Die Zeiten, in denen Robert De Niro hochwertigen Oscar-Content mit seiner Präsenz veredelte, sind augenscheinlich längst vorbei. Stattdessen beehrt uns die Hollywood-Legende regelmäßig in seichten Komödien und B-Filmen, die immer öfter direkt im Heimkino veröffentlicht werden. IMMER ÄRGER MIT GRANDPA (2020) ist das neuste Filmchen, in dem der preisträchtige Mime den in die Jahre gekommenen Rentner spielen darf. Wem sich bei der Kombination aus Robert De Niro und dem Begriff „Grandpa“ nun die Nackenhaare aufstellen, kann allerdings beruhigt sein. So schlimm ist die zahme Familienkomödie nicht. Ob sie allerdings auch unterhaltsam ist, erfahrt ihr in unserer Kritik!

Originaltitel: The War with Grandpa

Drehbuch: Tom J. Astle, Matt Ember
Regie: Tim Hill

Darsteller: Robert De Niro, Oakes Fegley, Uma Thurman, Rob Riggle, Christopher Walken, Jane Seymour, Cheech Marin…

Artikel von Christopher Feldmann

Robert De Niro gehört(e) zweifelsohne zu den ganz Großen in Hollywood. Der zweifache Oscar-Preisträger kann sich durchaus damit rühmen, in einer Mehrzahl von Filmen aufgetreten zu sein, die berechtigterweise als Klassiker gelten. Sei es als junger Don Vito Corleone in DER PATE 2 (1974), als gewaltbereiter Travis Bickle in TAXI DRIVER (1976), als Boxer Jake LaMotta in WIE EIN WILDER STIER (1980), als Gangster „Noodles“ in Sergio Leones Epos ES WAR EINMAL IN AMERIKA (1984) oder als Mobster Jimmy Conway in GOOD FELLAS (1990), De Niro gehörte lange Zeit zu den Meistern seiner Zunft und fungierte als Aushängeschild in Sachen Method Acting. In den späten 1990er Jahren verlegte sich die Filmlegende allerdings zunehmend ins seichte Fach, verbuchte mit Filmen wie REINE NERVENSACHE (1999) und MEINE BRAUT, IHR VATER UND ICH (2000) respektable Komödien-Hits und wechselt seitdem zwischen munter zwischen anspruchsvolleren Dramen, typischen Komödien und schäbigen B-Movies, wobei die letzten beiden Kategorien deutlich überwiegen. Auch anno 2020 lässt es der Altstar ruhig und bequem angehen, stellt IMMER ÄRGER MIT GRANDPA (2020) doch keine wirkliche Herausforderung für einen Schauspieler von De Niros Kaliber dar. Nichts desto trotz scheint er durchaus seinen Spaß an dem harmlosen Klamauk zu haben, der noch einige weitere bekannte Stars in petto hat. Das ist aber auch das so ziemlich einzig wirklich positive an dem Film, denn außer ein paar schalen Gags und dem üblichen Familien-Kitsch, hat der infantile Großvater-gegen-Enkel-Klamauk nicht viel zu bieten.

Handlung:
Nach dem Tod seiner Frau, fällt es Ed (Robert De Niro) immer schwerer seinen Alltag zu bewältigen. Aus Sorge um ihren Vater, bittet Tochter Sally (Uma Thurman) ihn, bei ihr und ihrer Familie zu wohnen. Während sich der Großteil der Sippe über den dauerhaften Besuch von Grandpa Ed freut, empfindet Enkel Peter (Oakes Fegley) Zorn, immerhin muss er sein geliebtes Zimmer an den betagten Rentner abtreten und mit dem Dachboden Vorlieb nehmen. Doch so einfach lässt sich der pfiffige Junge nicht aufs Abstellgleis schieben und erklärt Ed prompt den Krieg. Nachdem störrische Großvater einige Streiche über sich ergehen lassen musste, holt er zum Gegenschlag aus und entbrennt ein gnadenloser Kampf um das schönste Zimmer im Haus.

Bei solchen Filmen stellt sich mir als Filmfan immer wieder dieselbe Frage: „Warum macht er das?“. Warum verbringt ein derart großer Schauspieler wie Robert De Niro seinen Lebensabend damit, durch günstige und unterfordernde Komödien zu tingeln? Ist es die Müdigkeit? Gutes Geld für wenig Leistung? Oder hat die Legende einfach Spaß an den Albernheiten? Vielleicht ist es eine Mischung aus all diesen hypothetischen Gründen, zumindest würde es das Spätwerk De Niros irgendwie erklären, nötig hat er es sicher nicht.

