Die schlimmste Bestie, ist immer noch der Mensch. Das hat sich Regisseur Pedro C. Alonso auf die Fahne geschrieben und ergründet die menschlichen Abgründe auf spannende Art und Weise in seinem Psychothriller FEEDBACK – SENDE ODER STIRB (2019), der bereits auf dem diesjährigen Fantasy Film Fest für Aufsehen sorgte und nun von PANDASTORM PICTURES im Heimkino unter das hungrige Volk gebracht wird. Wir verraten euch, warum das intensive Katz- und Mausspiel absolut sehenswert ist!

Originaltitel: Feedback

Drehbuch: Pedro C. Alonso, Alberto Marini
Regie: Pedro C. Alonso

Darsteller: Eddie Marsan, Paul Anderson, Ivana Baquero, Richard Brake, Oliver Coopersmith…

Artikel von Christopher Feldmann

Erinnert ihr euch noch an Barry Champlain, den Protagonisten aus Oliver Stones Meisterwerk TALK RADIO (1988), der sich als provokanter Radiomoderator um Kopf und Kragen redet? Der Barry Champlain, der ungeschönt Anrufer als Idioten und bösartige Individuen entlarvt und dabei kein Blatt vor den Mund nimmt? Wenn ihr euch an den Film und die Figur erinnert, dann wisst ihr auch, wie die Geschichte endete und welches Schicksal dem alten Barry widerfuhr. Regisseur und Autor Pedro C. Alonso scheint ein großer Fan dieses Films zu sein, denn für sein Spielfilm-Debüt FEEDBACK (2019) bedient sich der Spanier, der bisher nur Kurzfilme gedreht hat, bei gewissen Motiven des Stone-Klassikers. Aber Alonso hat hier kein Remake abgeliefert, sondern erweitert die Prämisse um einen, mit allen Wassern gewaschenen, Radiomoderatoren auf intelligente Art und Weise. Nur weil man selbst anderen gerne den Spiegel vorhält, heißt das noch lange nicht, dass man unfehlbar ist. Aus dieser einfachen Idee, kreiert der Newcomer ein spannendes Katz- und Mausspiel auf engstem Raum, welches für mitreißende 90 Minuten sorgt.

Handlung:
Jarvis Dolan (Eddie Marsan) ist der Moderator einer kontroversen Radio-Talkshow, in der er Politik und Gesellschaft gerne den Spiegel vorhält. Als er eines Abends ein Interview mit seinem alten Weggefährten Andrew (Paul Anderson) machen soll, um dem Publikum zur Abwechslung etwas mehr Leichtigkeit zu präsentieren, stürmen zwei maskierte Männer das Studio und zwingen Jarvis die Live-Sendung fortzusetzen, und zwar gemäß ihren Anweisungen. Als schließlich Andrew ins Studio kommt, wird Jarvis schnell klar, dass es sich bei den brutalen Tätern nicht um verrückte Hater seiner Person handelt, sondern um Personen, die noch eine Rechnung mit dem polarisierenden Talker offen haben. Denn auch Jarvis Dolans Vergangenheit birgt einige Schatten.

Mit Filmen, die im Rahmen des Fantasy Film Fests gezeigt wurden, ist es immer so eine Sache. Bei dem Genre-Programm liegen mittlerweile Hit und Miss nahe beieinander, richtig innovative Kost aus den Sparten Horror und Thriller werden gefühlt immer seltener. Auch FEEDBACK erfindet das Rad nicht neu, kombiniert die einfach gestrickte Story doch auffallend Kernelemente aus Filmen wie eben TALK RADIO (1988) und FUNNY GAMES (1997). Die Innovation ist aber auch nicht so wichtig, sondern viel mehr die Tatsache, wie der Stoff umgesetzt wird und welchen Elementen neue Facetten abgewonnen werden. Pedro C. Alonso hat seine Hausaufgaben gemacht und serviert dem Zuschauer einen Psychothriller, der sich weniger auf Schocks, sondern mehr auf Spannung und gute Dialoge konzentriert. Diese Disziplin meistert der Streifen tadellos, schafft man es doch der simplen Prämisse die nötige Spannung abzugewinnen.

