Wir kennen Ryan Gosling als einen der beliebtesten und begehrtesten Hollywood-Stars unserer Zeit. Nur wenige wissen, dass der schöne Ryan sein Schauspiel-Debüt als kleiner Junge in einem Direct-to-Video-Heuler namens FRANKENSTEIN UND ICH (1996) gegeben hat. Solche Streifen landen oftmals tief in der Versenkung der Videothekenhölle aber Gott sei Dank gibt es Label wie Mr. Banker Film, die solche „Perlen“ für die Nachwelt auf Scheibe konservieren. Ob es sich bei diesem Werk im wahrsten Sinne des Wortes um Schlock der untersten Sorte handelt oder sich hier eine kleine Perle versteckt (Hallo, Burt Reynolds!), erfahrt ihr in unserer Kritik!

Originaltitel: Frankenstein and Me

Drehbuch: Richard Gourdreau, David Sherman, Robert Tinnell
Regie: Robert Tinnell

Darsteller: Jamieson Boulanger, Ricky Mabe, Polly Shannon, Louise Fletcher, Burt Reynolds, Ryan Gosling…

Artikel von Christopher Feldmann

Die meisten Schauspieler haben mal klein angefangen. Man denke nur an Oscar-Preisträger Leonardo Di Caprio, dessen Karriere mit dem modrigen Horror-Sequel CRITTERS 3 (1991) begann, oder an Brad Pitt, der sich seine Sporen in dem Videotheken-Slasher TODESPARTY 2 (1989) verdiente. Und da wären noch Matthew McConaughey und Renée Zellweger, deren Laufbahnen mit TEXAS CHAINSAW MASSACRE 4 (1994) auch einen etwas unrühmlichen Anfang nahmen. Ein ähnliches Schicksal erlitt auch Ryan Gosling, der 1996 seine erste Rolle in einer kanadischen Produktion bekam, die nach Release ihr Dasein fast ausschließlich auf VHS fristete. Dabei ist FRANKENSTEIN UND ICH (1996), trotz sichtlich niedrigem Produktionsvolumen, kein totaler Trash aus dem C-Movie-Sumpf, sondern ein kleiner, netter Familienfilm geworden, den man sich durchaus mal ansehen kann.

Handlung:
Der elfjährige Earl (Jamieson Boulanger) und sein kleiner Bruder Larry (Ricky Mabe) sind große Fans der klassischen Universal-Monster, lesen gerne entsprechende Comics und sehen sich auch mit viel Enthusiasmus Filme über die phantastischen Kreaturen an. Earl träumt sich sogar regelmäßig in die Geschichten Frankensteins, in denen es ihm gelingt ein Monster zu erschaffen. Diese Fantasien stoßen bei seiner Mutter (Myriam Cyr), als auch bei seiner Lehrerin (Louise Fletcher) auf wenig Begeisterung. Einzig Vater Les (Burt Reynolds) ermutigt seine Söhne, ihre Träume niemals aus den Augen zu verlieren und an ihnen festzuhalten. Als ein trauriges Ereignis ihr Leben verändert, beschließen die Brüder den Rat ihres Vaters zu befolgen und ihre Träume endlich Realität werden zu lassen.

FRANKENSTEIN UND ICH (1996) könnte durch seine Vermarktung auf DVD eine bestimmte Zuschauerschaft verschrecken. Als Teil der Horror Classics Collection, mit entsprechendem Cover, deutet alles auf günstigen Horror-Schlock hin, der schon bei Erscheinen eher im unteren Regal der örtlichen Videothek zu finden war. Da hilft auch der Name Burt Reynolds nicht wirklich, hatte der doch damals auch schon seine besten Zeiten lange hinter sich. Die Vermarktung war auch schon 1996 nicht sonderlich optimal, hat man doch explizit mit Monstern und der Tatsache geworben, das Ganze wäre ein ziemlich gruseliger Streifen. Die Wahrheit könnte nicht weiter entfernt sein.

