Euch stresst das Jahr 2020 aus bekannten Gründen so richtig? Ihr braucht dringend Urlaub, doch Bates Motel ist mal wieder restlos ausgebucht? Dann empfiehlt CAPELIGHT PICTURES einen Aufenthalt in einer lauschigen Pension am Coyote Lake, nahe der mexikanischen Grenze. Diese wird betrieben von einer Mutter, zusammen mit ihrer Teenager-Tochter, die ihre Gäste mit leckersten Speisen und Getränken verwöhnen. Mahlzeiten, für die ihr sterben würdet. Im wahrsten Sinne des Wortes übrigens. Denn wer einmal dort eincheckt, der bleibt bis ans (baldige) Ende seiner Tage dort. Im Preis inbegriffen ist ein Tauchgang im See, der niemals enden wird. Klingt verlockend? Genaueres zur Buchung eines Zimmers in der Pension zum ewigen Frieden erhaltet Ihr in unserem Artikel.

Originaltitel: Coyote Lake

Regie: Sara Seligman

Darsteller: Camila Mendes, Adriana Barraza, Andres Velez, Charlie Weber, Neil Sandilands

Artikel von Christian Jürs

Teresa (Adriana Barraza) und ihre schüchterne Tochter Ester (Camila Mendes) betreiben eine kleine Pension am Coyote Lake in Texas, unweit der mexikanischen Grenze. Der geistig zurückgebliebene Dirk (Neil Sandilands), der mit seinem stummen Auftreten etwas Unheimliches an sich hat, ist ihnen bei den Gartenarbeiten behilflich. Doch nicht nur im Garten, auch beim Entsorgen der Leichen, die Mutter und Tochter im See entsorgen, packt er fleißig mit an.

Es scheint unfassbar, aber tatsächlich ist das gastfreundliche Mutter/Tochter-Gespann ein Serienkillerteam, welches die immer wieder aufschlagenden männlichen Gäste, sogenannte „Reiseleiter„, die Flüchtlinge gegen Bezahlung illegal ins Land bringen, zunächst fürstlich bewirten, dabei jedoch mit Schlafmittel betäuben und anschließend bei lebendigem Leibe im See versenken. Die Habseligkeiten der jüngst verstorbenen Schlepper gehen dabei in den Besitz der Pensionsbetreiber über. Ihr Motiv: Die Bösen Männer ausmerzen und dabei genügend Kohle sammeln, um irgendwo ein neues Leben zu beginnen. Zumindest behauptet dies Teresa gegenüber ihrer verschlossenen Tochter, die, damit Mutter nicht böse wird, in unscheinbaren Jungsklamotten ihr Dasein fristet, um die männlichen Anwärter von vornherein abzuschrecken. Tagein, tagaus ziehen ahnungslose Herren in das abgelegene Haus, nur um von den emotionslosen Damen anschließend entsorgt zu werden.

Eines Tages, als wieder so ein „Reiseleiter“ (Tom Young) betäubt zusammenbricht, geschieht das Unerwartete. Ein Auto mit zwei Kartellmitgliedern hält vor dem Haus. Der Fahrer, ein junger Mann namens Paco (Andres Velez), zwingt mit gezogener Waffe die beiden Damen und den verunsicherten Dirk, seinen durch eine Schussverletzung vor sich hinblutenden Kumpel zu behandeln und die Kugel aus seinem Bein zu entfernen. Über mehrere Tage nisten sich die beiden Verbrecher in der Pension ein, was Mutter und Tochter zunehmend in Bedrängnis bringt. Zum Ärger Teresas fühlt sich ihre Tochter auch noch zu Paco hingezogen, wodurch das Kartenhaus der Killerladys einzustürzen droht…

Wem der Sinn nach einem ruhig erzählten Thriller steht, der kann bei Coyote Lake relativ bedenkenlos zugreifen. Mit einem deutlichen Gespür für Bilder und Atmosphäre inszenierte Regisseurin Sara Seligman hier ihr Langfilmdebut. Doch nicht nur die Optik, auch die Darsteller, insbesondere die beiden Hauptdarstellerinnen, wissen zu überzeugen. Camila Mendes, die dem jüngeren Publikum aus der Netflix Erfolgsserie Riverdale bekannt sein dürfte, macht ihre Sache als schüchterne, graue Maus, bei der im weiteren Verlauf der Handlung irgendwann das Gewissen einsetzt, gut. Doch gegen Adriana Barraza, die äußerlich eine harmlose Mutti, im Innersten aber ein eiskalter Todesengel ist, wird sie an die Wand gespielt. Wenn die in die Jahre gekommene Dame, ohne mit der Wimper zu zucken, ihr Gegenüber tötet, darf man sie als Zuschauer von ganzem Herzen hassen. Wem die Dame bekannt vorkommt, sie war die Haushälterin vom guten alten Sly in Rambo – Last Blood.

Das Drehbuch ist allerdings nicht gänzlich gelungen. Nicht nur, dass man das Ende meilenweit gegen den Wind vorab wittert, es fehlt auch an Sympathieträgern. Tatsächlich ist es Paco, dem man am ehesten wünscht, er möge heil aus der Geschichte herauskommen. Seine Figur ist vielschichtig und hadert auch mit ihrem Handeln. Sein Partner hingegen ist einem herzlich egal, Mama hasst man sowieso und Dirk ist einfach nur abstoßend. Doch der Film möchte, dass wir mit Ester mitfiebern. Das ist aber gar nicht so einfach, da ihre Entwicklung von der eiskalten Killerin zur jungen Frau mit Gewissensbissen nicht so recht glaubhaft und nachvollziehbar ist. Mir stellte sich die Frage, warum ich mit ihr eigentlich Mitleid haben sollte. Klar, Mami hat sie beeinflusst, aber so recht funktioniert ihr Sinneswandel nicht. Hier muss man als Zuschauer abwägen, ob man dieser Person die Daumen drücken möchte. Ich jedenfalls hatte da so meine Probleme.

Ansonsten gilt, wie eigentlich immer im Hause Capelight Pictures, dass Bild- und Tonqualität top sind und die Synchronisation ebenfalls hochwertig ist. Lediglich der Bonusbereich fällt mit dem Trailer zum Film ziemlich mager aus.

Trailer:

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