Als ich diesen Film zum ersten Mal sah, kannte ich schon einige Werke von William Girdler. „Grizzly“ (1976) und „Panik in der Sierra Nova“ (1977) waren mir noch in guter Erinnerung, aber auch „Projekt: Kill“ (1976), wo Leslie Nielson einen knallharten Agenten des US-Geheimdienstes spielt, der aussteigen will und dafür wiederum über Leichen gehen muss, um nicht selbst eine zu werden. Wirklich eine kleine Perle des Agententhrillers, die hoffentlich bald ihren Weg auf BD/DVD finden wird. Doch zurück zu „Der Manitou“ (Kinotitel), der hierzulande unter verschiedenen Titeln auf Video herauskam. Den Vogel schießt hier gleich die erste VHS-Veröffentlichung von VIDEOPHON ab: „Super Zombie – Die Geburt des Grauens“. Es folgten MOVIE VIDEO mit „Lasersturm“ und EMBASSY mit „Geburt des Dämon“. Eine (offizielle) Veröffentlichung auf BD/DVD ließ lange auf sich warten. Nun beglückt uns KOCH FILMS mit gleich 4 limitierten Mediabooks, die jeweils mit den alten deutschen Titeln daherkommen. Da fällt die Wahl schwer und ehrlich gesagt, würde ich am liebsten alle vier nehmen, denn sowohl der Film, als auch die 4 Motive können sich meiner Meinung nach wirklich sehen lassen.

Originaltitel: The Manitou

Deutsche Alternativtitel: Geburt des Dämon / Super Zombie / Lasersturm / Der Superzombie / Manitou – Geburt des Grauens

Regie: William Girdler

Darsteller: Tony Curtis, Susan Strasberg, Stella Stevens, Jon Cedar, Michael Ansara

Artikel von Holger Braasch

Karen Tandy (Susan Strasberg) entdeckt an ihrem Nacken eine Geschwulst, die so schnell an Größe zunimmt, dass sie sich an Dr. Jack Hughes (Jon Cedar) wendet, der eine Kapazität auf dem Gebiet der Tumorforschung ist. Doch er ist mit seinem Latein bald am Ende, denn während der Operation verliert der Arzt plötzlich die Kontrolle über seine Hand und ritzt sich beinahe selbst den Arm auf. Karen nimmt Kontakt mit ihrem alten Freund Harry Erskine (Tony Curtis) auf, der früher mit ihr zusammen als Wahrsager gearbeitet hat. Jetzt verdingt sich Harry als drittklassiger Kartenleger, um alte Damen auszunehmen. Im Schlaf murmelt Karen seltsam fremde Worte und kurz darauf erleidet eine Kundin bei Harry einen Anfall von Besessenheit, wobei sie dieselben Worte von sich gibt. Harry spürt, dass hier etwas Übersinnliches vor sich geht und sucht Rat bei seiner Freundin Amelia (Stella Stevens), einer Spiritistin. Man veranstaltet eine Seance, während der sie von unheimlichen Mächten attackiert werden und ein aus der Tischplatte wachsender Kopf gibt Hinweise auf indianische Magie. Offenbar will ein mächtiger Medizinmann in Karens Körper wiedergeboren werden. Damit nicht genug, denn seine Kräfte sind so mächtig, dass er die Welt ins Chaos stürzen könnte. Notgedrungen sucht Harry Hilfe bei einem modernen Medizinmann. John Singing Rock (Michael Ansara) ist zunächst wenig angetan von dem weißen Mann, doch Harry Verzweiflung lässt ihn seine Haltung überdenken und er willigt ein. Im Krankenhaus angekommen, hat das Unheil bereits begonnen. Die Geschwulst hat die Größe eines Neugeborenen angenommen und jeder Eingriff der Ärzte hat lebensgefährliche Folgen für alle Beteiligten. Beim Versuch, die Geschwulst mit einem Laser aufzuschneiden, gerät das Gerät außer Kontrolle und wird zur tödlichen Waffe. Singing Rock verliert keine Zeit und beginnt sofort mit seiner Zeremonie. Es gelingt ihm zunächst die unheimlichen Kräfte in Zaum zu halten, doch Misquamacus, der inzwischen Karens Körper verlassen hat, ist mächtig angepisst und beschwört alle bösen Geister, um seine Widersacher zu vernichten. So tobt im Krankenhaus bald mächtig der Bär und alle Gesetze der Physik scheinen außer Kraft gesetzt. Uralte Geister erscheinen in verschiedenen Formen, selbst ein Toter wird als Marionette benutzt, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Der letzte Kampf entscheidet sich auf der Schwelle zum Weltraum, dort wo Zeit und Raum unendlich werden.

