Freunde des Schrägen kommen jetzt auf Ihre Kosten, denn LIGHTHOUSE HOME ENTERTAINMENT bringt Euch einen Psycho-Horrorthriller ins Heimkino, dessen Geschichte um zwei Frauen, die eine alte, gut betuchte Freundin um ihr Geld bringen wollen, zunächst arg konventionell klingt. Tatsächlich aber offenbart sich der Film als alles andere als 08/15 Ware. Ein Kleinod, jedoch nicht für jedermann. Wer also gerne einen Blick über den Tellerrand wagt, kann hier gerne einen Blick riskieren. Worin die Stärken dieser kleinen Genreperle liegen, erfahrt Ihr im Artikel.

Originaltitel: Braid

Regie: Mitzi Peirone

Darsteller: Madeline Brewer, Imogen Waterhouse, Sarah Hay, Scott Cohen

Artikel von Christian Jürs

Die Studentinnen Petula (Imogen Waterhouse) und Tilda (Sarah Hay) wollen mit dem Verkauf von Drogen die ganz fette Kohle machen. Doch eine plötzliche Razzia der Polizei macht ihre Träume zunichte. Zwar können die beiden Mädchen fliehen, die Drogen müssen sie jedoch zurücklassen, was zu einem fetten Schuldenberg beim örtlichen Dealer führt.

Aus Angst um ihr Leben fliehen sie, ohne Geld in der Tasche, per Bahn aus der Stadt. Um die Fahrt und die nächsten Tage zu finanzieren, beklaut die eine ihre Mitpassagiere, die andere lässt sich die Füße vom Schaffner lecken, um damit die Schwarzfahrergebühr zu entrichten. Ziel der Reise ist das prunkvolle Anwesen ihrer alten Schulfreundin Daphne (Madeline Brewer), die zu Geld gekommen ist, welches die beiden kriminellen Mädchen in einem Safe im Haus vermuten.

Schon in Kindheitstagen spielten die drei Mädchen zusammen. Auf Drängen von Daphne handelte es sich dabei immer um dasselbe Rollenspiel. Daphne verkörperte immer die Mutter, während Tilda die undankbare Rolle der kranken Tochter zugeteilt wurde, unter der das Mädchen schon damals zu leiden hatte, denn Daphne war eine sehr strenge, rücksichtslose Mutter. Petula spielte die junge Doktorin, die immer vor Ort sein musste, damit Mutter und Tochter sich in Sicherheit fühlten.

Nun sollte man meinen, die Zeit der Kinderspiele sei vorbei, doch Daphne hat sich ihre kindliche Spielerseele bewahrt und so müssen die beiden Diebinnen sich erneut auf ihre alten Rollen einlassen. Dabei sind die drei Grundregeln unbedingt einzuhalten:

1. Jeder muss mitspielen

2. Es sind keine Fremden erwünscht

3 Keiner darf gehen

Vom Gedanken beschwingt, irgendwo den Tresor mit dem Geld finden und knacken zu können, lassen sich Tilda und Petula auf die Psychomär ein. Was folgt, ist ein wildes, morbide-erotisches Stärkemessen, um Dominanz, Drogen, Sex und Gewalt und Tod.

Obsessed – Tödliche Spiele entpuppte sich für mich als eine kleine Überraschung, wusste ich doch so gar nicht, was auf mich zukommt. Die Werbezitate auf dem Backcover sprachen von einem „Psychotrip weit über dem Durchschnitt“ was irgendwie wenig erbaulich klang. Also waren die Erwartungen recht niedrig angesetzt, denn der Spruch stapelt meines Erachtens nach zu Unrecht ziemlich niedrig.

Fangen wir bei der Besetzung der drei Damen an. Madeline Brewer (Hustlers) als Dame des Hauses, weckte bei mir Erinnerungen an Angela Bettis und ihr morbides Spiel in der zweiten Hälfte von May – Schneiderin des Todes. Imogen Waterhouse (Nocturnal Animals) und Sarah Hay (I´m Dying Up Here) versprühen derweil, trotz ihrer durchtriebenen Rollen, eine Mischung aus Unschuld und Erotik, wobei insbesondere Ms. Hay hervorzuheben ist, die unglaublich leidend wirkt und eine hübsch surreale Drogentripszene hat. Wenn sich die jungen Damen schließlich von ihrer wahren Seite zeigen, beweist der Film zudem, warum er das rote 18er Siegel trägt.

Regisseurin Mitzi Peirone gelang hier ein wunderschönes, philosophisches, erotisches und zugleich grotesk brutales Kleinod in wundervollen Bildern, bei dem die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwimmen. Es bleibt zu hoffen, dass dies nicht die letzte Regiearbeit der hübschen Italienerin bleibt, denn die Frau hat etwas zu erzählen.

Bild (2,39:1) und Ton (Deutsch und Englisch in DD 5.1) der Veröffentlichung sind ausgezeichnet. Die Synchronisation ist ebenfalls gut. Als Bonus gibt es aber leider nur eine Trailershow mit weiteren Titeln aus dem Hause Lighthouse Entertainment, was etwas schade ist, da ich zu gerne Hintergründe über die Entstehung erfahren hätte.

Trailer:

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