Oliver Hirschbiegels Der Untergang kann nun endgültig in die Science Fiction Ecke der heimischen Filmsammlung umsortiert werden, denn dank BUSCH MEDIA GROUP GMBH & CO KG kommt nun endlich die einzig wahre Wahrheit über den Verbleib des Mannes mit dem einen Hoden ans Tageslicht. Die Geschichte von Adolf Hitler, der bekanntermaßen zum Ende des zweiten Weltkriegs mit einem U-Boot nach Ghana floh, um von dort aus einen erneuten Versuch, die Weltherrschaft an sich zu reißen, erzählt Euch das tiefschürfende Drama African Kung-Fu Nazis. Behilflich bei seinen Eroberungsplänen sind ihm demnach seine Armee von Kung-Fu kämpfenden Ghan-Ariern, sowie magische Fähigkeiten, die ihm erlauben, das Altern zu überlisten. Geschichtsunterricht, wie man ihn sonst nur aus Kassel kennt. Oder steckt hier sogar Hirn dahinter?

Drehbuch und Regie: Sebastian Stein

Darsteller: Elisha Okyere, Sebastian Stein, Marsuel Hoppe, Nkechi Chinedu

Artikel von Christian Jürs

Zunächst eine freundliche Warnung – wer African Kung-Fu Nazis in den Player wirft, ohne vorab eine Kiste Bier oder andere betäubende Mittel in greifbare Nähe gebracht zu haben, ist vom ersten Moment an verloren. Ich hatte das Pech, den Film mutterseelenallein auf der Couch in nüchternem Zustand zu starten, was sich als grundlegender Fehler herausstellte. Nächstes Jahr werde ich eine Zweitsichtung in goßer Gruppe starten. Das wird ein Spaß.

Es empfiehlt sich, vorzuglühen, ehe der Film mit seinen einleitenden Worten startet. Wir erfahren von einer sympathischen, deutschen Stimme aus dem Off, dass Hitler mitnichten im Führerbunker durch Selbstmord ums Leben kam, sondern mit einem U-Boot und seiner rechten Hand, dem japanischen Oberbefehlshaber Hideki Tojo, außer Landes floh. Eine Flucht, die ihn schließlich zur Küste Ghanas führte, wo er sich häuslich niederließ. Von dort aus schmiedete er, wie eingangs bereits erwähnt, neue Pläne zur Erlangung der Weltherrschaft. In diesem Moment hatte ich sofort die Titelmelodie der 90er Kinderserie Der Pinkie und der Brain im Kopf, aber das nur nebenbei. Hitler jedenfalls, so erklärt uns die nette Dame aus dem Off, hätte dank seiner magischen Kung-Fu Kräfte den Alterungsprozess besiegt und lebt noch heute in Ghana, wo er mittels Gehirnwäsche eine Armee aus farbigen Kung-Fu Kämpfern, sogenannten Ghan-Ariern aufbaute, die ihm bei seinem Plan nützlich sein sollen. Außerdem hat er noch Horse-Man Goehring an seiner Seite, der trotz seines Nachnamens ausschaut wie Roberto Blanco ohne Haare.

Präsentiert wird uns diese Vorgeschichte als Potpourri aus Spiel- und Dokumentarszenen, bei denen sofort auffällt, dass Regisseur Sebastian Stein, der die Rolle des Führers übernahm, nicht den Hauch einer Ähnlichkeit mit seinem realen Vorbild hat. Wozu auch, hatte Bruno Ganz doch auch nicht. Der Film nimmt sich, wie man gottlob feststellen kann innerhalb der ersten Minuten, nicht eine Sekunde ernst. Doch das wahre Trashfeuerwerk soll erst noch auf uns einprasseln.

Als Hindernis auf dem Weg zum allmächtigen Ruhm steht Hitler nämlich die konkurrierende Kung-Fu Schule der Schatten-Schlange, in der auch Horst trainiert. Horst ist, entgegen seines Namens, ebenfalls stark pigmentiert und hat ein gewaltiges Alkoholproblem, was ihm seine Freundin Eva (!) und sein Meister übel nehmen. Aus diesem Grund ist es Horst auch nicht vergönnt, sich beim anstehenden Turnier der Schulen zu „representen„. Eine harte Strafe. Als es schließlich zum Kampf kommt, löscht Hitler den Meister von Horst aus und raubt ihm, wohl aufgrund des Namens, gleich auch noch die Freundin. Horst lässt daraufhin den Alkohol beiseite und lässt sich von einem dicklichen Kung-Fu-Meister, der ein wenig wie der Drunken Master ausschaut, trainieren und setzt alles daran, seine Freundin aus den Klauen des Diktators zu befreien und sich endlich „representen“ zu können.

Das klingt vollkommen behämmert und genau so ist es auch. Richtig schlecht ist es allerdings nicht, höchtens, im positiven Sinne. Denn während Billigschmieden wie The Asylum vollkommen dilletantisch und ohne eine Vision dahinter, außer der, mit dem Scheiß Geld zu verdienen, ihre Filme einfach hinrotzen (wer kürzlich bei SchleFaz den Heuler Planet of the Sharks durchlitten hat, weiß, wovon ich hier schreibe), hatte Sebastian Stein eine Idee und ein Gespür, wie man schlechte Filme unterhaltsam umsetzen kann.

So punktet diese Low Budget Produktion mit politisch unkorrektem Humor, wie der Umkehrung des Blackfacing, dem Whitefacing, Nazis bekommen ihr Fett weg und die Kampfszenen sind in der Tat ansehnlich, was unerwartet kommt. Die deutsche Synchronfassung ist zwar nicht allzu professionell geraten, steht aber ganz im Sinne des Schnodderdeutsch, dass Rainer Brandt und Thomas Danneberg hierzulande salonfähig gemacht haben. Sprich, alle farbigen Darsteller sprechen in unterschiedlichsten Dialekten, wie bayrisch oder noddeutsch. Eine äußerst unterhaltsame Idee, sofern man den eingangs erwähnten Pegel erreicht hat oder mit einer Horde gleichgesinnter den Film schaut. Denn African Kung-Fu Nazis ist kein Streifen, der alleine auf der Couch geguckt werden möchte, es ist ein Partyfilm, durch und durch. Ich musste dies feststellen. Wichtig ist dabei natürlich, dass man Freude an Trashfilmen hat.

Freude bereitet vor allem auch das auf 2000 Stück limitierte Mediabook, dass gleich mit 2 Blu-rays und einem Booklet von Nando Röhner daher kommt. In Letzterem erfährt man viel über die Produktion und den Einfluss des asiatischen Kinos, sowie dem Bruce Lee Klassiker Der Mann mit der Todeskralle, welcher hier eindeutig Pate stand. Bild (1080p) und Ton (Deutsch DTS-HD 5.1 / Englisch DTS-HD 2.0) sind gut, deutsche Untertitel sind auch vorhanden. Das reichhaltige Bonusmaterial bietet den Trailer, Blooper, Grußbotschaften von Cast und Crew, weitere Filmtipps, Deleted Scenes und die spielfilmlange Dokumentation African Kung-Fu Nazis-The Doc, die wirklich sehenswert ist.

Da an Weihnachten die Kontaktbeschränkungen wieder gelockert werden, gehört African Kung-Fu Nazis unter den Gabentisch von Menschen, die ein feucht-fröhliches Beisammensein einer besinnlichen Festnacht vorziehen. Vertraut mir, ein Trashfest, in dem Nazis ordentlich auf die Glocke kriegen, kann so verkehrt nicht sein.

Trailer:

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