Als Regisseur William Girdler der Roman The Manitou von Graham Masterton in die Hände fiel, war er so begeistert, dass er die Geschichte so schnell wie möglich verfilmen wollte. Masterton war ebenfalls sehr angetan von dem Projekt und gab seinen Segen. Das Drehbuch von William Girdler, Jon Cedar (der auch in der Rolle des Dr. Hughes zu sehen ist) und Thomas Pope hielt sich wohl auch sehr eng an die Vorlage (die ich aber nicht gelesen habe), nur das Finale wurde geändert, denn Girdler wollte unbedingt noch etwas spaciges in den Film einbauen, da ihn Star Wars (der damals gerade anlief) ziemlich geflasht hatte. Bei den optischen Effekten musste man jedoch Abstriche machen, da man zwar ein verhältnismäßig hohes Budget zur Verfügung hatte, aber eben immer noch in der B-Klasse spielte. So wirken manche Tricks schon etwas trashig, was sich aber keineswegs negativ auf den Gesamteindruck auswirkt, sondern nur den charmanten Low Budget-Charakter des Films unterstreicht. Dafür sind die Make Up-Kreationen von Tom Burman um so überzeugender und nehmen schon etwas den Körperhorror von David Cronenbergs Die Brut (1979) vorweg. William Girdler legt sein Hauptaugenmerk jedoch auf die schaurig-schöne Atmosphäre, die im letzten Drittel von einem klassischen Blitz und Donner-Wetter begleitet wird. So absurd und phantastisch das Szenario im weiteren Verlauf wird, so wirkungsvoll weiß William Girdler seine Mittel einzusetzen und das Ganze nie ins unfreiwillig Komische abrutschen zu lassen. Im Gegenteil, er schafft es eine wirklich unheimliche Stimmung heraufzubeschwören, die durch das intensive Spiel der Darsteller sehr überzeugend wirkt und für Gänsehaut sorgt. Dass dabei auch der Humor nicht zu kurz kommt, ist eine weitere Stärke des Films. Hier sei vor allem die Szene erwähnt, wo Mrs. Herz (Lurene Tuttle) in der Wohnung von Harry Erskine den Besessenheits-Anfall bekommt. Ihr Verhalten wirkt zunächst unheimlich komisch und das Absurde wird durch die Inszenierung noch unterstützt. Am Ende überwiegt jedoch der Schock, ähnlich wie bei John Landis, der es vor allem in American Werewolf (1981) perfekt verstanden hat, Horror und Humor miteinander zu verknüpfen. Mit Tony Curtis und Stella Stevens hatte William Girdler dann auch zwei Darsteller vor der Kamera, die sich im Komödienfach bewährt haben und in Der Manitou gegen den Strich besetzt wurden.

Der Manitou lief im Kino recht erfolgreich und auch Graham Masterton war zufrieden mit der Umsetzung seines Romans. Es war sogar im Gespräch, dass William Girdler ein Fortsetzung dreht, die wiederum auf einer Vorlage von Masterton basierte. Doch dazu kam es nicht mehr, da William Girdler leider bei einem Hubschrauberabsturz in den Philippinen ums Leben kam. Die Premiere von Der Manitou erlebte Girdler nicht mehr und die Pläne für eventuelle Fortsetzungen wurden wieder verworfen. Als William Girdler starb war er gerade mal 30 Jahre alt und hatte schon eine beachtliche Filmografie vorzuweisen. Er drehte auch den Kultschocker Three On A Meathook (1972) der auf Motiven des Ed Gein-Falls basierte und damit den beiden Klassikern Deranged (1974) und Texas Chainsaw Massacre (1974) schon etwas zuvorkam. Seine beiden Tierhorror-Streifen Grizzly und Panik in der Sierra Nova zählen für mich zu den Highlights dieses Subgenres und den eingangs erwähnten Projekt: Killmöchte ich hier noch mal als Geheimtipp empfehlen. Girdler machte noch vier weitere Filme, die ich aber noch nicht gesehen habe. Leider sind drei davon nicht in Deutschland erschienen und Sheba Baby (1975) feierte seine deutsche Premiere 2002 auf Kabel 1. Wer den aufgenommen hat, kann sich glücklich schätzen. Seinen letzten Film Der Manitou würde ich jedenfalls ein kleines Meisterwerk des Genres bezeichnen. Ein wahrhaft phantastisches und atmosphärisch dichtes Gruselvergnügen mit einer originellen Geschichte, einer bemerkenswert stilsicheren Regie und gut aufgelegten Darstellern.

Im Bonusmaterial befinden sich drei Interviews. Darin erzählen Autor Graham Masterson, Produzent David Sheldon und Effektkünstler Tom Burman über die Entstehung des Film und ihre Zusammenarbeit mit dem jungen Filmemacher William Girdler, der nach Der Manitou ein größeres Projekt in Angriff nehmen wollte. Star Wars hatte ihn inspiriert und ich bin mir sicher, dass William Girdler noch einige schöne Filme gemacht hätte. Neben dem englischen Trailer, TV-Spots und einer Bildergalerie (mit internationalen Artworks) gibt es als besonderes Schmankerl noch die deutsche Super 8-Fassung. Das Schlusswort überlasse ich Tom Burman:  „Ich weiß Computereffekte zu schätzen, aber CGI hätte diesen Film ruiniert.“

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Trailer:

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