In einer Militärschule beschwört ein Nerd mit ’nem Vorgängermodell des C64 den Teufel, erlangt dessen dunkle Macht, schwebt mit einer Horde von Höllenschweinen in der Kasernenkirche ein und säbelt seinen Peinigern mit ’nem Riesenschwert die Köppe ab. Das klingt erst mal nach einem super Anwärter für die nächste SchleFaZ-Staffel. Doch es ist eben nicht immer alles so, wie es scheint. Ob die Macher vielleicht zu viel Coopershit geraucht haben, ob sich der „Der Teufelsschrei“ womöglich als wahre Filmperle entpuppt und ob sich die Veröffentlichung von WICKED VISION wirklich lohnt, das erfahrt ihr im folgenden Artikel.

Originaltitel: Evilspeak

Regie: Eric Weston

Darsteller: Clint Howard, R.G. Armstrong, Joe Cortese, Don Stark, Claude Earl Jones

Artikel von Holger Braasch

Der Teufelsschrei entstand 1981 auf dem Höhepunkt der harten Horror-Welle, doch abgesehen von den grafischen Gore-Effekten fällt Eric Westons Spielfilmdebüt etwas aus der Rolle. Waren es damals vor allem Slasher, blutgierige Aliens und Zombies, welche die Leinwände mit Kunstblut besudelten, kommt Der Teufelsschrei mit einer traditionellen Okkult-Story daher, wo der Satan mal wieder einen Weg gefunden hat, einen seiner „Jünger“ zum Henker des Bösen zu machen. Der Film verlegt das Motiv von Carrie – Des Satans jüngste Tochter (1976) in eine Militärakademie. 3 Jahre zuvor versetzte schon ein gewisser Damien Thorn eine Militärakademie in Angst und Schrecken, allerdings brauchte der sich keine Sorgen zu machen, dass er von seinen Kameraden nicht ernst genommen wird. Stanley Coopersmith (Clint Howard) hat es da deutlich schwerer. Stanley ist der klassische Nerd. Intelligent, belesen, aber auch etwas sonderbar und nicht unbedingt der Frauenschwarm. Er ist der Prügelknabe der Militärakademie und wird von allen nur Coopersmith genannt, manchmal auch Coopershit. Vor allem der fiese Bubba (Don Stark) macht ihm das Leben schwer, wo es nur geht. Als Coopersmith zur Reinigung des Kirchenkellers verdonnert wird, findet er ein Buch über schwarze Magie, sowie die Tagebücher von Pater Esteban (Richard Moll), der im Mittelalter zum Satanismus konvertiert ist und an der Küste Spaniens Menschenopfer gebracht hat. Dafür wurde er verbannt (nicht grausam hingerichtet?), doch Esteban drohte schon zu Lebzeiten „Ich werde zurückkehren!“ („I will return!„) Als Coopersmith anfängt, die latainischen Texte mit einem Computer (so etwas hatte 1981 längst nicht jeder!) zu übersetzen, erscheint eben jene Botschaft auf seinem Bildschirm. Das weckt Coopersmiths Neugierde.

