Die Haie sind wieder los! Renny Harlins Hai-Knaller DEEP BLUE SEA (1999) hat nun schon ganze 21 Jahre auf dem Buckel, was aber kein Hindernis ist, um mit nachgeschobenen, günstig produzierten DTV-Sequels noch ein paar Kröten aus dem bekannten Titel zu quetschen. Mit DEEP BLUE SEA 3 (2020) erscheint nun bereits die zweite Fortsetzung über Warner Home Video im hiesigen Heimkino. Ob der Streifen zumindest ein Quäntchen besser ist als der schrottige zweite Teil, erfahrt ihr in unserer Kritik! 

Originaltitel: Deep Blue Sea 3

Drehbuch: Dirk Blackman
Regie: John Pogue

Darsteller: Tania Raymonde, Nathaniel Buzolic, Emerson Brooks, Bren Foster, Alex Bhat, Reina Aoi…

Artikel von Christopher Feldmann

Es ist fast schon eine alte Hollywood-Tradition und somit kaum eine Seltenheit, zu bekannten Erfolgsfilmen Fortsetzungen zu produzieren, die meist, bis auf den Titel und einige wiederkehrende Handlungsmotive, nichts mit dem Original gemein haben. So erhoffen sich Produzenten, mit wenig finanziellem Aufwand noch einmal Umsatz zu fahren, da, in ihren Augen, ein etablierter Titel ausreicht, um die entsprechende Scheibe an den Mann zu bringen. Besonders im Zeitalter der Videotheken war diese Methode Gang und Gebe. War ein Genre-Film in den Kinos ausreichend erfolgreich, gab es später standesgemäß ein Follow-Up, meist mit anderer Besetzung und weniger Budget. Spontan fallen dem kundigen Filmfan Franchises wie KARATE TIGER, HELLRAISER oder TREMORS ein, die allesamt endlos fortgesetzt wurden, nur eben für den Video-Markt. Oder man denke an Filme wie DIRTY DANCING 2 (2004), ROAD HOUSE 2 (2006). Im Falle von DEEP BLUE SEA (1999), dem albernen aber auch schwer unterhaltsamen Hai-Thriller von Renny Harlin, hat man sich ganze 19 Jahre Zeit gelassen, um ein Sequel in die DVD-Regale zu klöppeln. Die Erwartungen wurden dahingehend erfüllt, dass es sich dabei um ziemlich großen Mumpitz mit grottigen CGI-Effekten auf SYFY-Niveau handelte. Zur großen Überraschungen ging aber ein weiterer Film in Produktion, der nun natürlich ebenfalls seine Premiere auf Scheibe und im Stream feiern darf. DEEP BLUE SEA 3 (2020) ist dabei zumindest ein kleiner Lichtblick. So schlecht wie der Vorgänger ist der Film nicht, wenn auch kein Highlight der gepflegten Sharksploitation-Welle.

Handlung:
Emma Collins (Tania Raymonde) trat einst in die Fußstapfen ihres Vaters und hat es sich zur Aufgabe gemacht den Ozean zu schützen und untersucht mit einem kleinen Team die Auswirkungen des Klimawandels auf weiße Haie. Ihre Lager haben sie auf einer alten Fischerinsel aufgeschlagen, deren Bucht als „sicherer Hafen“ für Fische fungiert. Die Gruppe wird gestört, als eine Gruppe von Wissenschaftlern mit ihrem Schiff vor der Insel Station macht. Angeführt von Emmas Ex-Freund Richard (Nathaniel Buzolic), jagen sie drei Bullenhaie, die aus einem Labor entkommen sind und durch genetische Modifizierungen eine große Gefahr darstellen.

Damals überzeugte DEEP BLUE SEA (1999) durch seine dezent trashige Prämisse, die auf Gen-manipulierten Killerhaien fußt. Das war schon damals äußerst banane aber effektvoll und mit einem Augenzwinkern, inklusive bekannter Besetzung, umgesetzt. Immerhin ist der Tod von Samuel L. Jackson im Film heute noch ein beliebtes Meme. Gut 20 Jahre später sieht die Sache schon anders aus und in denen haben wir schon so manchen Unfug mit Haien gesehen, wobei SHARKNADO (2013) dabei natürlich nur ein Beispiel ist. Wahrscheinlich auch ein Grund, warum DEEP BLUE SEA 2 (2018) keinen mehr hinter dem Ofen hervorgelockt hat, abgesehen von der doofen Story, den miesen Darstellern und den schlechten Effekten.

