Das verspricht doch mal knackige Action und Abenteuer über die Gründung Roms. Um es kurz zu machen: das Versprechen wird eingehalten und von CAPELIGHT PICTURES angeboten. Regisseur Matteo Rovere hatte einen kleinen, bodenständigen Film im Sinn, der die Brüder Romulus und Remus mit einer handvoll Leute im Kampf mit sich, der Natur, Visionen und Gegnern den Tiber hinaufschickt, um am Ende schicksalhaft die Stadt Rom zu gründen. Doch Action allein ist nicht alles, denn der ganze Spaß muss ja auch noch irgendwie zusammengehalten werden. Aber hatte Rovere da die richtigen Ideen?

Originaltitel: Il primo re

Regie: Matteo Rovere

Darsteller: Alessandro Borghi, Alessio Lapice, Fabrizio Rongione, Tania Garribba

Artikel von Kai Kinnert

Die Brüder Romulus und Remus führen ein einfaches Leben als Schafhirten an den Ufern des Tibers, bis ihnen die Götter eines Tages nicht mehr gewogen zu sein scheinen. Die Geschwister werden von einer riesigen Flutwelle überrascht und von der Strömung mitgerissen. Fernab ihrer Heimat gelingt es den geschwächten Männern sich an Land zu retten, wo sie jedoch von Kriegern der Stadt Alba Longa aufgegriffen und als Gladiatoren versklavt werden. Doch den Brüdern gelingt es, sich und ihre Mitgefangenen zu befreien. Auf der Flucht vor ihren Verfolgern beschließen Romulus und Remus, getrieben von der Hoffnung auf Freiheit, eine neue und sichere Stadt zu errichten. Aber nur einem der Brüder ist die Herrschaft über das neue Reich bestimmt, das als eines der größten Imperien in die Geschichte eingehen wird.

Eben noch in eine Vision vertieft, werden Romulus und Remus mit ihrer kleinen Schafherde schon in den ersten drei Minuten des Films von einer Flutwelle erfasst, durch das Wasser gewirbelt, verletzt ans Ufer gespült und sogleich von den Kriegern eines nahegelegenen Dorfes gefangengenommen, wo die beiden Brüder dann alsbald in einem Kampf gegeneinander antreten dürfen. Die Sklaven sollen sich vermöbeln, denn nur der Stärkste wird überleben und verkauft werden. Die Brüder drehen daraufhin den Spieß um und generieren mit den anderen Sklaven den Angriff auf die Bewacher. Dabei geht es deftig zur Sache und die Sklaventruppe macht sich davon, wandert den Tiber hinauf. Unterbrochen von Dialogen und Visionen, gerät der Trupp immer wieder in einen internen Konkurrenzkampf diverser Führungsansprüche und Angriffen von Außen, wobei es jedes Mal wieder knackig zur Sache geht. Nicht übermäßig blutig, also kein Quatsch a la „300“, aber dennoch zünftig und weitestgehend handgemacht. Die Schauspieler haben viel Zeit mit dem Stunttraining verbracht, etwas, was dem Film zu Gute kommt. Regisseur Matteo Rovere wollte Action und Natur und beides bringt er recht gekonnt auf die Leinwand.

Weitestgehend im natürlichen Licht irgendwo in der Pampa gedreht, findet THE FIRST KING – ROMULUS & REMUS gute Bilder für seine Abenteuerstory. Teilweise taucht Rovere seine Waldaufnahmen in künstlichen Nebel, der aber geschickt und optisch gelungen sphärisch die Tiefe des Bildes erfüllt und so manchen Szenen eine mythisch-abenteuerliche Kraft gibt. Überhaupt gibt es immer wieder ein gutes Zusammenspiel zwischen Kamera und Licht in kraftvollen Natursettings. Der kleine Film, es gibt keine großen Szenen mit vielen Darstellern in breiter Kulisse, wird so ganz groß und das macht Spaß. Da hat sich jemand was gedacht, da gab es ein optisches Konzept für den Film und eine Kamera, die das ohne großen Aufwand umsetzen konnte. So manche Aufnahme ist einfach schön. Nicht im kitschigen Sinne, sondern im Zusammenspiel aus Handlung und Umgebung. Ob nun Funken fliegen, Licht in die Kamera bricht, der Nebel Schemen erzeugt, Wasservögel im rechten Moment vorbei fliegen oder das Gegenlicht die ansonsten entschlackte Mythologie der Handlung auffrischt – dieser kleine Film hat sich viel einfallen lassen, um ein Gleichgewicht zur Größe der Story aufzubauen. Dazu kommen die Kämpfe, die doch einen größeren Teil der Laufzeit einnehmen und wirklich solide gemacht sind. Kamera und Stunts sind gut im Timing, die Mischung aus digitalen und analogen Effekten funktioniert.

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten und so strauchelt THE FIRST KING – ROMULUS & REMUS, wenn auch nur marginal, in seinen Dialogszenen. Der Film ist kein Historienfilm im eigentlichen Sinne, denn es gibt quasi nichts historisch belegtes über die Gründung Roms – außer die Mythologie über Romulus und Remos, die in einem Weidenkörbchen am Tiber angespült und von einer Wölfin aufgenommen und gesäugt worden sind. Später spielten noch ein Hügel am Tiber und die Sicht eines Adlers für die Gründung Roms eine Rolle. Das fehlende Wissen um Rituale oder den Glauben der damaligen Personen wird nun durch die Interpretationsebene des Regisseurs aufgefüllt, der irgendwie irgendetwas fehlt. Weniger wäre hier mehr gewesen, denn gerade so um 68 Minuten herum wird es dann doch im Text etwas bemüht. Der längere Dialog ist – insgesamt – schlichtweg nicht die Stärke des Films. Doch nachdem das vom Drehbuch abgehakt worden ist, nimmt der Streifen wieder Fahrt auf und findet am Ende, nach erneuter Action, in einer ansprechenden Rede die richtigen Worte für den zukünftigen Geist des römischen Imperiums.

THE FIRST KING – ROMULUS & REMUS ist überraschend gelungenes Kino aus Europa und keine kreative Billigwurst vom Grabbeltisch elendiger Streamingdienste. Die Action funktioniert, die Natur passt, was will man mehr. Sogar der Abspann ist lehrreich. Hier und da hätte man Straffen können, aber das ist eine Geschmacksfrage. Wer DER MANN AUS DEM EIS schon mochte, darf hier ohne Bedenken einen Blick wagen, denn beides sind gelungene Abenteuerfilme.

Das Bild der BD ist gut und satt in seinen Farben, der Ton ist gut. Als Extras gibt es ein Making Of und Trailer.

Trailer:

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