Vampire waren schon seit jeher die coolsten Monster der Literatur- und Filmgeschichte. Mal ehrlich, wer hat noch nicht davon geträumt, ewig jung zu bleiben und des Nachts die willenlos von jungfräulichen Damen hingehaltenen Hälse zu liebkosen? Selbst Brad Pitt konnte dieser Versuchung nicht widerstehen. Lange vor ihm, kurz nachdem Christopher Lee viele Jahre als kultiger Vampirgraf verehrt wurde, durfte Frank Langella (Frost/Nixon) sich den schwarzen Umhang überstreifen. Zunächst auf der Bühne am Broadway und anschließend in der verfilmten Bühnenadaption von Actionprofi John Badham (Stakeout – Die Nacht hat viele Augen). Zunächst gab es die herrlich kitschige Bühnenadaption des Bram Stoker Romans nur in einer farbreduzierten, fast schwarz-weißen Version auf DVD und Blu-ray, die vom Regisseur übriegens favorisiert wird. Doch die Fans schrien nach der farbenfrohen Kinoversion. Diese erschien schließlich in limitierter Auflage als Mediabook. Jetzt haben BLACK HILL PICTURES und KOCH FILMS diese Version nochmals in größerer Auflage in den Handel gebracht.

Alternativtitel: Dracula ´79 / Dracula – Eine Love Story

Regie: John Badham

Darsteller: Frank Langella, Donald Pleasence, Laurence Olivier, Kate Nelligan, Trevor Eve, Jan Francis, Janine Duvitski

Artikel von Christian Jürs

Die Geschichte des Blutsaugers Graf Dracula dürfte bekannt sein. Der Vampir, der in den Karpaten haust, nun aber ein Haus in England erworben hat und aus diesem Grund Besuch vom jungen, englischen Anwalt Jonathan Harker erhält. Doch der soll ihm mitnichten bei den Formsachen behilflich sein. Tatsächlich hat es Dracula auf dessen Verlobte Mina abgesehen und so versucht er, Harker, zusammen mit drei Vampirdamen auf seinem Schloss gefangen zu halten, um ungestört in London auf Brautschau zu gehen. Soweit, so vertraut. Naja, nicht ganz.

Oft war diese Geschichte bereits gegen Ende der Siebziger Jahre verfilmt. Bela Lugosi und Christopher Lee wurden legendär als furchteinflößende Blutsauger. Doch ihre Zeit war vorbei und ebenso die des Vampirfürsten, der dank geänderter Sehgewohnheiten lebenden Leichen und kettensägenschwingenden Irren weichen musste. Vor bissigen Flattermännern fürchtete man sich längst nicht mehr. Das erkannte auch Regisseur John Badham, der sich entschied, seine Version auf Grundlage des Broadway-Bühnenstücks zu inszenieren. Deren Vampirfürst Frank Langella übernahm auch vor der Filmkamera, mit hochgeklapptem Kragen und Jon Bon Jovi-Fönwelle, die Interpretation des Grafen. Dracula ´79, wie der Film auch betitelt wurde, war weniger Horror, mehr eine kitschige Liebesgeschichte, mit einem gefühlsechten Aristokraten und ohne sichtbare Fangzähne. Man erwartet beim Sichten des quasi jeden Moment, dass Langella seine weiblichen Opfer in einem Bed of Roses bettet. Die Geschichte wurde teilweise entschlackt und hier und da wurden Figurenkonstellationen geändert, ein paar nett getrickste Schockmomente, wie herausgerissene Kehlen, etc., wurden zusätzlich eingebaut.

