„Was ich übers Leben weiß hab ich aus STAND BY ME.“ sang Thees Uhlmann erst kürzlich. Ich möchte diesen Text korrigieren und zusätzlich John Hughes Filmographie als Philosophie des Lebens nennen, durch die filmverrückte Kinder der Achtziger geprägt wurden. Niemand außer ihm traf den Nerv der Jugend besser, wenn es um Themen wie Nachsitzen, Blaumachen oder die erste, große Liebe ging. Und seien wir einmal ehrlich, welcher Junge hat sich nicht damals an seinen Commodore 64 gesetzt und versucht, seine eigene L.I.S.A. zu erschaffen? Hat bei mir zumindest leider nicht funktioniert. Dank CAPELIGHT PICTURES kann man sich die Anleitung zur Traumfrauerschaffung jetzt nochmals anschauen, sogar in drei unterschiedlichen Filmversionen. Was das brandneue Mediabook sonst noch zu bieten hat, ob der Film auch heute noch wegweisend für die Jugend ist und ob ich jetzt mit Windows 10 mehr Erfolg beim Kreieren meiner Traumfrau hatte und was meine Frau überhaupt zu der ganzen Sache sagt, erfahrt Ihr im Artikel.

Originaltitel: Weird Science

Drehbuch und Regie: John Hughes

Darsteller: Anthony Michael Hall, Ilan Mitchell-Smith, Kelly LeBrock, Bill Paxton, Suzanne Snyder, Robert Downey Jr., Michael Berryman

Artikel von Christian Jürs

Gary Wallace (Anthony Michael Hall) und Wyatt Donnelly (Ilan Mitchell-Smith) sind die Außenseiter an ihrer Schule. Die beiden Teenager, die des Öfteren den Streichen ihrer Mitschüler ausgesetzt sind, können bei Mädchen einfach nicht landen. Was läge da für die beiden näher, als das erlernte Computerwissen von Wyatt zu ihren Gunsten zu nutzen und eine eigene Traumfrau am Heimrechner zu erschaffen? Da passt es natürlich blendend, dass seine Eltern übers Wochenende verreist sind und Gary bei ihm übernachten kann. Also gesagt, getan. Mit Büstenhaltern auf dem Kopf ausgestattet, zelebrieren die Beiden die Erschaffung ihrer eigenen Frankensteinkreatur, nur viel klüger und mit deutlich mehr Sexappeal. L.I.S.A. (Kelly LeBrock) ist geboren.

Fortan stellt die heiße Brünette das Leben der beiden männlichen Jungfrauen auf den Kopf. Dank ihrer übermenschlichen Fähigkeiten gelingt es der kessen Dame, die Jungs mit Ausweisen auszustatten und sie im Nachtleben zu etablieren. Auch eine Riesenparty stellt sie im Elternhaus von Wyatt auf die Beine, zu der die gesamte Schule eingeladen ist. Plötzlich fangen auch die Mädchen aus ihrem Umfeld an, sich für die beiden Geeks zu interessieren. Wäre da nur nicht Wyatts großer Bruder Chet (Bill Paxton), ein echter Tyrann, der seinem Geschwisterchen das Leben zur Hölle macht. Doch auch für ihn hat L.I.S.A. einen ganz besonderen Plan…

Den Inhalt von Weird Science, der in Deutschland den noch schrägeren, aber erstaunlich gut passenden Titel L.I.S.A. – Der helle Wahnsinn erhalten hat, wiederzugeben ist eigentlich fast nicht möglich. Denn eine normale Handlung hat der Fim eigentlich nicht zu bieten. Dafür bekommen wir den totalen 80er Jahre Wahnsinn in jedem Millimeter Filmzelluloid geboten. In neongrellen Farben erzählt uns John Hughes die Geschichte zweier Teenager, die auch im Breakfast Club hätten nachsitzen können. Im Grunde, hat einer von beiden das ja auch, denn Anthony Michael Hall ist ein Wiederholungstäter und spielte in beiden Filmen mit. Außerdem war er in Hughes Regiedebut Das darf man nur als Erwachsener – Sixteen Candles ebenfalls mit von der Partie. Die heiße Computerbraut Kelly LeBrock war zuvor Die Frau in Rot und spielte später noch in Hard to Kill mit. Ihren dortigen Filmpartner Steven Seagal ehelichte das Ex-Model und hat drei Kinder mit ihm. Die Ehe hielt bis 1996. Als Schulrowdies treten Robert Rusler aus Nightmare 2 – Die Rache und Iron Man himself Robert Downey, hier noch ohne „Jr.“ im Namen, auf. Ach ja, Hügel der blutigen Augen Mutant Michael Berryman ist als Rocker auch noch dabei, denn natürlich muss die Party der Jungs von wilden Partycrashern heimgesucht werden.