Aber anscheinend hat man damit genug Geld gemacht, um einen weiteren Teil zu rechtfertigen. Man knüpft einfach an das Ende des zweiten Films an und präsentiert dem Zuschauer eine neue Story, die zumindest im Ansatz gar nicht mal so beschissen ist. Dass das Drehbuch keinen Oscar gewinnen wird, dürfte klar sein aber es gibt weitaus schlechteres in diesem Genre. Der Plot ist dabei denkbar simpel. Die Bullenhaie tauchen vor dem kleinen Eiland auf und machen erwartungsgemäß Radau, bevor ihnen die Wissenschaftler erstmal Einhalt gebieten können. Dass diese nicht ganz koscher sind, dürfte der geneigte Zuschauer sofort durchschauen und es ist immer witzig, wenn einem so etwas als fetter Twist verkauft wird. Natürlich ist das alles zweckmäßig, die Figuren, inklusive Dialoge, kommen direkt vom Reißbrett und der Streifen brauch 30 Minuten um etwas in die Gänge zu kommen. Wer sich darauf einlässt bekommt zumindest im Anschluss daran solide B-Kost geboten, die mit 95 Minuten auch relativ zügig wieder vorbei ist.

Zwar wirkt das ganze auf der narrativen Ebene wie eine Mischung aus sämtlichen Klischees, in die nicht sonderlich viel Arbeit und Kreativität geflossen ist aber ganz ehrlich, wer hohe Filmkunst sehen will, muss dann schon JAWS (1975) in den Player werfen. DEEP BLUE SEA 3 bedient den menschlichen Allesfresser, der gerne seichte und anspruchslose Unterhaltung sucht und als solche kann man den Hai-Streifen durchaus stehen lassen. Zu meiner großen Überraschung sieht das Ganze optisch relativ wertig aus. Okay, das Setting bilden ein paar Holzhütten, das Schiff und eine Handvoll Unterwasseraufnahmen aber durch den Klimawandel und den dadurch steigenden Meeresspiegel, hat man sich zumindest Statisten gespart. Bis auf unserer fesche Truppe und zwei Einheimische sind keine weiteren Personen vertreten. Rein optisch wurde die Szenerie hübsch eingefangen und die Kamera macht einen guten Job. Auch die Unterwasseraufnahmen und ein paar Action-Pieces im Finale können sich echt sehen lassen. Die Besetzung besteht derweil aus unbekannten Gesichtern, die jeweils auch nicht viel gedreht haben. Lediglich Hauptdarstellerin Tania Raymonde könnte man aus dem vergurkten TEXAS CHAINSAW 3D (2013) kennen, nicht unbedingt die beste Referenz aber immerhin etwas.

Die CGI-Effekte sind natürlich nicht unbedingt preisverdächtig. Allerdings überbieten diese jegliche ASYLUM-Produktion und den meisten Dreck, den der SYFY-Channel so auskotzt. Für das offensichtlich magere Budget kann man sich das angucken, auch wenn die, durchs Wasser flitzenden, Hai-Flossen schon zum Schmunzeln anregen, genau wie manche Anschlussfehler, die in dem Streifen zu entdecken sind. Wenn Emma aus dem Wasser steigt, in der nächsten Einstellung aber schon so trocken ist, als hätte sie gerade ein Sonnenbad genommen, dann kann man sich durchaus beömmeln. Auch die Tatsache, dass die Waffen aussehen wie Spielzeug für die Blagen Zuhause, macht die Sache zwar nicht besser aber zumindest in einer gewissen Form unterhaltsam. Alles in allem endet die Chose erwartbar und frei von Überraschungen, man ärgert sich nur nicht über die verschwendete Lebenszeit.

Die Blu-Ray erscheint bei Warner Home Video. Bild- und Tonqualität gehen in Ordnung, Bonusmaterial gibt es, bis auf den Trailer, leider keins.

Fazit:
DEEP BLUE SEA 3 (2020) ist eine weitere günstige DTV-Fortsetzung in einem Genre, in dem man eigentlich schon alles gesehen hat. Trotzdem ist der Hai-Thriller ein okayisches B-Movie für Allesgucker, den man zwar nicht gesehen haben muss aber immerhin besser unterhält als der miese Vorgänger. Klarer Fall von Steigerung, wenn auch nur ins untere Mittelmaß!

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