Wir schreiben das Jahr 1959. Ein kleiner, für schmales Geld in Dänemark produzierter Kriminalfilm erobert die deutsche Zuschauerschaft und löst damit eine Welle aus, die stilprägend für das hiesige Unterhaltungskino war. Mit DER FROSCH MIT DER MASKE (1959) trat „Edgar Wallace“ seinen Siegeszug durch die Kinolandschaft an und etablierte quasi über Nacht den Genre-Film im, von Heimat- und Schlagerfilmen geprägten, Lichtspielzirkus. Wie es dazu kam und wie sich der Streifen mit einem der skurrilsten Bösewichte der Reihe heute schlägt, erfahrt ihr in unserem ausführlichen Bericht!

„Hallo, hier spricht Edgar Wallace!“

Drehbuch: Trygve Larsen, J. Joachim Bartsch
Regie: Harald Reinl

Darsteller: Joachim Fuchsberger, Eva Anthes, Siegfried Lowitz, Jochen Brockmann, Carl Lange, Eva Pflug, Walter Wilz, Dieter Eppler, Ernst Fritz Fürbringer, Fritz Rasp, Eddi Arent…

Artikel von Christopher Feldmann

Die Begründung der „Edgar Wallace„-Serie war keine leichte Geburt. Schon Jahre zuvor hatte man beim Constantin-Filmverleih Pläne, einen Kinofilm, basierend auf einem Roman des britischen Schreiberlings, in Auftrag zu geben. Da diese Sorte Film nicht sonderlich hoch in der Gunst der Zuschauer waren und eine Vielzahl an Produzenten schlicht kein Interesse an einem solch riskanten Projekt hatten, wurde die Idee wieder fallen gelassen. Das Thema „Edgar Wallace“ bekam aber später wieder Flügel, als sich plötzlich der dänische Produzent Preben Philipsen, Chef der in Kopenhagen ansässigen Rialto-Film, auf dem deutschen Markt behaupten wollte und bei seinem neu gekauften Verleih Prisma nach geeigneten Produktionen suchte. Als jedoch der geplante Film THE RINGER (1952) als für zu schlecht empfunden wurde, kam man zu dem Entschluss, einen wesentlich besseren Krimi nach einem Roman von Edgar Wallace herstellen zu können. Zusammen mit Waldfried Barthel, zu dieser Zeit Chef bei Constantin, machte man sich an die Entwicklung einer Filmserie, die auf Geschichten des britischen Autoren fußt. Als Auftakt wählte man den 1925 veröffentlichten Roman THE FELLOWSHIP OF THE FROG. Also reiste man fix nach London, um Penelope Wallace, der Tochter des 1932 verstorbenen Edgar, die Filmrechte abzukaufen. Die Verhandlungen waren erfolgreich und das Gespann Philipsen/Barthel bekamen sogar die Rechte am Roman THE CRIMSON CIRCLE (1922) (zu deutsch: DER ROTE KREIS) obendrauf, mit der Option auf viele weitere Krimis des berühmten Schriftstellers. Dies war der Beginn einer langen, unbeschreiblichen Erfolgsgeschichte.

Handlung:
Seit Jahren terrorisiert der maskierte Chef einer Verbrecherbande, der sogenannte „Frosch mit der Maske“, die britische Hauptstadt London mit zahlreichen Einbrüchen, Diebstählen und auch Morden. Inspektor Elk (Siegfried Lowitz) von Scotland Yard tappt im Dunkeln, findet sich doch nie eine einzige Spur, die zu der gefährlichen Bande führen könnte. Als ein Beamter von Scotland Yard, der versucht hat, sich bei den Fröschen einzuschleusen, ermordet wird, wird der Tatendrang von Richard Gordon (Joachim Fuchsberger), dem Neffen von Yard-Chef Sir Archibald (Ernst Fritz Fürbringer), geweckt. Gemeinsam mit seinem Butler James (Eddi Arent) folgt er diversen Hinweisen und macht schnell Bekanntschaft mit der schönen Ella Bennet (Eva Anthes), nur um festzustellen, dass der „Frosch“ es auf die Familie der jungen Frau abgesehen hat und ein besonderes Interesse an ihr selbst hat.

