Wer in den 1990er Jahren nicht sonderlich viele Ansprüche hatte, was Videotheken-Ware im Action-Genre angeht, der dürfte an den Streifen aus dem Hause PM ENTERTAINMENT nicht vorbei gekommen sein. In den letzten Jahren schafften immer mehr Heuler des umtriebigen Independent-Studios den Sprung auf DVD, was Labels wie Cargo Movies zu verdanken ist. Jener Publisher hat sich nun erneut einem vermeintlichen Kracher aus der guten alten Zeit angenommen, nämlich INTENT TO KILL (1992) mit Ex-Porno-Bumse Traci Lords. Ob Nostalgiker hier auf ihre Kosten kommen, erfahrt ihr in unserer Kritik!

Originaltitel: Intent to Kill

Drehbuch & Regie: Charles T. Kanganis

Darsteller: Traci Lords, Angelo Tiffe, Scott Patterson, Sabrina Ferrand, Yaphet Kotto, Sam Travolta…

Artikel von Christopher Feldmann

PM Entertainment dürfte eigentlich jedem Fan preisgünstiger Actionkost ein Begriff sein, versorgte das Independent-Studio in den 1990ern doch im Akkord gierige B-Filmjunkies, die jede Woche die Videothek ihres Vertrauens durchstöberten, um sich mit neuen Actionkrachern zu versorgen. Neben Avi Lerners Nu Image-Schmiede, war die Produktionsfirma von Richard Pepin und Joseph Merhi DIE Direct-to-Video-Klitsche jener Dekade. Die beiden Produzenten wussten ganz genau, wie sie ihre treue Kundschaft bedienen mussten. Low-Budget-Streifen waren die Devise, bei denen das magere Budget immerhin fast vollständig in das Spektakel investiert wurde. Die Legenden besagen, dass die Produzenten den Regisseuren strenge Vorgaben machten, zum Beispiel, dass alle sieben Minuten irgendetwas passieren müsse, egal ob Autostunt, Explosion, Shootout etc., Hauptsache es rummst, denn die Kunden wollen Action. Diese Formel trug sich bis in die frühen 2000er Jahre, bevor die Firma Konkurs ging. Trotzdem können sich Merhi und Pepin rühmen, ein dickes Portfolio an Krachern mit Cynthia Rothrock, Gary Daniels oder Don „The Dragon“ Wilson ihr Eigen zu nennen. INTENT TO KILL (1992) allerdings, einer von wenigen PM-Streifen, in denen sich Traci Lords als „seriöse“ Schauspielerin versuchte, stinkt dagegen ziemlich ab und gehört nicht unbedingt zu den Highlights der Billig-Schmiede.

Handlung:
Vicky (Traci Lords) ist in tödlicher Gefahr. Ihr Leben steht auf dem Spiel. Seit ihrem letzten Polizeieinsatz steht sie bei dem skrupellosen Drogenhändler Salli (Angelo Tiffe) auf der Abschussliste. Vicky und ihre Kollegen haben dem kolumbianischen Dealer-Ring bei einer gefährlichen Undercover-Aktion Drogen im Wert von 50 Millionen Dollar abgenommen. Salli ist in Zugzwang. Er muss dringend den Stoff auftreiben, um von seinem Boss nicht umgelegt zu werden. Er hat dafür genau eine Woche Zeit. Jeder, der ihm in die Quere kommt, muss sterben, auch wenn es ein Bulle ist…

Traci Lords, der feuchte Traum vieler Pornokonsumenten in den 1980ern Jahren, was wohl heute niemand mehr freiwillig zugeben würde. Die durchaus ansehnliche Blondine feierte beachtliche Erfolge mit Ruckel-Filmchen im Hardcore-Segment, jedoch wurde ihre Schmuddel-Karriere im Jahr 1986 abrupt beendet, als öffentlich bekannt wurde, dass die gute Traci bei den Drehs ihrer Werke noch minderjährig war. Durch Vortäuschung falscher Tatsachen und einer gefälschten Geburtsbescheinigung verschaffte sie sich Zugang zur Szene, was von den Produzenten natürlich nicht weiter hinterfragt wurde. Das sollte sich später rächen, denn entsprechende Personen wurden angeklagt und die Filme aufgrund von Kinderpornographie verboten. Zwar behauptete die Hauptdarstellerin später, zu vielen sexuellen Handlungen gezwungen worden zu sein aber darüber lässt sich sicher streiten.

