Scheiß auf GREASE. Im Rahmen der Reihe „Cinema Favourites“ veröffentlichte STUDIO HAMBURG ENTERPRISES just die kultige Musicalverarsche von John Waters mit dem jungen Johnny Depp in der Hauptrolle als kostengünstige Neuauflage. Grund genug, sich die schräge Komödie, in der auch Iggy Pop und Traci Lords mit von der Partie sind, noch einmal anzuschauen. Wie gut (oder auch schlecht) der Film in den letzten 30 Jahren gealtert ist, könnt Ihr im Artikel nachlesen.

Regie: John Waters

Darsteller: Johnny Depp, Amy Locane, Ricki Lake, Traci Lords, Iggy Pop, Polly Bergen

Artikel von Christian Jürs

Willkommen in der Freakshow Marke John Waters und seiner Vision, wie Grease – Schmiere eigentlich auszusehen hat. Im Grunde erzählt er nämlich die gleiche Geschichte. Braves Mädchen verliebt sich in cooles, pomadegetränktes Bandenmitglied und bricht so aus dem Spießertum aus. Was im Original dank toller Jungschauspieler (John Travolta und Olivia Newton John), eingängiger Songs („You´re the one that I want„) und genialer Tanzeinlagen zum Welthit mutierte, der auch heute noch unglaublich Spaß bereitet, wird hier im Bad Taste Modus ad absurdum geführt. Funktionieren tut die Chose allerdings genauso gut. Auch heute noch. Soviel vorab.

Im Zentrum der Geschichte steht die junge, wunderschöne Allison Vernon-Williams (Amy Locane), ein Mädchen aus gutem Hause, die mit dem arrogant-schnöseligen Baldwin (Stephen Mailer) ausgeht. Dieser ist Anführer der Squares (Spießer), die spinnefeind mit den rebellischen Drapes sind. Die leben ihr rebellisches ich um Gegensatz zu den Squares voll und ganz aus. Sex und Rock´n Roll stehen bei ihnen auf der Tagesordnung. Insgeheim begehrt Allison den reichhaltig gegelten Wade Walker (Johnny Depp), Anführer der Drapes, der von jedermann nur Cry-Baby genannt wird, da er gerne mal eine Träne vergießt. Beide verlieben sich schließlich ineinander und Allison lernt durch Walt und seine Gang endlich, richtig zu leben. Sehr zum Missfallen der Squares und dem übrigen Spießertum…

Produziert von Jim Abrahams, dem „A“ aus dem ZAZ-Team (Zucker/Abrahams/Zucker), welches für Kultfilme wie Die nackte Kanone verantwortlich ist, sowie Erfolgsproduzent Brian Grazer (24) und Rachel Talalay (Regie: Nightmare on Elmstreet 6 – Freddy´s Finale), konnte sich John Waters hier so richtig austoben. Zwar sind die Songs von Cry-Baby nicht so eingängig wie beim großen Vorbild, trotzdem hat der Film Rhythmus im Blut und unterhält durch völlig absurde Situationen (wenn z.B. im Gefängnis alle Mitinsassen ein trauriges Liedchen mit unserem Titelhelden anstimmen) und noch absurdere Comicfiguren.

Insbesondere muss man hier wohl Kim McGuire nennen. die als Mona „Killer-Face“ Malnorowski wohl so manchen Mann in die Homosexualität getrieben hat. Viel Mut zur grosteken Hässlichkeit bewies die, mittlerweile leider verstorbene, Schauspielerin hier in ihrer Darstellung der widerwärtigen, aber herzensguten Rockerin. Neben ihr wirkt ein Iggy Pop als Ziehvater Wades schon beinahe wie eine aufblühende Schönheit. Herrlich verdorben kommt Traci Lords samt rotem Lutscher daher. Für alle Jüngeren unter Euch: Traci mutierte in den 80ern mit gefälschtem Führerschein in der Tasche zum größten Pornostar der Vereinigten Staaten. Dass sie erst sechzehn Jahre alt war, bemerkte zunächst niemand. Mit erreichen der Volljährigkeit wechselte sie dann ins seriöse Fach, wobei sie zunächst unter Jim Wynorski in dessen Der Vampir aus dem All Remake die Möpse hüpfen ließ.

Über Johnny Depp muss ich wohl nicht viel schreiben. Hier noch frei von seinen Abstürzen und Drogeneskapaden, gibt er eine göttliche Vorstellung des jungen Rebellen. Seine Karriere ist eh legendär. Weniger legendär hingegen ist die Karriere von Co-Star Amy Locane verlaufen, die hiernach zwar im Melrose Place ein neues Heim fand, im Jahr 2010 jedoch unter Alkohleinfluss einen Autounfall verursachte, bei dem eine Verkehrsteilnehmerin verstarb. Die Schauspielerin saß anschließend für dreieinhalb Jahre im Gefängnis.

Bild und Tonqualität (Deutsch/Englisch DD 2.0 Stereo) der vorliegenden Scheibe sind gut. Als Bonus gibt es immerhin ein Wendecover ohne FSK-Flatschen.

Wer diesen kultigen Spaß noch nicht im Regal stehen hat, kann diese Lücke jetzt also zu einem fairen Preis füllen. Sei also kein Spießer, sei ein Drape, kauf Dir Cry-Baby.

Zurück zur Startseite