Die Produktion von DER FROSCH MIT DER MASKE ging recht schnörkellos über die Bühne. Der Österreicher Egon Eis schreib unter dem Pseudonym Trygve Larsen das Drehbuch (Eis war als Autor schon an der Wallace-Verfilmung DER ZINKER (1931) beteiligt), welches im Nachhinein noch einmal von Jochen Joachim Bartsch überarbeitet wurde. Trotzdem fanden bis eine Woche vor Drehbeginn noch dramaturgische Änderungen statt, bei denen sogar Produktionschef Gerhard F. Hummel persönlich Hand anlegte.

Mit einem Budget von 600.000 DM wurde DER FROSCH MIT DER MASKE in Kopenhagen und Umgebung gedreht, auch die Innenaufnahmen fanden in Dänemark in den Palladium-Studios statt. Ein kleines Team, bestehend aus Regisseur Harald Reinl, Kameramann Ernst W. Kalinke und Herstellungsleiter Helmut Beck, reiste auch nach London, um Außenaufnahmen der britischen Metropole zu machen, die dann in den fertigen Film eingefügt wurden, um eine gewisse Authentizität zu vermitteln. Aus heutiger Sicht, ist den Beteiligten eine schier große Leistung zu attestieren. Im Jahr 1959 waren deutschsprachige Kriminalfilme kein wirklicher Publikumsmagnet, doch das Team rund um Reinl gab sich sichtlich Mühe, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln einen handwerklich einwandfreien und spannenden Film abzuliefern. Im Gegensatz zu vielen späteren Beiträgen der Reihe, hält sich DER FROSCH MIT DER MASKE noch recht eng an seine Roman-Vorlage, auch wenn manche Elemente modernisiert wurden. So ist die Figur des Butler James beispielsweise nicht im Roman vorhanden, sondern lediglich von den Drehbuchautoren erdacht. Ursprünglich sollte Harald Juhnke die Rolle übernehmen, besetzt wurde schließlich dessen späterer Sketsch-Partner Eddi Arent, der schon damals Vertragsschauspieler bei Constantin war.

Die Hauptrolle wurde mit Joachim Fuchsberger besetzt, der bereits Jahre zuvor mit seiner Darstellung des Gefreiten Asch in der 08/15-Reihe (1954-1955) berühmt wurde. Er sollte zu einem der Aushängeschilder der Wallace-Reihe werden, stets in der Rolle des besonnenen Ermittlers. Siegfried Lowitz war zu jener Zeit weniger bekannt, wurde aber später durch das Fernsehen ein großer Star. Für „Edgar Wallace“ kehrte er dreimal zurück. Die weibliche Hauptrolle übernahm Eva Anthes und spielte somit eine ihrer wenigen Filmrollen. Elftraud von Kalckreuth (Eva Anthes war nur ein Künstlername) machte sich später einen Namen als Autorin von zahlreichen Romanen. Weitere Rollen wurden mit Dieter Eppler, Carl Lange, Jochen Brockmann, Ulrich Beiger und Ernst Fritz Fürbringer besetzt, die anschließend noch in weiteren Filmen der Reihe zu sehen waren. So auch DEFA-Star Fritz Rasp, der bereits in den Wallace-Filmen DER ZINKER (1931) und DER HEXER (1932) zu sehen war. Somit bildet die Besetzung eine ausgewogene Mischung aus etablierten Schauspielgrößen, altgedienten Stars und Newcomern. Ein besonderes Merkmal, welches in der Reihe immer wieder zu finden ist.

