Jean-Claude van Damme lässt wieder die Fäuste fliegen, dieses Mal gegen sich selbst! Koch Films hat den Actionthriller REPLICANT (2001), in dem der belgische Action-Star zum dritten Mal in einer Doppelrolle zu sehen ist, kürzlich im schicken Mediabook veröffentlicht. Ob sich die Anschaffung für die heimische Filmsammlung lohnt, erfahrt ihr unserer Kritik!

Originaltitel: Replicant

Drehbuch: Lawrence Riggins, Les Weldon
Regie: Ringo Lam

Darsteller: Jean-Claude van Damme, Michael Rooker, Catherine Dent, Brandon James Olson, Pam Hyatt…

Artikel von Christopher Feldmann

Die frühen 2000er Jahre waren nicht wirklich gut zu den Actionstars vergangener Tage. Während sogar die Karrieren gestandener Alpha-Tiere und Kino-Helden wie Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger stagnierten (letzterer flüchtete sich langsam aber sicher in die Politik), sahen die Bilanzen bei den Jungs aus der zweiten Reihe ebenfalls nicht sonderlich rosig aus. Besonders die „Muscles from Brussels“, unser geschätzter Spagat-Virtuose Jean-Claude van Damme, legten eine steile Talfahrt hin. Gezeichnet durch einen zu Kopf gestiegenen Ruhm, zahlreiche Affären und etwas zu viel Kokain, sank der Stern des Belgiers unaufhaltsam. Streifen wie DOUBLE TEAM (1997) oder KNOCK OFF (1998) lockten kein großes Publikum mehr an und auch der durchaus ambitioniertere DER LEGIONÄR (1998) lief eher unter dem Radar. Auch der Versuch mit UNIVERSAL SOLDIER – DIE RÜCKKEHR (1999) noch einmal die Kohlen aus dem Feuer zu holen, erwies sich als mächtiger Fehlschlag und ging desaströs baden. Jean-Claude musste sich wohl oder übel damit abfinden, als Kino-Star ausgedient zu haben und seine Brötchen zukünftig in den Videotheken zu verdienen. Doch van Damme wollte nicht so schnell aufgeben und startete 2001mit REPLICANT nochmal den Versuch, Fans wie auch Kritikern zu beweisen, dass er mehr drauf hat, als nur stumpfe Action. Eine Rechnung, die leider nicht aufging.

Handlung:
Seit drei Jahren macht der Serienkiller Edward Garrotte, genannt „Die Fackel“, (Jean-Claude van Damme) Seattle unsicher. Seine Opfer sind stets alleinerziehende Mütter, die er erst tötet und dann verbrennen lässt. Detective Jack Riley (Michael Rooker) ist dem Psychopathen auf den Fersen, doch auch bei seinem neuesten Mord geht er dem hartgesottenen Polizisten durch die Lappen, und das kurz vor der Pensionierung. Doch Riley bekommt noch einmal eine Chance. Mittels DNA-Analyse von am Tatort gefundenen Spuren, hat eine geheime Regierungsbehörde einen Klon des Mörders erschaffen, mit dessen Hilfe das Original geschnappt werden soll. Doch die Einführung des frischen Replikanten in die Welt erweist sich als gar nicht so einfach, vor allem wenn der aufbrausende Riley als Erzieher fungieren muss.

REPLICANT war nicht der erste Film, in dem Jean-Claude van Damme in einer Doppelrolle zu sehen war. Bereits im Action-Kracher DOUBLE IMPACT (1991) mimte er ein Brüderpaar und auch in MAXIMUM RISK (1996) nahm er diesen Part noch einmal auf, allerdings in einem wesentlich kleinerem Umfang. REPLICANT spinnt dieses Prinzip nochmal weiter und präsentiert den belgischen Martial-Artist sowohl in der Protagonisten- als auch in der Antagonistenrolle. Man merkt dem Film durchgängig an, dass man keinen 08/15-Klopper drehen wollte, sondern einen ambitionierten Thriller, der sich mehr auf Jean-Claudes schauspielerische Fähigkeiten und den Thriller-Aspekt konzentriert. Dieses Vorhaben ging allerdings kräftig nach hinten los, denn REPLICANT ist ein verunglückter Film geworden, der nicht nur keine Ahnung hat, was er genau sein will, sondern auch oft zum fremdschämen einlädt.

