Nach langer Pause endlich wieder da! Der Gratisfilm Freitag – und meine Wenigkeit. Heute präsentieren wir einen Corman-Kracher mit „That Guy“ Dick Miller in der Hauptrolle, der auf dem deutschen Markt in einer wahrlich seltsamen Fassung erschien, die weltweit so nirgendwo sonst zu finden ist. Reißerische Titel und Pseudo-Fortsetzungen sind keine Erfindung der Neuzeit – wie „A Bucket of Blood“ eindrucksvoll beweist.

Originaltitel: A Bucket of Blood

Regie: Roger Corman

Darsteller: Dick Miller, Ed Nelson, Barboura Morris, Bert Convy

Artikel von Victor Grytzka

Es gibt einen Grund dafür dass ich hier bewusst den amerikanischen Titel des Films gewählt habe. In unseren Breitengraden ist „A Bucket of Blood“ nämlich als ein komplett anderer Film vermarktet worden. „Das Vermächtnis des Professor Bondi“. So lautet der Titel, den der damalige Verleih Mercator Film dem 50.000 Dollar-Werk aus der Hand von Roger Corman verpasst hat. Man hat den Leuten dieses cineastische Werk also als Fortsetzung zu „Das Kabinett des Professor Bondi“ („House of Wax“) aus dem Jahre 1953 verkaufen wollen. Es ging sogar soweit dass ein Prolog gedreht wurde, in dem ein Vorfahre Walters, dem Tode nahe, seinem letzten lebenden Verwandten das Wissen über die Konservierung von Menschen als Puppe bzw. Wachsfigur übermitteln will.

Das klingt nicht nur doof, das ist es im Endeffekt auch. Denn wenn nach knapp 9 Minuten Prolog, gespickt mit Friedhöfen, Blitz, Donner und reichlich Gruselklischees der eigentliche Film anfängt, stellt man sehr schnell fest dass Cormans Werk mitnichten ein Horrorfilm ist, sondern ein waschechter Krimi mit satirischem Einschlag. Operation missglückt. Ich empfehle daher die ersten 9 Minuten einfach zu überspringen, und gleich in den richtigen Film zu einzusteigen. Dieses Umstandes wegen veränderte der Verleih auch den Namen des Protagonisten Walter Paisley zu Walter Bondi. Nun ja, ändern kann man es nicht mehr. Um keine weitere Verwirrung zu stiften werde ich mich bei meinen Ausführungen auf die Vornamen der Protagonisten beziehen.

Der schüchterne und erfolglose Bildhauer Walter (Dick Miller) arbeitet als Kellner in einem Künstler-Cafe. Gerne wäre er ein anerkannter Meister des Faches, so wie seine Vorbilder die im Geschäft ein und ausgehen. Doch statt Erfolg erntet er Spott und Hohn. Plötzlich ergibt sich durch eine schicksalhafte Fügung dann doch der große Durchbruch. Als sich die Katze seiner Hausdame Mrs. Swickert (Myrtle Vail) in seiner Wand versteckt, ersticht Walter das Fellknäuel versehentlich mit einem Messer als er versucht die Wand zu öffnen. Um den Kadaver verschwinden zu lassen packt er die Mieze-Musch in ein schmucksames Kleid aus Lehm, und formt daraus eine Skulptur. Diese bringt er mit an seinen Arbeitsplatz und bewirbt sie als sein Kunstwerk. Als ihm Zuspruch von seinem Boss (Antony Carbone), der schönen Carla (Barboura Morris) und dem philosophierenden Künstler Maxwell (Julian Burton) entgegenschlägt, gerät er unter den Druck immer bessere Skulpturen abzuliefern. Was ihm an Talent fehlt gleicht Walter mit radikalen Methoden wieder aus. Doch nicht nur Ruhm und Erfolg klopfen nun an seine Türe, auch die ersten Leute die Verdacht geschöpft haben sind hinter ihm her…

Roger Corman genießt den Ruf mit kleinen Mitteln unterhaltsame B-Ware auf den Markt zu bringen. Dies gelingt ihm wunderbar in seiner ersten Zusammenarbeit mit dem Autoren Charles Griffith, der in späteren Kooperationen mit Corman auch für „Little Shop of Horrors“ und „Creature from the Haunted Sea“ verantwortlich war. Es zeichnet sich gleich ein unverkennbarer Stil ab, der geschickt Satire und Comedy in ein Genre einstreut, das damals (abgesehen von ein paar wenigen Ausnahmen) eher düster daherkam. Herausgekommen ist eine kritisch-überspitze Betrachtungsweise der damaligen Kunstszene, in der viel bedeutungsschwangeres Zeug gebabbelt wird und der Erfolg so weit an erster Stelle steht, dass der Zweck jedes Mittel heiligt. Zumindest sieht Walter das so.

Als zentrale Figur funktioniert er wunderbar, nicht zuletzt wegen der starken Performance von Dick Miller, der sich im Laufe der Handlung von einem unzufriedenen Verlierer zu einem größenwahnsinnigen „Kunstgott“ erhebt, der in einer oberflächlichen Szene, in der ihm der Hintern geküsst wird, zu „Everybody’s Darling“ wird. Diese Entwicklung wird in Form einer Verkettung ungünstiger Umstände gezeigt, die die Grenze zwischen Täter und Opfer verschwimmen lässt. Herrlich auflockernd wirken dabei die humoristischen und satirischen Einlagen. Diese verhindern dass man den Film allzu ernst nimmt. Denn als düsteres Werk würde „A Bucket of Blood“ einfach nicht funktionieren.

Da ich aber nicht in die Spoilerecke rutschen möchte und euch den Filmspaß nicht verderben will, geht es nun ans Eingemachte. Folgt einfach dem Link unter diesem Absatz, und genießt die Show. Stellt euch dabei einfach mal die Frage: „Ist das Kunst oder kann das weg?“.

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Trailer:

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