Im Grunde haben wir hier eine typische Coming-of-Age Geschichte, wie sie John Hughes gerne erzählt hat. Allerdings in einem höchst ungewöhnlichen Gewand. Jungs, die in den 80ern groß geworden sind, werden mit Sicherheit einen herrlich-nostalgischen Abend vor der Glotze verbringen mit L.I.S.A. – Der helle Wahnsinn, ein jüngeres Publikum dürfte sich hingegen weitestgehend abweden. Sei es die Mode, die Musik oder vor allem der Umgang mit dem Computer, wie er hier zelebriert wird, alles schreit geradezu sein Jahrzehnt hinaus. Schon toll, wie selbstverständlich man mit dem 8-Bit Heimcomputer damals Traumfrauen erschuf, indem man einfach ausgeschnittene Bravo-Bilder hineinschob. Faszinierend. Doch trotz all dieses Blödsinns muss ich zugeben, dass ich als Zielgruppe (Männer über 40 Jahre, damals Teenager), immer noch eine Menge Spaß an diesem Humbug hatte, auch wenn die großen Lacher heutzutage ausbleiben und Spannung ebenfalls nicht vorhanden ist.

Es liegt, neben den sympathischen Charakteren, die von ihren Schauspielern mit Charme Leben eingehaucht bekommen, an den skurillen Einfällen, dem Style und der Tatsache, dass John Hughes Filme immer das Herz am rechten Fleck haben, dass L.I.S.A. – Der helle Wahnsinn trotzdem ein für meine Generation zeitloser Klassiker geworden ist. Natürlich haben die Jungs auch nicht einfach Sex mit der Computermieze, sondern verlieben sich anständig in die ebenfalls sympathischen Klassenkameradinnen Deb und Hilly, die von Judie Aronson (Freitag der 13. Teil IV – Das letzte Kapitel) und Suzanne Snyder gespielt werden. Letztere ließ sich sogar freiwillig von ihrem Freund das Hirn raussaugen…in dem Film Return of the living Dead 2 zumindest. Fand ich schon damals beide schärfer als Frau Seagal. Ein Blick in die imdb verrät, dass sie auch natürlicher gealtert sind.

Die Veröffentlichung von Capelight Pictures belegt einmal mehr, dass in deren Hause keine einfachen Kaufleute, sondern echte Filmliebhaber arbeiten. Bereits von außen macht das stabile Mediabook mit dem original deutschen Kinoplakatmotiv einen sehr guten Eindruck. Soviel Sex geht auf keinen Chip, aber dafür auf eine Blu-ray und eine DVD. Enthalten ist der Film in, wie oben erwähnt, drei verschiedenen Filmversionen. Neben der Kinofassung sind hier noch die harmlosere TV-Fassung (Cooler Zauber mit Lisa) und der um zwei Szenen verlängerte Extended Cut enthalten. Für die Nachsynchronisation dieser Szenen engagierte man tatsächlich die Originalsprecher Oliver Rohrbeck, Santiago Ziesmer und Heike Schroetter. Fantastisch. Außerdem gibt es entfallene Szenen, diverse Featurettes und Dokumentationen, Kinotrailer, TV-Spots und ein 24 seitiges, stabiles Booklet, geschrieben von Filmkritikerin Jenny Jecke, in dem wir unter anderem den Unterschied zwischen „Geeks“ und „Nerds“ erklärt bekommen.

Bild und Tonqualität sind für das Filmalter erstaunlich gut. Beim Ton kann man zudem zwischen original 2.0 Sound und 5.1-Upmix wählen.

Insgesamt eine wirklich tolle Veröffentlichung, die sich jeder Filmfan der 80er unbedingt ins Regal stellen muss. Ansonsten kommt L.I.S.A. vorbei und verwandelt Euch in…

Weird Science - GIF on Imgur

Ach ja, meine Frau war weniger begeistert. Kann aber auch daran liegen, dass sie eher Kind der 90er ist und außerdem ein Mädchen. Die tragen BH´s nämlich immer falsch und nie auf dem Kopf.

Trailer:

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