Hach, damals war ich noch jung, als anno 1994 plötzlich diese himmlische Komödie in den Regalen der Videotheken auftauchte. Eigentlich unfassbar, dass der Film bei uns damals auf VHS verramscht wurde, aber das magere U.S. Einspielergebnis, beruhend auf schlechten Kritiken miesepetriger Filmkritiker, veranlasste CIC VIDEO, von einem deutschen Kinostart abzusehen. Da die DVD Erstauflage aus dem Hause UNIVERSAL nun auch schon seit längerem vergriffen ist, hat sich JUSTBRIDGE ENTERTAINMENT erbarmt und der Fantasiekomödie mit einem recht jungen Robert Downey Jr. endlich eine würdevolle Veröffentlichung spendiert.

Originaltitel: Heart and Souls

Regie: Ron Underwood

Darsteller: Robert Downey Jr., Charles Grodin, Kyra Sedgwick, Elisabeth Shue, Tom Sizemore, Alfre Woodard

Artikel von Christian Jürs

Wir schreiben das Jahr 1959 in San Francisco. Vier Fahrgäste sitzen betrübt spät abends in einem Oberleitungsbus. Sie alle stehen mitten im Leben, haben jedoch gerade einen Tiefschlag kassiert und somit noch einiges zu erledigen. So eilt Julia (Kyra Sedgwick) ihrem Verlobten hinterher, der soeben mit ihr Schluss gemacht hat. Harrison (Charles Grodin) möchte als Sänger durchstarten, konnte beim Vorsingen auf der Bühne jedoch seinen inneren Schweinehund nicht überwinden. Penny (Alfre Woodard) schmerzt es im Innersten, dass sie aus beruflichen Gründen zu wenig Zeit mit ihren heranwachsenden Kindern verbringen kann und Milo (Tom Sizemore) plagt das Gewissen, hat der Kleinkriminelle doch einem kleinen Jungen wertvolle Briefmarken entwendet und an einen reichen Geldsack verhökert. Jeder von ihnen möchte seine Fehler wieder geradebiegen, als der Bus diese Pläne durchkreuzt. Aufgrund einer Unachtsamkeit des Fahrers (David Paymer), kommt es beinahe zur Kollision mit einem anderen Fahrzeug, in dem eine Frau gerade ihr Kind gebärt. Gott sei Dank geschieht ihnen nichts und so kommt der kleine Thomas Reilly (Kylie und Keaton Tyndall) wohlbehalten zur Welt. Der Bus jedoch stürzt von einer Brücke in die Tiefe und die vier Businsassen plus Fahrer sterben. Während Letzterer gen Himmel fährt, bleiben die vier Pechvögel als unsichtbare Geister auf der Erde zurück. Sie können sich dabei nicht frei bewegen, sondern bleiben fest in der Nähe von Thomas kleben, der als Einziger in der Lage ist, die untoten Toten zu sehen. Schnell verlieben sie sich in das Kind und fungieren als zusätzliche Erzieher, doch als die Schulzeit beginnt, kommen die Probleme. Denn Thomas (jetzt Eric Lloyd) wird aufgrund seiner Gespräche eine psychiatrische Behandlung empfohlen. Schweren Herzens treffen die vier Geister die Entscheidung, ab sofort auch für ihn unsichtbar zu bleiben und verschwinden aus seinem Sichtfeld.

In den frühen Neunzigern, als Reilly (endlich Robert Downey Jr.) mittlerweile Anfang dreißig ist, begleiten ihn immer noch seine unsichtbaren Freunde. Doch die Richtung, in die sich der adrette, junge Mann entwickelt hat, bereitet ihnen Sorgen. Zwar ist aus dem Jungen ein erfolgreicher Geschäftsmann geworden, doch auf emotionaler Ebene gibt es deutliche Defizite. Kaltherzig geht Thomas seinem Job nach und auch in Sachen Liebe kann er nicht zu seinen Gefühlen stehen. Aus diesem Grund steht seine Beziehung zu der bezaubernden Anne (Elisabeth Shue) auch auf der Kippe. Frustriert beobachten die Geister sein Leben, ohne darin eingreifen zu können. Als jedoch wie aus dem Nichts der Bus von damals samt Fahrer als Geistererscheiung vor ihnen steht, ändert sich die Situation. Er ist gekommen, um die Vier von ihrem Geisterdasein endgültig zu befreien, da bereits neue Babies auf eine Seele warten. Dabei kommt allerdings auch heraus, dass die Geister ihre Zeit auf Erden eigentlich dazu nutzen sollten, ihr altes Leben zufriedenstellend abzuschließen. Thomas sollte dafür als Medium herhalten. Da ihnen diese Information aufgrund logistischer Probleme versehentlich vorenthalten wurde, bekommen sie nochmal einen kleinen Aufschub, der jedoch nur kurz währt. Gelingt es den mittlerweile befreundeten Geistern, ihre Mission, Frieden mit ihrem alten Leben zu finden und nebenbei noch Thomas Liebesleben wieder in den Griff zu bekommen?

Die Antwort darauf dürfte wenig überraschend ausfallen. Muss sie auch nicht, denn Vier himmlische Freunde hat alles, was ein klassischer US-Feelgood-Film für die ganze Familie braucht. Witz, Charme, ein wenig Spannung und auch für die Taschentuchfraktion ist gesorgt. Nein ihr Ferkel, die scharfen Kyra Sedgwick und Elisabeth Shue machen sich nicht nackig, der Film ist einfach so richtig schön zu Herzen gehend. Ein Jammer, dass er damals mit nur 17 Mio Dollar Einspielergebnis vom Publikum abgestraft wurde. Glücklicherweise wurde dieses Kleinod von Regisseur Ron Underwood (Im Land der Raketenwürmer / City Slickers) nun von Justbridge Entertainment aus der Versenkung geholt, um wiederentdeckt zu werden. Es lohnt sich. Das findet übrigens auch Robert Downey Jr., der auch heute noch wohlwollend auf die Dreharbeiten zurückblickt, in denen er schauspielerisch viele Facetten zeigen konnte, da die Geister in seinen Körper schlüpfen um diesen zu übernehmen. Die Gelegenheit für den Mimen, auch gesanglich tätig zu werden.

Singen musste Kollege Christoph N. Kellerbach Gott sei´s gedankt nicht, er begnügte sich damit, wie so oft das Booklet des Mediabooks zu verfassen, in dem er auf die Produktion, den wundervollen Cast inklusive der zur Zeit der Entstehung von Vier himmlische Freunde vorhandenen Drogenprobleme des Hauptdarstellers und die damalige Geisterfilmwelle (Ghost – Nachricht von Sam stammte beispielsweise aus der gleichen Ära) eingeht. Mehr Bonusmaterial gibt es leider nicht. Dafür können sich Bild- und Tonqualität (Deutsch und Englisch in DD 5.1) sehen und hören lassen.

Vier himmlische Freunde ist ganz großes Hollywoodkino, welches man gerade jetzt, wo neue Blockbuster Mangelware sind, unbedingt ins heimische Regal stellen sollte. Ein toller Film für die ganze Familie, der auch heute noch bestens funktioniert (getestet an der eigenen Familie).

Trailer:

Zurück zur Startseite