So ließ John Badham den Handlungsteil in den Karpaten komplett wegfallen. Seine Geschichte setzt ein, wo Dracula sich bereits auf dem Seeweg nach London befindet. Kurz bevor sein Schiff das Ziel erreicht, meuchelt der Nachtmar noch kurz die Crew, was dazu führt, dass sein Schiff an den Klippen der Küste zerschellt. Gefunden wird Dracula, der durch sein Handeln zum einzigen Überlebenden wurde, von Mina van Helsing (Jan Francis), die sich derzeit zu Besuch bei ihrer Freundin Lucy Seward (Kate Nelligan) befindet. Die Behausung derer ist durchaus ungewöhnlich, handelt es sich doch um eine Psychiatrie voller hoffnungsloser Fälle. Doch weder Lucy noch Mina sind hier Patienten, die Klinik wird lediglich von Lucys Vater Dr. Jack Seward (Donald Pleasence) geleitet. Ein Wunder übrigens, dass sich Mina auf den Beinen halten kann, schaut die kränkelnde, junge Dame doch von vornherein so aus, als habe sie bereits Besuch vom Blutfürsten erhalten.

Beide Damen sind gleich fasziniert vom Neuankömmling aus Osteuropa und geraten schnell in den Bann des charmanten Aristokraten. Für Mina bedeutet dies ein baldiges Ableben, verwandelt Dracula sie doch in eine lebende Tote. Mit Lucy hat er ganz andere Pläne, pocht sein kaltes Herz doch für die Holde. Doch Lucy ist verlobt mit Jonathan Harker (Trevor Eve) und der hat so gar kein Verständnis für dieses Verhältnis. Sein Glück, dass Abraham van Helsing (Laurence Olivier) anreist, um herauszufinden, woran sein krankes Töchterlein denn nun wirklich verstarb. Wer die Geschichte kennt, weiss, dass dieser die Nemesis von Dracula darstellt. Doch die Zeit drängt, denn Lucy befindet sich bereits im willenlosen Bann des Grafen…

Warum die Verwandtschaftsverhältnisse teilweise geändert und getauscht wurden, kann ich leider nicht sagen. Wer sich daran nicht stört, bekommt eine opulente, etwas modernere Verfilmung des klassischen Stoffes geboten, die irgendwo zwischen dem altmodischen Grusel aus den Zeiten von Hammer Films und der genialen Variante von Francis Ford Coppola aus dem Jahre 1992 angesiedelt ist. Auch bei Letzterem standen Liebesgeschichte und Erotik deutlich im Vordergrund. Ein Trend, dem bereits die Briten mit der Karnstein-Trilogie eröffneten. An die Qualität der Inszenierung eines Francis Ford Coppola kann John Badham zwar nicht anknüpfen, doch aufwändige Kulissen und gute Schauspieler wie Laurence Olivier und Donald Pleasence machen diese Version ebenfalls auch heute noch sehenswert. Ein weiterer Pluspunkt ist die tolle Synchronisation mit Sprechern wie Wolfgang Spier und Arne Elsholtz.

Die vorliegende Doppel-Blu-ray hat ein gutes, scharfes Bild mit der richtigen Portion Filmkorn. Der Ton in deutsch und englisch ist klar und sauber. Bonusmaterial gibt es, auch dank beiligender Bonus-Scheibe, in Hülle und Fülle. So gibt es eine einleitende Begrüßung von John Badham (der uns fälschlicherweise beide Filmversionen in dieser Edition verspricht), sowie einen Audiokommentar von ihm. Außerdem gibt es Trailer, eine Bildergalerie, die Super-8-Version, ein Interview mit John Badham, Radiospots und weitere Featurettes. Hier bleibt, bis auf die fehlende beinahe schwarz-weiß-Fassung, kein Wunsch offen. Außerdem gibt es natürlich ein Wendecover ohne Flatschen, welches den vollen Blick auf das wunderschöne, neue Motiv freigibt.

Fans opulenter Vampirfilme sollten sich Powerlocke Frank Langella nicht entgehen lassen. Der etwas kitschige Gruselspaß erstrahlt in schönen Farben, bietet gute Darsteller einfallsreiche, teils putzige (Stichwort: Fledermaus) Effekte und ein ordentliches Tempo. Jetzt endlich in Farbe….uuuuund buuuuunt.

Trailer:

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