Gemessen an späteren Produktionen wirkt DER FROSCH MIT DER MASKE heute betrachtet doch eher etwas altbacken. Man merkt relativ schnell, dass die Produzenten noch nicht so wirklich in der Materie steckten und erst ein paar Filme später ein richtiges Konzept und eine geradlinige Ausrichtung hatten. Während der Krimi-Aspekt recht gut funktioniert, wirken die Grusel-Elemente recht behäbig, was besonders am Antagonisten festzumachen ist. Das Kostüm des Froschs ist recht lächerlich und regt durchaus zum schmunzeln an. Eine schwarze Robe, so etwas wie ein Atemgerät mit Schläuchen auf dem Rücken und ein Filzkopf, auf dem allem Anschein nach zwei Tischtennisbälle festgeklebt wurden haben doch etwas Komik zu bieten. Es ist aber nicht nur dieses Element, sondern auch diverse Einzelszenen. Zum Beispiel wenn dem eingeschleusten Inspektor sichtlich ein einfacher Stempel auf den Arm gedrückt wird und dieser es mit „Das brennt wie Feuer“ quittiert. Auch das Versteck des Bösewichts, die sich darin befindlichen Fallen und die vielen Henchmen erinnern fast schon an einen trashigen Bond-Film, bevor es diese überhaupt gab. Auch ist die zugeknöpfte Romanze zwischen Richard Gordon und Ella Bennett recht dröge und versierte Krimi-Fans dürften recht schnell erraten, wer sich hinter der skurrilen Maske des Froschs verbirgt.

Trotz aller veralteter Drehbuchelemente hat DER FROSCH MIT DER MASKE auch viel schönes zu bieten. Zum einen die Figur des Inspektor Elk, der herrlich ironisch agiert und die meisten Lacher auf seiner Seite hat. Besonders der Running-Gag mit dem tauben Ohr macht Laune. Auch die Inszenierung ist für die damaligen Verhältnisse gut gelungen. Harald Reinl, der Erfahrung als Berg- und Heimatfilmer sammeln konnte, bedient sich vieler Großaufnahmen und ausgiebiger Kameraschwenks, sowie stimmungsvollen Außenaufnahmen. Der Regisseur, der diesen Stil später bei den Karl May-Filmen perfektionierte, hat ein Gespür für Stimmung und macht viele billige Kompromisse in Bezug auf Grusel und Spannung wieder wett.

Zu erwähnen ist sicher noch die Musik, die bei DER FROSCH MIT DER MASKE noch nicht von Haus- und Hof-Komponist Peter Thomas eingespielt wurde. Hier war Willy Mattes für die Vertonung zuständig, der einen einwandfreien Score abgeliefert hat. Höhepunkt im Soundtrack ist der Song „Nachts im Nebel an der Themse„, den Eva Pflug als Lolita performt. Allerdings ist es nicht ihre Stimme, die wir hören, sondern die einer professionellen Sängerin, die als Voice-Double einsprang.

In den Kinos war DER FROSCH MIT DER MASKE ein echter Überraschungserfolg. Ganze 3,2 Millionen Zuschauer strömten in die Kinos und sorgten bei Rialto und Constantin für ein gutes Geschäftsergebnis, so dass nur zwei Monate später die Dreharbeiten zum zweiten Film der Reihe, DER ROTE KREIS (1960) begannen. Die FSK vergab damals eine Freigabe ab 16 Jahren, was zum einen mit der Krimithematik und zum anderen mit dem Mord an Lolita zusammenhängen dürfte, was damals ziemlich brutal war. Auch die Kritiken waren größtenteils wohlwollend, was den Zuspruch noch weiter förderte. Somit war der Auftakt zur langlebigen Serie geglückt und man erwartete mit Spannung den nächsten Teil.

Fazit:
Mit DER FROSCH MIT DER MASKE (1959) gelang den Produzenten ein echtes Kunststück. Der Krimi, made in Germany, wurde ein großer Publikumserfolg und war Startschuss für den Krimi-Hype hierzulande. Zudem brachte der günstig produzierte Streifen ein ganzes Franchise ins Rollen. Allein dafür muss man schon Respekt zollen. Filmisch betrachtet ist der erste Wallace-Film der Nachkriegszeit ein atmosphärischer Film, der mit guter Besetzung und handwerklicher Finesse punkten kann. Zwar sind einige altbackene Elemente zu finden, was der Zeit geschuldet ist aber heute doch manchmal gähnen lässt. Trotzdem ist DER FROSCH MIT DER MASKE auch heute noch sehenswert und sei es nur wegen des skurrilen Bösewichts.

3 von 5 quakenden Fröschen!

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