Eckaaaart…die Russen kommen! Jawoll, der Osten macht auf Hollywood und dicke Hose und dreht, insbesondere im Science Fiction-Bereich, derzeit Filme, die einem Roland Emmerich in nichts nachstehen. CAPELIGHT PICTURES fungiert hierzulande als Verteiler der Russland-Invasion und bringt in schöner Regelmäßigkeit die besten Werke aus dem Osten in liebevollen Editionen heraus. Diesmal geht es um das Sequel zum drei Jahre alten, durchaus sehenswerten ATTRACTION, einem Alien-Invasions-Film, der die Bösewichtrollen ein wenig anders verteilt hat als gewohnt. Ob das Sequel Science Fiction Fans hierzulande zufrieden stellen wird oder der Film doch eine Spur zu russisch ist, erfahrt Ihr im Artikel.

Regie: Fedor Bondarchuk

Darsteller: Irina Starschenbaum, Alexander Petrow, Oleg Menschikow, Rinal Muchametow

Artikel von Christian Jürs

Attraction 2 – Invasion beginnt mit einem cool getricksten Rückblick auf den ersten Teil in einer Optik, irgendwo zwischen Matrix und Tron. Anstatt die vielen Produktionsfirmen einfach an den Anfang vor den Film zu klatschen, werden deren Logos ziemlich originell zwischen die Bilder aus dem Vorgänger animiert. Hab ich so auch noch nicht gesehen, ist aber eine wirklich coole Idee. Trotzdem, soviel sei verraten, ist es durchaus hilfreich, den Vorgängerfilm (Attraction) aus dem Jahr 2017 bereits gesehen zu haben, denn ohne Vorkenntnisse ergeben die eingestreuten Handlungselemente, die wir in den folgenden 135 Minuten zu sehen bekommen, wenig Sinn. Als Auffrischung sind sie allerdings eine originelle Lösung. Ich werde jetzt versuchen, die Handlung von Attraction 2 – Invasion dem Vorgänger gegenüber so spoilerfrei wie möglich zu halten (was nicht gänzlich gelingen wird), da ich überzeugt bin, dass viele unserer Leser den Film noch nicht gesehen haben.

Wir schreiben das Jahr 2019. Es ist zwei Jahre her, dass ein Raumschiff über Moskau aufgetaucht ist, welches als Bedrohung angesehen- und zum Absturz gebracht wurde. Tatsächlich aber waren die Aliens uns gegenüber eigentlich friedlich gesonnen. Die Außerirdischen sind mittlerweile wieder verschwunden und der normale Alltag hat Russland wieder. Lediglich für Yulya (Irina Starschenbaum), Tochter von Oberst Lebedev (Oleg Menshikov), ist nichts mehr, wie es war. Sie hatte direkten Kontakt zu einem Außerirdischen namens Hakon (Rinal Muchametow). Dieser besaß eine humanoide Lebensform, die so attraktiv war, dass sich beide ineinander verliebten. Doch Hakon ist tot, er gab sein Leben, um Yulya, die eigentlich tödlich verwundet wurde, zu retten. Jetzt wird sie vom Militär diversen Tests ausgesetzt, da ungewönliche Kräfte in ihr hausen, mit der sie Wasser manipulieren kann. Für die junge Frau eine Tortur, vor der sie ihr Vater auch nicht beschützen kann. Sowieso ist das Verhältnis der beiden ein wenig angeknackst. Als das Milität dann noch ihren Ex-Freund Artyom (Alexander Petrov) mit einbezieht, ist für Yulya das Maß voll. Verständlich, hat dieser doch maßgeblich ihr beinahe Ableben verschuldet. Doch auch er hat sein Päckchen zu tragen, denn er erlitt, aufgrund der Ereignisse vor zwei Jahren, einen Schlaganfall, der zu dauerhaften Lähmungserscheinungen führte.

