Da klemmt doch die Hose. Dieses eigentlich zurecht vergessene Videotheken-Relikt der Früh-90er findet nun uncut seinen Weg zurück in die heimischen Regale hartgesottener Fans. Dank CARGO RECORDS werden hier Jugenderinnerungen wach, als man damals noch jeden Schlunz auf VHS auslieh und das Beste hoffte. Rückblickend betrachtet, waren die Titel der Backlist-Reihen damaligen Videotheken eine Fundgrube versteckter Genre-Perlen, deren ästhetischer Wert und Einfluss sich erst deutlich später erschließen sollte. Das ist das Tolle an Film. Irgendwann wird auch der letzte Mist wieder interessant. Ob das hier auch so ist, wird sich zeigen. Wir verlosen ein Exemplar des Videothekenkloppers. Was Ihr dafür tun müsst, lest Ihr im Artikel.

Originaltitel: Private Wars

Dt. Videotitel: Defender – Der Tod ist sein Geschäft

Regie: John Weidner

Darsteller: Steve Railsback, Stuart Whitman, Michael Champion, Holly Floria, Dan Tullis Jr.

Artikel von Kai Kinnert

In den Vororten von L.A. herrschen brutale Bandenkriege. Da der Polizeichef durch gierige Makler bestochen wurde, ihre kriminellen Geschäfte zu übersehen, schützt kein Gesetz vor ihren grausamen Verbrechen. Angst und Terror sind an der Tagesordnung. Den machtlosen Bürgern reicht es schon lange und sie sehen nur noch eine Möglichkeit ihre Probleme in den Griff zu kriegen. Sie engagieren einen Beschützer, der ihnen nicht nur die Kunst der Selbstverteidigung zeigen soll, sondern einen Kampfexperten, der seine Gegner stets an ihrer empfindlichsten Stelle zu treffen weiß.

Vielgucker von damals hatten ein Gespür für Produktionsfirmen. Sobald der Name von Produktionsfirma XY auf dem Bildschirm erschien, wusste man, wohin die Reise ging. PM Entertainment war so eine gefürchtete B-Movie-Schmiede und man wusste gleich, das die Nummer billig und geschnitten sein wird. Und so beginnt Defender dann auch mit Credits auf Schrifttafeln, die auf dem Commodore Amiga gemacht worden sind und von einem Jan Hammer-ähnlichem Gedudel unterlegt wurden. Miami Vice ist nicht lange her und so gibt sich dann auch die Eröffnung dieses Krachers im Neonlicht der einflussreichen TV-Serie.

Irgendein Ghetto in L.A. Drei semi-bedrohliche Hampelmänner ziehen provokant durch die Straßen und erschrecken Kinder, treten Mülltonnen um oder treten Passanten mit einem Karate-Kick in die Fresse. Dann kommt ihnen die Idee, einen kleinen Laden aufzumischen. denn man ist auf Terrormission unterwegs. Die drei sollen im Viertel ordentlich randalieren und so dafür sorgen, das die Anwohner wegziehen und die Häuser endlich abgerissen werden können. Wer von unseren Lesern schon einmal versucht hat, mit zwei weiteren Kollegen ganze Straßenzüge an Anwohnern durch das Umstoßen von Mülltonnen zum Wegziehen zu bewegen, wird wissen, dass das nicht ganz leicht ist. Wenn nicht gar unmöglich. Aber scheinbar geht es in Defender nur um zwei Häuser und so wird die Nummer mit dem Gemüseladen dann auch zur Lehrstunde für die drei Fragezeichen. Hier beginnt sich Widerstand zu formen und die drei Trottel ziehen den Kürzeren.

Besorgte Bürger, fünf an der Zahl, wollen sich den Terror durch die Gang nicht mehr gefallen lassen und brauchen professionelle Unterstützung. Man sucht einen Macker, der den Dumpfpiepen auf den Sack hauen kann und startet ein Casting, bei dem sich noch schrägere Vögel vorstellen, als sie sowieso schon im Film auftreten. Derweil sind der skrupellose Baulöwe und der korrupte Polizeichef dabei, ein paar ehrlose Karate-Ninja-Kämpfer ihre Kampfkünste präsentieren zu lassen, um so die harte Linie vorzuführen, mit der man den Kampf ums Ghetto gewinnen will.

Wie erwartet, führt das Casting der Bürger zu keinem brauchbaren Ergebnis und man besinnt sich auf den Ex-Cop Jack Manning, der nach der Actionsequenz am Anfang des Film ein alkoholkranker Privatdetektiv geworden ist und somit alle nötigen Qualifikationen für den anstehenden Kampf mitbringt. Manning nimmt den Job an. Nach etwas Gerangel auf dem Bürgersteig besinnt sich Manning auf seine Martial Arts Talente und heilt sich als schwerer Alkoholiker selbst, in dem er den Sprit in den Abfluss schüttet. Warum nicht gleich so. Endlich kommt es also nach allerlei Unsinn in Dialog und Story zum Finale. Auf der Straße wird geschossen und gekämpft – es ist, als hätte Sam Firstenberg (Die Rückkehr der Ninja, 1983) eine Folge von Miami Vice übernommen.

Altes deutsches VHS-Cover

Harte Schale, weicher Keks: Defender – Strassenkrieg in L.A. ist knalliges B-Movie-Gedöns aus VHS-Zeiten, das sich streckenweise selber nicht ernst nimmt. Die Action ist tatsächlich optisch solide, wenn auch – immer und absolut – dem Genre unterworfen. Kamera und Lichtsetzung sind dabei auf dem Niveau einer Folge von Miami Vice, was den Streifen in manchen Momenten rettet. Insgesamt bleibt am Ende jedoch nicht viel vom Film über. Aus den Augen, aus dem Sinn. Wer eisenharter Freund damaliger Videothekenware ist, darf hier gerne einen Blick wagen, der Rest hält sich vornehm zurück.

Das Bild der DVD ist ok, der Ton ebenso. Extras gibt es keine.

Gewinnspiel

Wir verlosen mit freundlicher Unterstützung von Cargo Records ein Exemplar von Defender – Strassenkrieg in L.A.. Ihr müsst uns dafür nur eine Frage beantworten:

In welchem SciFi-Vampir-Zombie-Erotik-Schocker von Texas Chainsaw Massacre Regisseur Tobe Hooper spielt Defender Star Steve Railsback die Hauptrolle?

Die Antwort schreibt Ihr bitte per Mail an christian@die-medienhuren.de mit dem Betreff „Railsback„. Einsendeschluss ist Freitag, der 02. Oktober 2020 um 18 Uhr.

Viel Glück.

Trailer:

Zurück zur Startseite