Wie gut kennt Ihr Eure Nachbarn eigentlich? Gerade in Zeiten wie diesen, in denen sich die Menschen anders verhalten als gewöhnlich, ist es vielleicht gar nicht so schlecht, ein Auge auf die Person(en) nebenan zu werfen. Dies wusste schon James Stewart, der in Alfred Hitchcocks Das Fenster zum Hof seinen Nachbarn des Mordes überführte. Doch was in diesem Fall mit der einst so netten Nachbarin geschehen ist, spielt in einer ganz anderen Liga. Vom Körper der jungen Mutter hat nämlich eine Hexe Besitz ergriffen, auf deren Speiseplan zartes, junges Kinderfleisch steht. Ob es einem Verdacht schöpfenden Teenager gelingt, den Nachbarssohn aus den Fängen der dämonischen Dame zu befreien, könnt Ihr ab sofort in der Heimkinoveröffentlichung von KOCH FILMS herausfinden.

Originaltitel: The Wretched

Regie: Brett Pierce, Drew T. Pierce

Darsteller: John-Paul Howard, Piper Curda, Jamison Jones, Azie Tesfia, Blane Crockarell

Artikel von Christian Jürs

Der Teenager Ben (John-Paul Howard) hat die Scheidung seiner Eltern nicht sonderlich gut verkraftet. Er ist straffällig geworden und wurde erwischt. Um den Jungen wieder auf den rechten Weg zu bringen, schickt seine Mutter ihn den Sommer über in ein kleines Küstenstädtchen, in dem sein Vater Liam (Jamison Jones) wohnt. Dort soll er im Hafen arbeiten und wieder Disziplin lernen. Zunächst läuft alles recht gut. Besonders angetan ist Ben von Mallory (Piper Curda), seiner sympathischen Kollegin für den Sommer. Beide verstehen sich auf Anhieb und ein leichtes Knistern ist in der Luft zu vernehmen. Auch mit dem kleinen Nachbarsjungen Dillon (Blane Crockarell), der mit seiner Familie gerade das Haus nebenan bezog, versteht Ben sich blendend. Es bleibt jedoch nicht so harmonisch in der Küstenstadt, denn eines Abends entdeckt Ben, dass sich etwas im Nachbarhaus verschanzt hat. Doch statt ihn anzuhören, verjagt die Familie ihn von ihrem Grundstück.

Am Tag darauf verhält sich die Nachbarsmutter äußerst bedrohlich und aggressiv, was Dillon veranlasst, bei Ben Unterschlupf zu suchen. Ben ahnt natürlich nicht, dass die bedrohliche Dame ihm gegenüber nicht mehr die treusorgende Mami, sondern eine kinderfressende Hexe ist, sonst hätte er Dillon mit Sicherheit nicht wieder herausgegeben. So aber verschwindet der Junge am nächsten Tag. Als Ben bei Dillons Vater nachfragt, behauptet dieser steif und fest, niemals ein Kind gehabt zu haben. Da die Hexe die Fähigkeiten besitzt, die Menschen um sich herum durch Gedankenmanipulation zu kontrollieren, will niemand Bens Geschichte Glauben schenken. Stattdessen bringt sie die Bewohner des Ortes gegen den netten Teenager auf. Der Junge sieht sich einem übermächtigen Gegner gegenüber, gegen den er keine Chance zu haben scheint…

Was die beiden Filmemacher Brett und Drew T. Pierce ihrem Publikum hier servieren, ist ein herrlicher Oldschool-Gruselfilm, der direkt aus den Achtzigern zu stammen scheint. Zwar spielt die Geschichte, die irgendwo zwischen Fright Night – Die Rabenschwarze Nacht, Das Ding aus einer anderen Welt und William Friedkins Das Kindermädchen angesiedelt ist, in der heutigen Gegenwart, doch atmet der Film durchgehend die Luft eines Klassikers aus meiner Jugend. Dabei hämmern die Macher dem Zuschauer dieses Retro-Feeling nicht so penetrant entgegen wie es bei Stranger Things oder der Es-Neuverfilmung der Fall war. Es zeigt sich stattdessen in der Inszenierung, dem Verzicht auf allzu harte Effekte zugunsten von angenehmem Grusel, der altmodischen (nicht altbackenen), atmosphärischen Inszenierung und den liebenswerten Figuren, denen ausreichend Platz zur Entfaltung gelassen wird. Diese wurden auch allesamt passend, mit nicht allzu bekannten Mimen, besetzt, die alle wunderbar in ihren Rollen aufgehen.

Ursprünglich hierzulande nur für den Videomarkt geplant, schafft der Film im Coronasommer 2020 auch bei uns den Sprung auf die große Leinwand. Vollkommen zu Recht, wie Ihr ja den vorangegangenen Zeilen entnehmen konnte. Doch auch die Heimkinoveröffentlichung ist gelungen.

Die mir vorliegende Blu-ray-Version verfügt über eine gute Bild- (1,85:1 / 1080p) und Tonqualität (DTS-HD Master Audio 5.1 in Deutsch und Englisch). Die Synchronisation ist gelungen. Als Bonus gibt es Audiokommentare, Interviews, den Trailer, ein Wendecover ohne FSK-Flatschen, eine Trailershow und beim Mediabook natürlich auch ein Booklet.

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