Und so leidet Yulya unter der Dauerbewachung des Militärs, bis eines Abends plötzlich wieder der totgeglaubte Hakon in ihr Leben tritt. Mit unfreiwilliger Hilfe des gebeutelten Ex-Freunds können sie auf einer spektakulären Flucht fliehen. Doch was Yulya dann erfahren muss, lässt ihr das Blut in den Adern gefrieren. Die Aliens sind nämlich mitnichten verschwunden. Ein großes Mutterschiff kreist immer noch um die Erde und plant nun einen vernichtenden Schlag gegen die Menschen. Schuld daran ist die Alien-Technologie, mit der Yulya in Kontakt kam und die das Militär nun für sich gewinnen möchte. Die künstliche Intelligenz des Raumschiffs entschied, dass diese Technik in den Händen der Menschen zu einer tödlichen Waffe werden kann. Einziger Ausweg: die konsequente Vernichtung der Erdlinge…

Freunde gut gemachter Science Fiction Kracher könnten sich hier gut aufgehoben fühlen. Wohl gemerkt, könnten, denn der Film benötigt mit seinen 135 Minuten Laufzeit eine Menge Vorlauf, die mit vielen Dialogszenen voller russischer Moral und einem nicht immer mitreißenden Spannungsbogen gefüllt wurden. Dafür ist die Action ausgezeichnet und lässt dem Zuschauer die Kauleiste herunterklappen. Leider gibt es bis zum ausufernden, wirklich toll gemachten Finale lediglich eine große Actionszene, in der unsere Helden von Helikoptern verfolgt und beschossen werden. Dabei kreist die Kamera in schwindelerregender Höhe um die menschlichen Flugobjekte, die über den Dächern Moskaus auf die Jagd gehen. Geil gefilmt und tricktechnisch nahezu perfekt.

Dazwischen verzettelt sich der Film in allerlei Nebenhandlungen, die nicht immer spannend sind. Wer jedoch Sitzfleisch beweist, wird mit einem tollen Finale belohnt. Lobenswert ist ebenfalls die Art und Weise, wie die Invasion durchgeführt wird. Hier werden nämlich nicht einfach Regierungsgebäude in die Luft gejagt wie anno ´96 am Indepence Day. Stattdessen nutzen die Aliens die modernen Datenwege der Menschen und verteilen Sprach- und Videonachrichten, die in bester Deep-Fake-Manier Personen Dinge in den Mund legen, die diese niemals gesagt haben. Auf diese Art wird der Mensch, der bekanntlich leicht manipulierbar ist, gegeneinander aufgehetzt, was einen Krieg hervorrufen soll. Spannend.

In Sachen Bild- und Tonqualität wird geklotzt. Das Bild der Blu-ray ist gestochen scharf (1080p) und kommt im ungewöhnlichen Format von 2,67:1 daher, was den Film noch epischer wirken lässt. Der Ton in Deutsch und Englisch in DTS-HD Master Audio 5.1 lässt die heimischen Boxen ordentlich krachen und ist sehr räumlich. Als Bonus gibt es eine Promo-Featurette, den Teaser und 3 verschiedene Trailer, sprich, lediglich Werbematerialien.

Als Fazit kann ich den Film Science Fiction Fans, die auf bombastische Effekte stehen, absolut ans Herz legen. Man sollte sich allerdings bewusst machen, dass, entgegen der US-Konkurrenz, auf Humor hier verzichtet wird (das war schon bei Solaris aus dem Jahre 1972 so und auch beim neulich von Kollege Feldmann besprochenen Coma war es nicht anders). Wer den Leerlauf im Mittelteil durchsteht, wird zudem mit einem tollen Finale voller beeindruckender Effekte belohnt, die den Film wesentlich teurer wirken lassen, als er wirklich ist. Ich würde aber, wie bereits erwähnt, dringend empfehlen, Teil 1 vorab zu schauen, sonst könnte die Handlung sehr verwirrend wirken (ist sie ohnehin, denn hier stehen auch Tote aus dem Vorgänger wieder auf). Das erhältliche Steelbook ist zudem wunderschön.

Trailer:

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