Und schon bald zeigen die satanischen Beschwörungsformeln ihre tödliche Wirkung. Die hübsche Sekretärin Miss Friedemeyer (Lynn Hancock) erwischt es als erstes. Als Coopersmith dazu verdonnert wird den Schweinestall auszumisten, stibitzt Miss Friedemeyer das Buch mit den Beschwörungsformeln und versucht das schmucke Metall-Pentagramm vom Cover zu reißen. (Aha, eine kleine Hobby-Satanistin!) Das kann natürlich nicht ungestraft bleiben und so bricht plötzlich eine Horde Schweine aus und überrascht die fesche Sekretärin in ihrer Unterkunft, als sie gerade duschen will. (Wann auch sonst. ^^ ) Seltsamerweise bleibt diese (blutige) Sauerei offenbar unentdeckt, jedenfalls bereitet man schon eine große Festlichkeit vor, während Coopersmith in seinem Teufelskeller weiter an der Rückkehr von Esteban werkelt. Doch der grobschlächtige und trunksüchtige Hausmeister Sarge (R. G. Armstrong) hat den Sonderling böse auf dem Kieker. Als Coopersmith von dem gutmütigen Koch einen Welpen geschenkt bekommt, ist Sarge gar nicht begeistert und schnappt sich das Tier, um ihm den Hals umzudrehen. Doch die Beschwörungsformeln zeigen wieder ihre Wirkung und so ist es Sarge, dem es aus heiterem Himmel den Kopf verdreht. Als Bubba mit seinen Kumpels im Kirchenkeller das Teufelswerk und den Welpen entdeckt, hält er es für eine gute Idee eine Teufelsbeschwörung inklusive Tieropfer zu zelebrieren. Er ahnt natürlich nicht, dass er damit sein Todesurteil besiegelt und so hat Esteban nun freie Bahn, um seine höllische Sause zu starten. Er fährt in den Körper von Coopersmith und lässt ihn sein altes Schwert schwingen, mit dem er im Mittelalter Menschenopfer dargebracht hat. Coopersmith hebt buchstäblich ab und schwebt wie von Geisterhand getragen seinen Peinigern entgegen, die gerade alle in der Kirche versammelt sind, um von Reverend Jameson (Joe Cortese) das Wort zum Sonntag zu empfangen. Doch der Gottesdienst wird ratzfatz zur Todesparty. Aus der Jesus-Skulptur löst sich ein Nagel und verwandelt sich in ein tödliches Projektil, welches den Reverend genau zwischen die Augen trifft. Coopersmith kommt mit seiner Schweinehorde eingeflogen und schwingt das Schwert der Rache. Da freut sich nicht nur der Esteban, da lacht auch das Splatterfilm-Herz.

So haarsträubend und absurd das Ganze klingen mag, aber Eric Weston schafft es in seinem Regiedebüt tatsächlich den Zuschauer zu fesseln und in seinen Bann zu ziehen. Das liegt zum einen an der sorgfältigen Charakterzeichnung. Der Film nimmt seine Charaktere durchaus ernst und so kommt die Tragik der Hauptfigur wirklich gut rüber. Überhaupt spielen die Darsteller ihre Rollen sehr engagiert und glaubhaft. Vor allem der alte Haudegen R. G. Armstrong verleiht seiner Rolle als versoffener Hausmeister einen bedrohlichen und unberechenbaren Charakter. Wenn sich dieser an dem kleinen Hund vergreift, wünscht man ihm wirklich die Pest an den Leib. Schauspieler Clint Howard hat sein Mitwirken in Der Teufelsschrei nie bereut, auch wenn er das Toupet, das er im Film trägt, selbst bezahlen musste. Dass der Streifen mal ein richtiger Kultfilm werden würde, hätte er damals nicht für möglich gehalten. Er dachte eher, dass es einer dieser Low Budget-Filme wird, die nach einigen Jahren in der Versenkung verschwinden. Doch der Der Teufelsschrei hat sich über die Jahre eine treue Fangemeinde erobert. Abgesehen von den überzeugenden Darstellern ist es auch die stringente Erzählweise und die durchgehend unheilvolle Atmosphäre, die dem Zuschauer kaum Gelegenheit gibt, die absurde Story zu hinterfragen. Aber Eric Weston baut auch kleine ironische Brechungen ein, wie man sie von den Filmen von Joe Dante und John Landis kennt. Z. B. wenn Coopersmith im Stall von den Schweinen attackiert wird, gibt es kurze Zwischenschnitte zu Miss Friedemeyer, wie sie versucht das Pentagramm vom Buch abzupulen. Das Buch liegt direkt neben einem Sparschwein aus Porzellan, das unschuldig lächelnd zum Buch schielt. Ein schönes Beispiel ist auch die Szene im Klassenraum, wo es zunächst so scheint, als wäre Coopersmith der einzige Schüler, der sich mit anderen Dingen beschäftigt (nämlich mit Estebans schwarzer Magie). Man rechnet schon damit, dass Coopersmith gleich wieder einen aufs Dach kriegt. Doch wenige Sekunden später stellt sich heraus, dass keiner der Schüler dem strengen und autoritären Lehrer zuhört und dieser regelrecht zur Witzfigur wird. Sarkastische Spitzen gegen das Establishment werden zwar offensichtlich, aber auch nicht zu vordergründig verteilt, so dass das Ganze nie plump wirkt und an Glaubwürdigkeit verliert. Auch die Schikane, die der Protagonist in der Militärakademie erfährt, wird überzeugend vermittelt. Dass ausgerechnet ein Farbiger zu den wenigen Menschen gehört, die nicht auf Coopersmith herumhacken und ihm sogar zur Seite stehen, ist sicherlich kein Zufall.

