Takashi Miike ist nicht nur Regisseur solcher Kultfilme wie AUDITION oder ICHI – THE KILLER, er ist auch ein besonders fleißiges Lieschen. Mit gerade einmal 58 Jahren hat er hier bereits seinen 103. Film abgeliefert, den uns EUROVIDEO ab sofort ungeschnitten im Heimkino präsentiert. Ob es sich bei der Geschichte vom todkranken Boxer, der ein junges Mädchen vor einer ganzen Schar Killer beschützen will, um einen weiteren Meilenstein oder um einen Schnellschuß handelt, erfahrt Ihr im Artikel.

Originaltitel: Hatsukoi

Regie: Takashi Miike

Darsteller: Sakurako Konishi, Masataka Kubota, Jun Murakami, Shôta Sometani, Nao Ohmori, Becky

Artikel von Christian Jürs

Der junge Boxer Leo (Masataka Kubota) wird vom Schicksal auf die Bretter geschickt, als er nach einem ungewöhnlich frühen K.O. die Diagnose erhält, an einem inoperativen Hirntumor zu leiden. Perspektivlos stolpert er wie betäubt durch die nächtlichen Straßen Tokyos, als ihn plötzlich eine junge Frau, die sich auf der Flucht befindet, um Hilfe anfleht. Ohne groß nachzudenken, streckt er den Verfolger, einen korrupten Cop namens Otomo (Nao Ohmori), nieder und hat fortan das Mädchen, das sich als Monica (Sakurako Konishi) vorstellt, aber eigentlich Yuri heißt, an der Backe.

Und Yuri steckt in echten Schwierigkeiten. Von ihrem Vater wurde sie als Pfand den Yakuza überlassen, damit sie als Prostituierte seine Schulden abarbeiten kann. Jetzt hat sie eine Menge Ärger am Hals und wird von der Polizei, den Yakuza, den chinesischen Triaden und einer irren Killerbraut (Becky) verfolgt. Da Leo nichts mehr zu verlieren hat, nimmt er sich dem sympathischen Mädchen an und flieht mit ihr durch die Nacht von Tokyo…

Vordergründig eine tragische Geschichte, wird diese freilich im Kosmos eines Takashi Miike nicht auf herkömmlichem Wege erzählt. So hat Yuri immer wieder Wahnvorstellungen, hervorgerufen durch den erzwungenen Drogenkonsum. In diesen sieht sie immer wieder ihren Vater, der vor Misshandlungen nicht zurückschreckte. Doch mit Musik gelingt es Leo, das Mädchen auf andere Gedanken zu bringen, so dass ihr Vater, nur in Unterwäsche bekleidet, in ihrer Phantasie plötzlich albern durch die U-Bahn tanzt, was ihren Trip deutlich angenehmer gestaltet. Im Grunde ihres Herzens ist sie ein zartes, junges Mädchen, dass direkt aus einem Anime kommen könnte, nur, dass sie bislang vom Pech verfolgt war. Auch Leo verkörpert das Gute, das Positive, dass vom Schicksal eine große Prüfung auferlegt bekommen hat. Zwei echte Sympathieträger, zwischen denen sich eine sanfte Liebesgeschichte entwickelt.

Auf der Gegenseite jedoch steht der pure Miike-Wahnsinn, wie eine dauerkreischende Killerbraut, ein einarmiger Samurai oder ein zwinkernder, abgetrennter Kopf, der zum Fußball umfunktioniert wird. Den Wahnsinn perfekt machen eine plötzliche Animesequenz und ein ausufernder Showdown, der es wirklich in sich hat. Doch auf dem Weg dahin gerät die erste Filmstunde hier und da ins Stocken und wird ungewohnt geschwätzig. Auch mag nicht jeder Witz beim westlichen Publikum so recht ankommen, was mit Sicherheit zu so manchem Kopfschütteln in den heimischen Wohnzimmern führen wird. Trotzdem, auch dieser Miike ist, obwohl er nicht zu seinen ganz großen Werken zählt, durchaus sehenswert und das Finale stößt hier und da dann auch an die Grenzen der FSK, die jedoch nicht überschritten wurden. Insgesamt eine wirkliche sehenswerte Flucht durch die Nacht.

Bild (2,40:1) und Ton (Deutsch & Japanisch in DD 5.1) der Scheibe von Eurovideo sind ausgezeichnet. Die Synchronisation ist äußerst gelungen, nur am Bonusmaterial wurde gespart. Immerhin gibt es ein Wendecover ohne Flatschen.

Trailer:

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