…im Mittelpunkt Szenen selbstzweckhafter Gewalt!“ steht auf der Rückseite des Covers, doch das Filmdienst-Zitat wurde hier nur halb wiedergegeben. Im Ganzen heißt es „Billig produzierter Actionfilm, im Mittelpunkt Szenen selbstzweckhafter Gewalt!“ Das hätte man ruhig drucken können, denn wer Freund der alten Heroic-Bloodshed-Filme aus Hong Kong ist, kann das Zitat korrekt einordnen. Der Filmdienst hat den Film einfach nicht verstanden. Gemessen an den Budgets damaliger Hong-Kong-Produktionen war der Streifen im guten Durchschnitt und außerdem spielen Chow Yun-Fat, Andy Lau und Danny Lee mit, was ist daran also billig? Selbstzweckhafter Gewalt, nun ja, was soll man sagen, darum ging es ja auch. Auch wenn es etwas dauert, aber Chow Yun-Fat und Andy Lau dringen schwer bewaffnet in eine Villa ein, die mit Unmengen an Gegnern besetzt ist – da wird eben gleich im Dutzend gestorben. CARGO RECORDS brachte den Klassiker des brachialen HK-Kinos nun uncut auf den Markt.

Originaltitel: Ying hung ho hon (Tragic Hero aka China White 2)

Regie: Taylor Wong

Darsteller: Chow Yun-Fat, Andy Lau, Alex Man, Peter Yang Kwan, Danny Lee, Shing Fui-On

Artikel von Kai Kinnert

Der mächtigste Mann des Syndikats ist Tycoon Eddie, der sich seine Männer gewaltsam hörig macht. Johnny, sein wichtigster Mann, soll einmal Tycoons Platz einnehmen. Doch Johnnys Bruder Harry, ist ebenfalls scharf auf diese Position. Die beiden Brüder bekriegen sich auf brutalste Weise. Doch Johnny will eines Tages aus dem Geschäft aussteigen. Jetzt entscheidet sich endgültig, wer sein Gesicht zu verlieren hat.

Ach, das waren noch Zeiten. Tragic Hero, so der eigentliche Titel des Films, war die Fortsetzung von Rich & Famous (1987) und gehörte mit zu den Hunderten von Hong-Kong-Filmen, die mein Kollege Christian Jürs und ich uns jahrelang aus dem Asia-Bestand von Venal Virulent in Hamburg kopiert hatten. Im Schnitt so bis zu 30 VHS-Kassetten an einem Wochenende, da kam schon was zusammen, wir hatten vom gesamten Lagerbestand dezentrale Sicherheitskopien angefertigt. Ziel waren nicht nur die vielen schrägen Komödien, die packenden Dramen oder irren Horrorthriller, sondern die Action. Szenen selbstzweckhafter Gewalt eben, ausgelöst durch Stars und Stuntmen in Anzügen und schwerem Gerät. Aberwitziges Geballer, Tragik und krachenden Stunts, von denen viele improvisiert wurden und etliche Stuntmen ins Krankenhaus beförderten. Ende der 1980er, auf dem Höhepunkt der Hong-Kong-Welle, wollten sich viele sportliche junge Männer als Stuntman empfehlen und lieferten sich ohne Polsterung und mit Schmiss der Schwerkraft aus. Oder turnten hektisch und in unübersichtlicher Zahl um einen VW-Bully herum, der gerade angebrettert kam – so wie in Black Vengeance. Ohne Blessuren ging die Nummer sicher nicht aus, so wild und irgendwie schmerzhaft improvisiert wirkt die Szene

Black Vengeance ist einer der typischen HK-Filme, der auf der Erfolgswelle von Chow Yun-fat und Andy Lau entstand und mit einer großen Actionszene zu Punkten wusste. Das Finale bewegt sich technisch zwar nicht auf dem Niveau eines John Woo Films, der ja immerhin Auslöser dieser Welle war, kann aber durch seine minutenlange Action überzeugen. Feuer spielt hier eine spannende Rolle und Explosionen, mit einer Menge an fliegenden Stuntpuppen. Die Stars ballern sich die Treppe hoch, überall zappeln Stuntmen herum, hier und da spritzt Blut, Rauch, Splitter, Dauerfeuer, einfach draufhalten. Das Finale, Kern und Grund dieses Films, ist knallende Oldschool-HK-Action, ganz wie man es sich erhofft hatte. Effekt-technisch wurde nicht immer sorgsam gearbeitet, aber die Actionleistung ist dennoch solide, typisch für die Streifen damaliger Zeit und voll des schlechten Geschmacks an damaliger Mode und hässlichen Innenausstattungen.

Schauspielerisch phasenweise eine Katastrophe, das Drehbuch ist Unsinn und die Regie zu routiniert. Andy Lau und Chow Yun-fat machen nicht viel, können aber durch ihr filmisches Genre-Charisma einiges ersetzen. Der Streifen lässt sich anfangs Zeit, kümmert sich um die Verstrickungen der Feindschaft und liefert hier und da kleinere Actionszenen ab. Im letzten Drittel kommt es dann endlich zum großen Finale. Die Sporttasche voller Waffen, die Villa des Feindes mit 150 Leuten besetzt – da fällt die Wahl gleich auf Granatgeschosse und schon knallt es, die Puppen fliegen und ab geht die Katz. M16 und Uzi, Pistole, Stichwaffe und Faust bestimmen jetzt die Szene. Wie gesagt – nicht jeder Stunt ist sauber, aber die Sache macht auch heute noch Spaß, denn es werden Erinnerungen wach und die Nummer ist für die Erfüllung des Genres dreckig genug. Und da ist ja auch noch die Sache mit dem VW-Bully und den Stuntmen-Azubis, die sich da an die Karre werfen und bei der hoffentlich niemand überfahren wurde.

Black Vengeance ist ein Film für Fans. Trotz der kreativen Schablone und einer zappeligen Inszenierung, versammelt sich alles im Finale und rettet somit den Streifen. Hier geht´s noch mal zur Sache. Mit Sicherheit gibt es bessere Filme, aber so war der Luchs damals nun eben gestrickt.

Das Bild der DVD ist gut und besser als das Bild der asiatischen MEI-AH DVD in der A Grand Collection of Rich & Famous Veröffentlichung, der Ton ist gut. Als Extras gibt es eine Trailershow.

Trailer:

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