FRANKENSTEIN – IMMER ÄRGER MIT DEN MONSTERN, so der deutsche Originaltitel, ist eine kleine charmante, Familiengeschichte, die ganz offensichtlich den Geist der 1980er Jahre atmet, und das, obwohl die Handlung 1970 angesiedelt ist. Es geht um verträumte Kids, Familie, Freundschaft, das Abenteuer-Gefühl in einer Kleinstadt und die Liebe zu den Filmmonstern. Eigentlich ein gefundenes Fressen für Filmfans, die ein Herz für DIE GOONIES (1985) und MONSTER BUSTERS (1987) haben. Die Geschichte funktioniert, auch wenn man deutlich merkt, dass das Skript auf das geringe Budget zugeschnitten ist. Viele Monster gibt es nicht zu sehen, meist nur in den Träumen der Kids, ganz knuffig von Laiendarstellern nachgespielt. Lediglich Frankensteins Monster nimmt eine größere Rolle ein, ist aber nur eine Jahrmarkt-Puppe, die zum Leben erweckt werden soll.

Letztendlich kann man den Film als Familiendramödie mit Fantasy-Einschlag bezeichnen. Natürlich haben die 90 Minuten auch hier und da ihre Längen, was aber zu verschmerzen ist. Auch die Darsteller, vor allem die Kinder, machen einen ordentlichen Job. Im Fokus stehen dabei ganz klar Jamieson Boulanger und Ricky Mabe als Geschwistergespann, die restlichen Kinderdarsteller sind eigentlich überflüssig, da sich die Story konkret auf die Beiden konzentriert. Dafür bekommt man eben Ryan Gosling als jungen Sunny-Boy zu sehen, dessen Screentime nicht allzu groß ist. Auch die restlichen bekannten Darsteller haben nur kleine Nebenrollen. Louise Fletcher, die jedem Cineasten als kühle Schwester Ratched aus EINER FLOG ÜBER DAS KUCKUCKSNEST (1975) bekannt sein dürfte, spielt die fiese Lehrerin Earls, während Altstar Burt Reynolds als sein Vater zu sehen ist. Auch seine Rolle fällt nicht allzu groß aus, ist jedoch wunderbar warmherzig geraten. Reynolds erlebte erst ein Jahr später mit dem großartigen BOOGIE NIGHTS (1997) ein kleines Comeback.

Lediglich Regisseur Tinnell scheint nicht allzu viel auf dem Kasten zu haben. FRANKENSTEIN UND ICH wirkt stellenweise, besonders was die Effekte angeht, recht frei von Atmosphäre oder gar Spannung. Vielleicht ist dies auch dem mageren Budget geschuldet aber ein optisches Highlight sucht man hier vergebens. Das macht aber wiederum den Charme dieses Films aus, als hätten ein paar Freunde eine nette Story zusammengeschustert und dabei ihre Kindheitsträume auf Film gebannt.

Mr. Bank Film hat den Streifen nun erstmals, im Vertrieb von Cargo Records, auf DVD veröffentlicht. Das Bild ist weniger gut und sieht eben wie ein alter VHS-Rip aus, wobei man wahrscheinlich sagen muss, dass es hiervon kein brauchbareres Ausgangsmaterial gibt, welches tauglich für ein neues Master wäre. Der Ton ist okay geraten, Extras gibt es keine.

Fazit:
FRANKENSTEIN UND ICH (1996) ist kein alberner Horror-Trash, sondern eine charmante, kleine Geschichte, die sehr im Stil der 1980er erzählt ist und dabei noch den klassischen Filmmonstern Tribut zollt. Zwar leidet das Ganze etwas unter seinem schmalen Budget, sorgt aber für lockere 90 Minuten, die ich im Nachhinein nicht als verschwendet bezeichnen würde.

Nachfolgend eine Review von VideoCop mit Filmausschnitten, da ein vernünftiger Trailer leider nicht zu finden war:

Christopher auf Letterboxd – Your Life in Film folgen

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