Erinnert Ihr Euch noch, dass damals Billy Crystal bei der Oscarverleihung auf Jack Palance reitend die Bühne betrat? Ein Gag, der sich auf die Selbstfindungskomödie CITY SLICKERS bezieht, in dem drei Freunde in der Midlife Crisis einen Ausflug in die Prärie starten, um Cowboy zu spielen und eine Rinderherde zu leiten. Angeführt werden sie vom knurrigen Jack Palance, der hierfür einen Oscar einheimsen konnte. KOCH FILMS hat den Klassiker nun erstmals auf Blu-ray in einer Special Edition veröffentlicht, die wir auf Herz und Nieren getestet haben. Hier ist unser Untersuchungsergebnis.

Originaltitel: City Slickers

Regie: Ron Underwood

Darsteller: Billy Crystal, Bruno Kirby, Daniel Stern, Jack Palance, Helen Slater, Noble Willingham

Artikel von Christian Jürs

Mitch Robbins (Billy Crystal) teilt sein Schicksal mit Timm Thaler: Er hat sein Lachen verloren. Der Familienvater führt eine Ehe im Routinemodus und vernachlässigt seinen Job als Werbeeinkäufer bei einem Radiosender. An seinem 39. Geburtstag bekommt er von seinen beiden besten Freunden Phil (Daniel Stern) und Ed (Bruno Kirby) ein ganz besonderes Geschenk. Sie planen einen Abenteuerurlaub in Colorado, wo sie, wie echte Cowboys, eine Rinderherde nach New Mexiko treiben sollen. Natürlich nicht allein, sondern zusammen mit anderen Urlaubern unter professioneller Leitung. Dort soll Mitch wieder zu sich finden, doch auch seine Freunde haben so ihre privaten Probleme.

So hat Phil seine durchaus furchtbare Ehefrau (Karla Tamburelli) mit einer jungen Kassiererin (Yeardley ´Lisa Simpson´ Smith) im Supermarkt von Schwiegerpapa, in dem er bis dahin als Marktleiter tätig war, gevögelt und sie vermeintlich geschwängert. Und Ed? Nun, der ist ein Schürzenjäger, der, nach ordentlicher Hörnerabstoßung, schließlich doch noch ein Model (Walker Brandt) ehelicht, ihrem Kinderwunsch jedoch aus dem Weg zu gehen versucht.

Auf der Ranch in Colorado angekommen, lernen sie sogleich ihre Mitreisenden kennen. Ein Vater und (Bill Henderson) Sohn (Phill Lewis) Zahnarzt-Gespann, zwei Eiscremebarone (Josh Mostel, David Paymer), sowie die attraktive und alleinstehende Blondine Bonny Rayburn (Helen Slater). Als Trackführer wird ihnen Curly (Jack Palance) zugeteilt, der einem Italowestern entsprungen zu sein scheint. Schnell geraten er und Mitch, aufgrund dessen großer Klappe, aneinander. Erst, als es hart auf hart kommt und beide gemeinsam als Hebamme bei einer Kälbchengeburt tätig werden müssen, entwickelt sich ein freundschaftlicher Respekt zwischen dem Scherzkeks und dem Grantler. Leider verstirbt Curly kurze Zeit später und seine beiden Assistenten (Kyle Secor / Dean Hallo) entpuppen sich als Säufer mit Hang zu gefährlichen Aggressionen. Doch Mitch, Phil und Ed geben nicht auf und entscheiden sich, den Track zuende zu führen…

Um an seinen Harry und Sally Erfolg anknüpfen zu können, entschied sich Billy Crystal für diese nette Selbstfindungskomödie und brachte seinen Co-Star Bruno Kirby gleich mit. Komplettiert wurde das Trio durch Daniel Stern, der kurz zuvor als tüffeliger Einbrecher Marv in Kevin – Allein zu Haus Berühmtheit erlang. Er sprang Last Minute für Rick Moranis ein, der wegen der Krebserkrankung seiner Frau den Schauspieljob an den Nagel hing. Die drei Schauspieler harmonieren allerdings perfekt und spielen recht glaubhaft ein langjähriges Freundestrio. Auch der Rest vom Cast passt super hinein, wie zum Beispiel ex Supergirl Helen Slater oder der junge Jake Gyllenhaal bei seinem ersten Leinwandauftritt als Billy Crystals Filmsohn. In einer Schulszene kann man außerdem kurz Danielle Harris erhaschen, die sich als Jamie Lloyd in Halloween 4 & 5 in die Herzen der Horrorfans spielte.

Doch der wahre Star ist Jack Palance, der für die Rolle des knarzigen, im Grunde seines Herzens jedoch gutmütigen Curly, wie eingangs erwähnt, einen Goldjungen mit nach Hause nehmen konnte. Absolut verdient, bleibt er doch, trotz geringer Screentime, am meisten im Gedächtnis des Zuschauers hängen. Sein Part war ursprünglich für Charles Bronson geschrieben worden, der jedoch ablehnte. Man bot auch Clint Eastwood die Rolle an, doch der wollte, gemessen am kleinen Budget, zuviel Kohle für seinen Auftritt. So kam Jack Palance ins Spiel, der trotz Filmtod auch im Sequel City Slickers 2 – Die goldenen Jungs mit von der Partie sein sollte (als Filmbruder von Curly).

City Slickers – Die Großstadthelden ist damals wie heute eine nette Abenteuerkomödie für die ganze Familie. Fernab der großen Schmunzler unterhält der Film mit Charme, Tempo und meist leisem Witz. Lediglich die Eröffnungsszene, die unsere Freunde an einem Stierlauf in Spanien teilnehmen lässt, wird so manchem Tierfreund sauer aufstoßen und geriet auch eher albern als witzig. Eine andere Szene fehlte damals in der deutschen Kinofassung und VHS-Version. Diese wurde für die DVD-Erstverwurstung von MGM nachsynchronisiert. Jedoch nicht mit den Originalsprechern. Besonders bei Billy Crystal fällt dies ins Gewicht, denn anstelle von Joachim Tennstedt hören wir hier jemanden, der klingt wie ein erwürgter Frosch. Hätte ich mal vor dem Filmgenuss das Bonusmaterial studiert, denn Koch Films wusste um diesen Missstand und bietet uns alternativ den Film in der deutschen Kinofassung oder mit besagter Szene im Original mit Untertiteln. Tausend Dank hierfür.

Des weiteren gibt es einen Audiokommentar, diverse Featurettes, den Trailer, geschnittene Szenen und eine Bildergalerie. Das Bild (1,85:1) ist zwar gestochen scharf, bietet aber auch extremes Filmkorn in den dunkleren Szenen. Der Ton (DTS HD-Audio Master 2.0/5.1) ist glasklar.

Wer also in Zeiten des Zuhausebleibens einen Ausflug in die Weiten der Prärie mit seiner Familie unternehmen möchte, ist sehr gut beraten mit dieser liebevoll ausgestatteten Special Edition.

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