IMMER ÄRGER MIT GRANDPA (2020) ist eine weitere Familienkomödie, die nach dem üblichen Strickmuster funktioniert und auf dem gleichnamigen Kinderbuch Robert Kimmel Smith aus dem Jahr 1984 basiert. Hier muss man am Ende differenzieren, ist der Film doch augenscheinlich für eine Zielgruppe im Alter von 6-12 Jahren konzipiert. Das merkt man schon am Drehbuch, dass die Geschichte äußerst plump wiedergibt. So sind die Fronten nach gut 15 Minuten geklärt und die Fehde zwischen Opa und Enkel kann beginnen. Aufschlussreiche Plot-Points sucht man hier vergebens und ich bezweifele, dass die Ausgangssituation im normalen Leben ausreichen würde, um einen auf Slapstick getrimmten Schlagabtausch zu rechtfertigen, jedoch dürfte das Ganze für Kinder vollkommen ausreichen. Es folgt schließlich eine ganze Reihe von Szenen, in denen der eine dem jeweils anderen Streiche spielt. Diese sind mal nett, mal auch recht flach und uninteressant. Die besten Szenen (Der Notfallknopf und der Running-Gag mit dem Motorradpolizisten) wurden schon im Trailer ausführlich präsentiert. Für Erwachsene dürfte das Ganze ein recht maues Vergnügen sein, Kindern hingegen wird es den ein oder anderen Lacher entlocken, so viel ist sicher. Natürlich gipfelt die Fettnäpfchen-Parade im blanken Chaos, dem ein paar versöhnliche Kitsch-Momente folgen. Das übliche Strickmuster eben, welches auf bewährte Mechanismen setzt und keinerlei Überraschungen bietet. Für die Kleinen reicht das vollkommen.

Schauspielerisch lehnt sich hier niemand aus dem Fenster, auch ein Robert De Niro nicht, der hier seine routinierte Performance als kauziger Rentner abliefert. Allerdings scheint der Altstar durchaus Freude an dem kindlichen Spaß zu haben, hat er doch in vergangenen Komödien durchaus schwächer aufgespielt. Auch sein Gegenpart Oakes Fegley macht einen soliden Job und entzieht sich gekonnt dem Nervfaktor, den Kinderdarsteller meist mit sich bringen. Die Chemie zwischen den Beiden funktioniert durchaus und sorgt für amüsante Szenen. Perlen vor die Säue sind aber die restlichen durchaus hochkarätigen Mimen, die hier ihr Stelldichein geben. Tarantino-Muse Uma Thurman hat als biedere Mutter nicht viel zu tun, außer zornige Grimassen zu schneiden, während ein komödiantisches Talent wie Rob Riggle restlos unterfordert ist. Auch die Auftritte von Christopher Walken (De Niros Leinwandpartner im Kriegsfilm-Klassiker DIE DURCH DIE HÖLLE GEHEN) und Cheech Marin beschränken sich auf routinierte und abgedroschene Altherrenwitze. Wirklich schade, ist die blasse Rolle von DR. QUINN-Star und Ex-Bond-Girl Jane Seymour, deren Rolle so plump und glanzlos in den Plot integriert wirkt, dass man meinen könnte, die Autoren brauchten noch dringend eine Frauenfigur um die Rentnertruppe etwas aufzuwerten.

Auch inszenatorisch reißt IMMER ÄRGER MIT GRANDPA keine Bäume aus. Klassischer Digitallook und handelsübliche Vorstadt-Sets bringen keine optischen Leckerbissen in den Film, der Zielgruppe wird das aber letztendlich egal sein.

Die Komödie liegt übrigens schon länger in der Schublade Hollywoods, denn das Ganze wurde bereits vor über drei Jahren abgedreht. Ursprünglich unter der Ägide der The Weinstein Company produziert, hing IMMER ÄRGER MIT GRANDPA nach deren Auflösung in der Luft und es dauerte lange Zeit, bis sich ein neuer Verleih fand. Hierzulande nahm sich Eurovideo dem Filmchen an und veröffentlicht diesen nun im Heimkino, wo er eigentlich auch hingehört. Bild- und Tonqualität sind gut, Bonusmaterial gibt es leider nicht.

Fazit:
IMMER ÄRGER MIT GRANDPA (2020) ist eine harmlose Familienkomödie, von vorne bis hinten für eine kindliche Zielgruppe gemacht. Diese wird an den flachen Slapstick-Szenen und dem biederen Ton ihren Spaß haben, Erwachsene dürfte das, mit dem üblichen Strickmuster produzierte, Filmchen kaum befriedigen. Für einen lauschigen Familienabend mit den Kids vor dem heimischen Fernseher kann man einen Blick riskieren, mehr ist allerdings nicht drin aber das ist auch okay so.

Christopher auf Letterboxd – Your Life in Film folgen

Zurück zur Startseite