomas Ian Griffith, Maximilian Schell, Gregory Sierra

Artikel von Christian Jürs

Jack Crow (James Woods) hat einen Hass auf Vampire. Aus gutem Grund, wurde doch einst sein Vater mit dem Untotenvirus infiziert. Als dieser seine Mutter zerfleischte, erlegte Jack seinen ersten Blutsauger. Ein Ereignis, das ihn geprägt hat für den Rest seines Lebens.

Bessesen vom Gedanken, die Vampirbrut ein für allemal auszulöschen, führt Jack einen Trupp Söldner im Auftrag des Vatikan an, um die Nester der Blutsauger auszuheben. Als die Truppe eine erfolgreiche Jagd irgendwo in einem Motel in New Mexiko mit Alkohol und Prostituierten feiert, sprengt Obervampir Valek (Thomas Ian Griffith) die Feier und löscht das Söldnerteam in einem blutigen Amoklauf aus. Lediglich Crow und seine rechte Hand Montoya (William Baldwin) überleben das Massaker unbeschadet. Mit der Prostituierten Katrina (Sheryl Lee) im Schlepptau, die allerdings von Valek gebissen wurde, sinnt Jack auf Rache. Kardinal Alba (Maximilian Schell) stellt Crown jedoch, anstelle eines neuen Teams, lediglich den unerfahrenen Priester Adam Guiteau (Tim Guinee) an die Seite. Keine gute Vorraussetzung für den Kampf gegen den Oberuntoten und seine Armee. Zumal Valek ein heiliges Kreuz sucht, welches ihm die Macht geben könnte, zukünftig auch bei Tag auf Erden zu wandeln, was ihn quasi unbesiegbar machen würde. Ein Wettlauf gegen die Zeit, auch für Katrina, die sich langsam aber sicher in ein Geschöpf der Nacht zu verwandeln droht…

Als John Carpenter im Jahr 1998 mit seiner Interpretation der legendären Blutsauger daher kam, hatte er große Konkurrenz. Wesley Snipes ging in diesem Jahr ebenfalls auf Vampirjagd in der erfolgreichen Comicverfilmung Blade. Diese hatte an der Kinokasse ganz klar die Nase vorn. Trotzdem zeigten sich die Fans des Altmeisters zufrieden, da Vampires qualitativ nach den beiden Gurken Flucht aus L.A. und Das Dorf der Verdammten ein kleiner Quantensprung war. Seine Vampirgeschichte kam allerdings weniger horrorlastig als gewohnt daher und entpuppte sich mehr als Hommage an den staubigen, dreckigen Italowestern, in dem die Grenzen zwischen Gut und Böse fließend waren.

So ist Jack Crow dann auch kein wirklich sympathischer Typ. Die einzige Gefühlsregung, die er uns offenbart, ist grenzenloser Hass. Und so flucht er sich unentwegt durch den Film, während er meist cool mit Sonnenbrille dabei agiert. Erst gegen Ende zeigt er, dass ihm immerhin die Freundschaft zu Montoya etwas bedeutet. Genauer darauf ein gehe ich aber nicht, denn das wäre ein Spoiler. Generell ist es aber schwierig, in Carpenters Vampirwestern eine Identifikationsfigur zu finden. Die Söldnertruppe zu beginn besteht nur aus saufenden, dauergeilen Idioten, deren Ableben dem Zuschauer an der Kimme vorbei geht. Hier kann der Film lediglich mit ein paar netten Splattermomenten punkten, die Figuren sind einem ziemlich wumpe. Montoya zeigt sich im Laufe des Filmes dann etwas menschlicher, wenn er MItleid und Sympathien für die angehende Vampirdame hegt. Am ehesten ist es der junge, unerfahrene Priester Guiteau, der die Gunst des Publikums gewinnen kann. Für einen echten Spannungsbogen reicht sein Charakter allerdings auch nicht. Eine der Schwächen des Films.

Sein größtes Problem hat der Streifen aber damit, dass er sein Pulver gleich am Anfang verschießt. Ist das erste Ausräuchern eines Vampirnests noch recht gruselig und auch spannend inszeniert, bieten die späteren Jagdszenen wenig Neues. Seinen Splatterhöhepunkt hat der Film zudem mit Valeks früher Rache am Team. Leider enttäuscht ausgerechnet das Finale ein wenig, vor allem, weil es flugs vorbei ist. Da wäre mehr drin gewesen, Herr Carpenter.

Die Szene, in der Valek die überraschte Katryna zwischen ihren Beinen mit seinen Zähnen verwöhnt, versprüht dafür herrlich altmodische Vampirerotik wie einst zu Zeiten von Hammer Films, leider bleibt dieser Moment der Einzige seiner Art, da die Vampire die restliche Zeit nur wie fauchende, blutgierige Bestien agieren.

Trotz alledem ist John Carpenters Vampire kein Ausfall in der Filmographie des Altmeisters, die hatte er kurz davor und auch kurz darauf mit seiner SciFi-Horror-Gurke Ghosts of Mars. Alleine die Musik, die typische Carpenterklänge mit Westernmotiven vermischt, ist eine Wucht. Woods und Baldwin agieren zudem so cool, dass es Spaß bereitet, ihnen bei der Jagd zuzusehen, auch wenn vor allem Woods ein paar sympathischere Charakterzüge hätte erhalten dürfen. Das für den Regisseur typisch offene Ende, welches fast ein wenig versöhnlich für John Carpenter daher kommt, ist dafür ein echter Pluspunkt, denn dort darf auch Jack Crow endlich ein paar wenige Emotionen zeigen.

Bild (2,40:1) und Ton (Deutsch und Englisch in 5.1 DTS-HD MA) sind ausgezeichnet. Der Masterfehler der Vorgängerveröffentlichung wurde zudem behoben. Als Bonus gibt es ein Making Of, Trailer und ein Wendecover ohne FSK Flatschen.

Auch wenn John Carpenters Vampire nicht zu den Sternstunden des Meisters gehört, ist er dennoch sehenswert. Besser als der zeitgleich entstandene CGI-Overkill Blade ist er allemal. Ich empfehle übrigens, den Film im englischen Original zu schauen, da James Woods Gefluche in der Synchronfassung deutlich abgemildert wurde. Zudem passt seine Stimme (Gudo Hoegel) so gar nicht. Da wäre Manfred Lehmann die bessere Wahl gewesen. Trotzdem ein netter Carpenter.

Zurück zur Startseite