Computer waren damals noch keine alltäglichen Gebrauchsgegenstände und hatten durchaus etwas mysteriöses. Einerseits war man fasziniert, was man mit den immer kleiner werdenden Kästen so alles machen konnte, andererseits waren sie auch irgendwie suspekt. Wohin soll das alles irgendwann mal führen? Anfang der 80er dürfte so die allgemeine Wahrnehmung dieser Technologie ausgesehen haben. Bereits 1969 zeigte Joseph Sargents Science Fiction-Film Colossus eine düstere Zukunft unter der Diktatur der Computer, welche auch heute noch keineswegs abwegig erscheint. 1977 drehte Donald Cammell den Science Fiction-Schocker Des Teufels Saat nach einer Romanvorlage von Dean Koontz. Eric Weston greift das Motiv von Donald Cammells Film auf und kombiniert es mit Motiven des Okkult-Horrors, der durch die Kinoerfolge von Der Exorzist (1973) und Das Omen (1976) neue Popularität erlangte. Komponist Roger Kellaway orientierte sich dann auch stark an dem Soundtrack von Das Omen. Gleich zu Anfang schmettert ein Chor dem Zuhörer ein herzhaftes „Sa-ta-naaas !!!“ entgegen.

Die drei limitierten Mediabooks

Wenn dann noch ein paar gekonnt getrickste Splatter-Einlagen der alten (damals neuen) Schule dazukommen, ist der Horrorspaß perfekt. Anfang der 80er konnte man das Publikum noch richtig schocken, mit aufgeschlitzten Latex-Leibern, herumfliegenden Pappmache-Köpfen und literweise herumspritzendem Theaterblut. Die Effekte waren noch so etwas wie Attraktionen und wurden entsprechend zelebriert. Sie wurden mit (mehr oder weniger) Liebe vorbereitet und in (mehr oder weniger) mühevoller Handarbeit geschaffen, um dann vor der Kamera präsentiert zu werden. Wie ein Zaubertrick vor Publikum. Das hat sich im Laufe der Zeit geändert. Effekte werden heute eher zweckmäßig eingesetzt und häufig erst nachträglich durch CGI in den Film eingefügt. Bei Der Teufelsschrei hatte man jedoch nicht die Möglichkeiten in der Postproduktion viel zu ändern. Man musste sich also schon während des Drehs überlegen, wie man diese und jene Szene gestaltet. Wenn sich z. B. das Gesicht von Coopersmith langsam in das Gesicht von Esteban verwandelt, ist das kein Effekt, der nachträglich reinkopiert wurde. Im Bonusmaterial erklärt Allan A. Apone, der auch an den visuellen Effekten von Und wieder ist Freitag der 13. (1982), Runaway Train (1985), Deep Blue Sea (1999) gearbeitet hat, wie die Effekte in Der Teufelsschrei gemacht wurden. Er wirkte auch bei Gesichter des Todes III (1985) an den Effekten mit, zog es aber vor, in den Credits nicht genannt zu werden. Und wo wir uns gerade auf nicht ganz koscheres Terrain begeben – von Anton Szandor LaVey, dem Gründer der Church of Satan, bekam der Film sogar Zuspruch aus Fachkreisen. LaVey war ein großer Fan des Films.

Zu den unterschiedlichen Fassungen: Die deutsche Kinofassung basiert auf der Unrated Version, wurde jedoch an einer Stelle zensiert und zwar, wenn Bubba vom untoten Sarge das Herz herausgerissen wird. Gegenüber der deutschen Kinofassung musste die deutsche Videofassung deutlich mehr Federn lassen. Für eine Indizierung hat es dennoch gereicht, diese wurde erst 2012 aufgehoben. Nach einer Neuprüfung im Jahr 2018, gab die FSK die unzensierte Fassung schließlich ab 16 Jahren frei. In England landete der Streifen damals auf der Liste der VIDEO NASTIES. Interessant ist hierbei, dass die englische VHS-Erstauflage vom Label Videospace als einzige die unzensierte Extended Version des Films enthielt, also auch die harten Stellen aus der Unrated Version. Die späteren englischen VHS-Veröffentlichungen enthielten nur noch die R-Rated Version. In dieser Version fehlen so gut wie alle Gewaltspitzen, dafür bekommt man gut 8 Minuten mehr Handlungsszenen zu sehen, die in der Unrated Version nicht enthalten, bzw. kürzer sind.