Alonso braucht nicht viel Zeit, um sein Szenario zu etablieren und seine Figuren einzuführen. Jarvis Dolan ist ein recht zynischer Journalist, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, heikle Themen aufzuarbeiten, ob es den Menschen passt oder nicht. Er fühlt sich berufen, den Menschen den eigenen Spiegel vorzuhalten. Wenn der Film dann schließlich richtig loslegt und zwei maskierte, bewaffnete Männer das Studio übernehmen, befindet sich Dolan in der Opfer-Rolle, so scheint es zumindest. Aber es kann verraten werden, dass unser Protagonist keineswegs nur ein gescholtenes Opfer ist. Das Drehbuch bezieht die Spannung zum großen Teil aus den guten Dialogen, in denen sich Dolan und seine Peiniger ein intensives Duell liefern. Immer wieder überrascht FEEDBACK mit einigen neuen Erkenntnissen, auch wenn der Verlauf der Enthüllung in der zweiten Hälfte etwas vorhersehbar wird. Diesen Umstand, weiß Alonso aber zu nutzen und demaskiert seine Figuren auf wundersame Art und Weise. Hier hält der Regisseur der Gesellschaft selbst den Spiegel vor und entlarvt die ach so Selbstgerechten als ebenso verkommen. Das gibt dem Film die nötige Würze und sorgt für dichte Momente in dem begrenzten Setting.

Allerdings stolpert das klaustrophobische Spiel gegen Ende etwas über sich selbst. Das Ende, so konsequent es auch sein mag, verfehlt etwas den gewünschten Punch und lässt mehrere Interpretationen offen. Wie viel ist ein erzwungenes Geständnis wert? Eigentlich nicht so wahnsinnig viel. Hier liegen Licht und Schatten dicht beieinander und es ist beeindruckend, wie schnell Alonso kleinere Schwächen wieder ausgleicht, indem er einen guten Moment aus dem Ärmel schüttelt.

Von denen hat FEEDBACK nämlich reichlich zu bieten. Ganz im Geiste von renommierten Kammerspielen wie PANIC ROOM (2002) oder dem Genre-Hit GREEN ROOM (2015), lässt Alonso seine Figuren auf engstem Raum agieren. Das Aufnahme-Studio in einem großen, recht verlassenen, Sender eignet sich wunderbar für die Geschichte und lokale Elemente werden gut genutzt. Dabei sieht der Film auch durch die Bank ziemlich stylisch aus und erzeugt eine fiebrige Atmosphäre. Immer wieder kommen Spannungszenen zum Tragen, die überraschend aufgelöst werden. Man stets das Gefühl, obwohl der Verlauf einigermaßen erwartbar ist, dass eigentlich alles passieren könnte. Das liegt vor allem an den guten Darstellern, die hier einen ziemlich guten Job machen. Eddie Marsans Gesicht dürften die meisten Filmfans kennen, ist er doch seit Jahren in vielen großen Produktionen zu sehen, wenn auch nur meist in Nebenrollen. Hier darf endlich mal in einer Hauptrolle zeigen, was er drauf hat und meistert dies mit Bravour. Er gewinnt seiner Figur viele Facetten ab und bleibt über weite Strecken genau so undurchsichtig wie der gesamte Film. In weiteren Rollen agieren eher unbekannte Darsteller, von denen Paul Anderson, auch ein gut beschäftigter Nebendarsteller, als abgerockter Playboy-Verschnitt ebenfalls einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Ivana Baquero sorgt für die nötige Frauenpower und Rob Zombie-Spezi Richard Brake darf wieder seine fiese Präsenz ausspielen. FEEDBACK ist bis auf die kleinste Rolle treffend und gut besetzt. Auch weist der Film einen angenehmen Härtegrad auf. Obwohl man hier keinen Splatter erwarten sollte, geht es teilweise doch recht fies zur Sache, auch wenn Gewaltakte nur kurz gezeigt werden. Sie kommen in Anbetracht der Stimmung aber gut zur Geltung.

Die Bild- und Tonqualität der Scheibe aus dem Hause PANDASTORM ist, gemessen an den heutigen Standards, erste Sahne. Besonders im Audiobereich (5.1-Ton) sorgt der Film immer wieder für ein intensives Erlebnis. Im Bonusmaterial findet man einige kurze Featurettes über die Entstehung des Films, die Darsteller und die Effekte, sowie einen Trailer.

Fazit:
FEEDBACK – SENDE ODER STIRB (2019) ist eines der Genre-Highlights des Jahres. Pedro C. Alonso bedient sich bei einigen bekannten Mustern und schmiedet daraus einen packenden, überraschenden und wendungsreichen Psychothriller, der von guten Darstellern und einer stilsicheren Inszenierung getragen wird. Kleinere Schwächen, gerade zum Ende hin, sind in Anbetracht der hohen Qualität absolut zu verschmerzen. Empfehlenswert!

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