Schon das Drehbuch erweist sich als Flickenteppich und lässt in Sachen Logik einige Wünsche offen. Schon die Tatsache, dass ein Serienkiller drei Jahre lang morden kann, ohne auch nur eine Spur zu hinterlassen, ist etwas fragwürdig, zumal er regelmäßig den Detective mit Anrufen behelligt. Vielleicht ist „die Fackel“ nicht sonderlich gewieft, sondern die Polizei einfach nur etwas dämlich. Gut, diesen Umstand kann man noch hinnehmen, wir befinden uns immerhin in einem van-Damme-Vehikel. Dass die einzig verbleibende Möglichkeit den Täter zu schnappen aber ein künstlich erschaffener Klon ist, erscheint wenig plausibel und äußerst umständlich, wenn man bedenkt, dass solche Regierungsorganisationen besseres zu tun haben dürften, als sich um einem handelsüblichen Psychopathen zu scheren. So gestalten sich die ersten 15-20 Minuten als äußerst ungelenk und auch die nachfolgende Laufzeit ist nur leidlich spannend geraten. Sind erstmal die Fronten geklärt, erwartet den Zuschauer ein handelsüblicher Thriller von der Stange, der sichtlich Probleme hat, auch nur den Genre-Durchschnitt zu halten. Spannung, Rasanz und Schauwerte sucht man größtenteils vergebens, die Story fokussiert sich mehr auf das Duo, bestehend aus Michael Rooker und van Dammes Replikant.

Und da liegt auch das größte Problem des Films. Während JCVD als psychopathischer Triebmörder eine durchaus gute Figur macht aber wenig an die Hand bekommt, um wirklich glänzen zu können, sind seine Szenen als Replikant gänzlich miserabel. van Damme spielt den frischgeborenen Klon wie einen Zurückgebliebenen mit dem Geschichtsausdruck eines Lobotomie-Opfers. So dürfen wir bewundern, wie er, mit Handschellen gefesselt, von Michael Rooker durch die Gegend geschubst wird, schmollend in der Ecke sitzt und ständig Flashbacks von den Erlebnissen seines Originals hat. Der absolute Gipfel ist aber die Szene, in der der Replikant bei einer Prosituierten landet, die ihn dann erstmal heiß zu machen versucht, bevor er sich arg verfrüht in die Buchse ejakuliert. Während der Rest schon schmerzlich ist, ist dieser Moment die Krone der Fremdscham, bei dem einem der Hauptdarsteller fast schon leid tun könnte. Dessen Auftritte als Bösewicht sind da schon wesentlich besser geraten, auch wenn er in dieser Rolle unterfordert ist, sich aber immerhin von einer rabiaten Seite zeigen darf. Michael Rooker gibt indes den klassischen, kaltschnäuzigen Cop, der aber so maßlos überzeichnet wirkt, dass selbst seine Verhaltensweise stellenweise wenig glaubwürdig erscheint. Zwar darf Rooker hier und da auch zulangen, sympathisch macht das seine Figur aber auch nicht. Der Rest der Besetzung besteht aus unbekannten Darstellern, denen auch nicht sonderlich viel Screentime vergönnt wurde.

Auf dem Regiestuhl nahm hier Hongkong-Routinier Ringo Lam Platz, der bereits die Inszenierung bei MAXIMUM RISK (1996) übernommen hatte. Auch diese enttäuscht hier im Vergleich zu seinen früheren Arbeiten etwas, denn knackige Action sucht man hier größtenteils vergebens. REPLICANT will mehr ein rasanter Thriller sein und bleibt, bis auf ein paar Keilereien, eher bodenständig. Das ist insofern schade, da man hier ja einen Regisseur hatte, der sein Handwerk verstand und den Film hätte aufwerten können. Wer hier Action im Stil von Lams Werken wie CITY ON FIRE (1987) oder FULL CONTACT (1992) erwartet, dürfte bitter enttäuscht werden. Das einzige Plus sind die Momente, in denen van Damme seine bekannten Moves ausführen darf, da man offensichtlich gemerkt hat, dass es ohne eben auch nicht geht. Höhepunkt ist dabei der finale Showdown zwischen ihm und seinem Klon, der nicht nur gut getrickst, sondern auch ansprechend choreographiert ist. Trotzdem fehlt dem Streifen der nötige Wumms, die inszenatorische Finesse und die unterhaltsamen Crowd-Pleaser-Momente, die über das doofe Drehbuch hinwegsehen lassen und das Ganze zumindest als Guilty Pleasure durchgehen lassen würden.

Koch Films hat den Film kürzlich im Mediabook veröffentlicht, erstmals hierzulande in High Definition. Zwar lag uns nur die DVD-Version vor aber selbst die punktet mit einer sehr guten Bild- und Tonqualität, was vermuten lässt, dass die Blu-ray ebenso gelungen ist. Neben einem Booklet, bietet die Edition noch einen Audiokommentar, ein Making-Of, eine Bildergalerie, sowie den deutschen und den englischen Trailer als Extras.

Fazit:
REPLICANT (2001) war offensichtlich der Versuch von Jean-Claude van Damme, nochmal die Kurve zu bekommen und allen zu zeigen, dass er auch schauspielerisch etwas auf dem Kasten hat. Leider ist der Actionthriller von Ringo Lam erstaunlich schwach geraten und leidet aktiv unter seinem schwachen Drehbuch, der mangelnden Rasanz und der abstrusen Fremdscham-Performance seines Protagonisten, dem die Bösewicht-Rolle hier überraschenderweise deutlich besser steht. Nicht van Dammes miesestes Erzeugnis dieser Zeit aber mit Sicherheit auch kein Vorzeigewerk!

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