Wicked Vision brachte den Film erstmals in Deutschland auf Blu-ray, wobei offenbar das Master von Shout! Factory als Vorlage diente. Auch das Bonusmaterial wurde übernommen. Die Veröffentlichung kommt ausschließlich auf zwei Blu-rays. Im Vergleich mit den alten DVD-Veröffentlichungen (X-NK, X-Rated und VMP) ist die Qualität erheblich besser. Die Unrated Version erfreut mit kräftigen Farben und schön hellem Bild. Als besonderes Schmankerl ist sogar die deutsche Kinofassung mit an Bord, die ebenfalls in hervorragender Qualität und mit unmaskiertem Bild (1,33:1) vorliegt. Die Farbgebung der deutschen Kinofassung wirkt wärmer und unterscheidet sich deutlich von der Farbgebung der Unrated Version. Die R-Rated Version liegt weiterhin nur in durchschnittlicher DVD-Qualität und mit unmaskiertem Bild (1,33:1) vor. Allerdings lag hier ein anderes Master (mit 24 Fps) vor, während die alte DVD von X-NK auf der britischen DVD von Digital Entertainment basierte. Für die Komplettisten ist dann noch die Extended Version dabei, welche auch in diesem Fall lediglich ein Zusammenschnitt der Unrated Version und der R-Rated Version ist, wie es schon bei der DVD von X-NK der Fall war. Der Qualitätsunterschied zwischen den beiden Fassungen macht sich bei der Veröffentlichung von Wicked Vision natürlich stärker bemerkbar, als bei der alten DVD. So fallen die Szenen aus der R-Rated Version qualitativ schon deutlich ab. Auch wurde der deutsche Ton zum Teil anders angelegt, als bei der alten DVD, wo einige Stellen noch mit deutschem Ton zu hören waren, die bei der BD von Wicked Vision komplett im OmU sind. Dies wurde vermutlich gemacht, um die Übergänge etwas sauberer zu gestalten. Ein qualitativ hochwertiges Komplett-Master für die Extended Version ist anscheinend nicht mehr aufzutreiben.

Der Film kommt sowohl in zwei limitierten Mediabooks, sowie einer ebenfalls limitierten Retro VHS Edition. Im Bonusmaterial sind enthalten: Vorwort von Regisseur Eric Weston, Audiokommentar mit Regisseur Eric Weston, Audiokommentar mit Regisseur Eric Weston, Darsteller Clint Howard und Location-Manager Warren Lewis, Audiokommentar mit Daniel Perée & Ingo Strecker (dt. ohne UT), Making of Evilspeak („Satan’s Pig and Severed Heads“), Interview mit Allan A. Apone („Effects Speak“), Interview mit Don Stark („Human Blood“), Interview mit Clint Howard („Speak No Evil“), Interview mit Joe Cortese, Extended Scenes, Deutscher Trailer, Deutscher Trailer-Recut, Originaltrailer, Deutscher Kinovorspann, Selbstlaufende Bildergalerie.

Außerdem: Retro VHS Edition (limitiert auf 500 Exemplare): 5 Sammelkarten und Poster. Mediabook (Cover A limitiert auf 222 Exemplare / Cover B limitiert auf 444 Exemplare): 24-seitiges Booklet mit Interview mit dem Regisseur Eric Weston und ein Essay von Ingo Strecker (beides jeweils in deutscher und englischer Sprache).

Die VHS-Retro Edition und 2 DVD Vorgänger

Alles in allem eine sehr schöne Veröffentlichung und eine hervorragende Gelegenheit diese Genre-Perle wieder zu entdecken. Der Film funktioniert auch nach mehrmaligem Ansehen noch erstaunlich gut und die Effekte verlieren in der HD-Abtastung nicht ihre Wirkung. Wie engagiert Wicked Vision an dieser Veröffentlichung gearbeitet hat, zeigt sich schon im Rechtehinweis, der nach dem Einlegen der Discs eingeblendet wird. Den sollte man sich gut durchlesen.

Trailer:

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