Hier haben wir einen Film, der nicht von Halsbonbons, sondern von ein paar Hummerfischern handelt, die während der Arbeit Shantylieder singen und damit auch des Öfteren im heimischen Hafen auftreten und für Stimmung sorgen. Klingt langweilig sagt Ihr? Weit gefehlt, denn die aberwitzige Geschichte der rauhen Seemänner, die zufällig von einem Musikproduzenten entdeckt werden, basiert tatsächlich auf wahren Begebenheiten. Der Versuch, aus den Hinterwäldnern neue Popstars zu machen, wird angereichert mit einer schönen Lovestory und allerlei kauzigen Charakteren. Ein wunderbar warmherziges Vergnügen für die dunkle Jahreszeit. Die FISHERMAN´S FRIENDS sind stark aber Ihr sicher nicht zu schwach für den Film, den uns SPLENDID FILM präsentiert. Lest selbst…

Originaltitel: Fisherman´s Friends

Regie: Chris Foggin

Darsteller: James Purefoy, Daniel Mays, David Hayman, Maggie Steed, Noel Clarke

Artikel von Christian Jürs

Musikmanager Danny (Daniel Mays) ist ein arroganter Sack, der nur für seine Arbeit, Reichtum und Ruhm lebt. Freizeit kennt der in einem sündhaft teuren Londoner Appatement lebende und obendrein noch überzeugte Junggeselle nicht. Irgendwo könnten immer die nächsten Beatles lauern, die es zu entdecken gilt und diese Chance möchte er um keinen Preis verpassen. Hinzu kommt, dass er Monogamie für den größten Fehler unserer Gesellschaft hält.

Doch sein Leben ändert sich schlagartig, als er mit seinen Kollegen auf einem Junggesellenabschied einen Abstecher in das kleine Küstenkaff Port Isaac in der Region Cornwall unternimmt. Dort geraten die unbeholfenen Städter  in Seenot und müssen von dem mürrischen Fischer Jim (James Purefoy) und seinen Jungs gerettet werden. Zurück an Land erleben Danny und seine Kollegen dann allerdings eine Überraschung, als eben diese Fischer als Chor im heimischen Hafen auftreten und mit ihren Shantyliedern für Stimmung sorgen. Troy (Noel Clarke), Dannys Vorgesetzter, setzt ihn sofort auf die selbsternannten Fisherman´s Friends an, um diesen einen Plattenvertrag anzudrehen. Nicht nur, dass es sich dabei um einen üblen Scherz seiner Kollegen handelt, denn der Chef der hippen Musikagentur hat natürlich nicht vor, einem altmodischen Shantychor einen Vertrag anzubieten. Oben drauf lassen seine Kollegen(schweine) den hilflosen Danny auch noch in dem Fischerdörfchen zurück.

Auf der Suche nach einem Zimmer wird er ausgerechnet in der Pension von Jim fündig, der dort mit seiner Tochter Alwyn (Tuppence Middleton) und deren Tochter Maggie (Maggie Steed) wohnt. Danny wirft sofort ein Auge auf die hübsche und intelligente Fischerstochter und wittert auch noch einen guten Nebenverdienst, als er von der finanziell misslichen Lage des örtlichen Pubbetreibers, in dessen Lokal die Fischer abends regelmäßig einkehren, erfährt. Er vermittelt, gegen eine Provision, den Verkauf der Gaststätte an einen großen Immobilienhändler, hält diese Tatsache jedoch vor Jim und seiner Tochter geheim.

Doch dann erkennt Danny das wahre Talent der singenden Fischer und ist erstaunt über den Zusammenhalt der Menschen in Port Isaac. Natürlich verliebt er sich auch noch Hals über Kopf in Alwyn und entpuppt sich als liebevoller Vaterersatz. Zudem findet er Gefallen am Leben im Fischerdorf. Als jedoch der Verkauf des Pubs ansteht, bricht sein Kartenhaus in sich zusammen und Danny muss die Konsequenzen ziehen…

What shall we do with the drunken sailor?

Wäre der Film vor zehn / fünfzehn Jahren entstanden, so hätte entweder Colin Firth oder Hugh Grant die Hauptrolle gespielt. Doch das Genre der Romantic Comedy zieht derzeit nicht auf der großen Leinwand, denn Shantychor-Fischer tragen kein Superheldencape. Trotzdem versprüht der Film den Charme und die Leichtigkeit von Genreperlen wie Vier Hochzeiten und ein Todesfall. Beide Filme haben gemein, dass man mal lachen- und mal eine Träne verdrücken kann, very british halt.

Daniel Mays macht seine Sache als geläuterter Stinkstiefel dabei ausgezeichnet. Auch der Rest vom Cast ist durch die Bank weg gut gecastet und James Purefoy, der mit Vollbart ein wenig wie Texas Ranger Chuck Norris ausschaut, ist immer eine Bank.

Außerdem machen die Shantylieder richtig Laune und das filmische Mittel, den Acapella Songs hier und da Instrumente unterzulegen, tut ein Übriges um diese Stimmung noch zu verstärken. Alles in allem ein richtig schöner „Gute Laune“-Film, der garantiert zu wenig Beachtung erhalten wird auf dem Heimkinomarkt, was wirklich ärgerlich und schade wäre.

Bild und Ton sind bei so einem Film natürlich ausgezeichnet. Die deutsche Synchronfassung ist zudem sehr hochwertig und die Songs sind untertitelt. Als Bonus gibt es leider nur ein Making Of oben drauf.

Fisherman´s Friends ist eine wunderbar skurille, britische Geschichte in einer wunderbaren Idylle spielend, samt erfundener Lovestory, die natürlich total vorhersehbar ausgeht. Die wahre Geschichte dahinter (Radiomoderator entdeckte die Shantys während seines Urlaubs) hätte sicherlich ausgereicht für einen guten Film. Trotzdem schlägt mein Herz für Danny und den Shantychor, da der Film insgesamt das Fazit „Schön“ mit einem Herzchen daran erhält. Besonders erfreulich dabei, dass sich Danny am Ende des zweiten Aktes nicht minutenlang in Selbstmitleid ergeht, sondern straight-to-the-point zu Ende erzält wird.

Trailer:

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