Jedenfalls versuchte sich Traci Lords später an einer etwas seriöseren Karriere als Schauspielerin und landete schließlich bei PM Entertainment, die das bekannte Porno-Sternchen nur zu Gerne vermarktet haben. INTENT TO KILL (1992) war nach A TIME TO DIE (1991) der zweite Action-Flick, den sie für Merhi und Pepin gedreht hat und gehört mitnichten zu den Vorzeigewerken des 90er-Videothekensumpfs. Lords spielt die Polizistin Vicky, die in der Eröffnungsszene erstmal für einen saftigen Shootout auf offener Straße sorgt, nachdem sie, natürlich stilecht getarnt als Prostituierte, einem Drogendealer auf die Pelle gerückt ist. Am Ende des bleihaltigen Feuergefechts hat der Schurke überlebt, ist aber um ziemlich viel Kokain ärmer, was die nun folgenden Ereignisse in Gang setzt. Leider war das für lange Zeit auch so ziemlich die einzig nennenswerte Szene, in der dem Zuschauer etwas geboten wird, denn der Ablauf der Story ist, sagen wir mal doch etwas merkwürdig.

Man könnte sagen, eine Story gibt es nicht wirklich. INTENT TO KILL ist gelinde gesagt sehr fragmentarisch und besteht aus zwei parallel verlaufenden „Handlungssträngen“. Zum einen sehen wir immer wieder den, sich emotional nicht ganz so im Griff habenden, Drogendealer Salli, der auf schnellstem Weg wieder Kokain beschaffen muss, um nicht von den Geschäftspartnern umgelegt zu werden. Deswegen fackelt der cholerische Schurke auch nicht lange und nietet so ziemlich jeden um, der ihm in die Quere kommt. Auf der anderen Seite begleiten wir Vicky im Alltag als Polizistin, der aber auch keiner erkennbaren Dramaturgie folgt. Mal wird sie von ihrem Chef zusammengefaltet, dann streitet sie sich mit ihrem, ebenfalls als Polizist arbeitender, Lover, der sie zudem irgendwann noch betrügt, bevor beide Parteien zehn Minuten vor Schluss wieder zusammentreffen, um noch ein wenig rumzuballern. So entsteht auch zu keiner Zeit ein Hauch von Spannung oder irgendeine Rasanz, der Film bleibt schlichtweg öde. Bis auf das Opening und das Finale, welches mit einem PM-typischen Autostunt aufwartet, passiert bis auf ein paar Scharmützel ziemlich wenig.

Inszenatorisch fügt sich INTENT TO KILL aber perfekt in das sonstige Schaffen des Studios ein. Billige Sets, spärliche Ausstattungen und der Look eines Softcore-Pornos zeichnen den Streifen aus, was besonders für Traci Lords gewohntes Terrain gewesen sein durfte. Die war übrigens nie eine gute Schauspielerin und wird auch nie eine gute Schauspielerin sein und auch ihre Darstellung als taffe Polizistin wirkt mehr als hölzern. Die restliche Besetzung besteht aus ähnlich talentierten Knallchargen wie Angelo Tiffe und Scott Patterson. Irgendwie hat sich auch Bond-Bösewicht Yaphet Kotto (LEBEN UND STERBEN LASSEN) in die Low-Budget-Produktion verirrt, was nicht verwunderlich ist, da die PM-Produktionen immer wieder prominente Darsteller in irgendwelchen Nebenrollen zu bieten hatten. Rausreißen kann er die Chose allerdings auch nicht.

Die DVD von Cargo Movies bietet den Streifen lediglich in 4:3 und wirkt, als ob man die VHS lediglich digitalisiert und auf Scheibe gebrannt hat. Das ist nicht wirklich schlimm, macht die VHS-Patina doch auch das Feeling solcher Machwerke aus. Extras gibt es keine!

Fazit:
INTENT TO KILL (1992) ist Videotheken-Schlock aus dem unteren Segment. Die nicht vorhandene Story, die spärlich gesäte Action und die wenig talentierten Hauptdarsteller, lassen den Streifen selbst für PM-Verhältnisse ziemlich abstinken. Da hat das Studio wesentlich bessere Granaten abgeliefert!

Die aktuelle DVD-Veröffentlichung von Cargo Records:

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