Es gibt Neues an der B-Klopper-Front! Tiberius Film hat jüngst den britischen Rache-Actioner VENGEANCE MAN – RACHE KENNT KEIN LIMIT (2018) im hiesigen Heimkino veröffentlicht. Ob Freunde gepflegter Kauleisten-Karambolagen hier auf ihre Kosten kommen, erfahrt ihr in unserer Kritik!

Originaltitel: I Am Vengeance

Drehbuch & Regie: Ross Boyask

Darsteller: Stu Bennett, Fleur Keith, Gary Daniels, Alan Calton, Anna Shaffer, Wayne Gordon…

Artikel von Christopher Feldmann

Rachefilme sind spätestens seit Liam Neesons Altersvorstellung in TAKEN (2008) und Keanu Reeves‘ Gun-Fu-Akrobatik in JOHN WICK (2015) wieder gefragt. So gefragt, dass im Sektor günstig produzierter B-Streifen ebenfalls gehörig das Fließband knattert und jeder, der sich Actionhero schimpft sein eigenes Vehikel spendiert bekommt. Das Themen „Rache“ und „Selbstjustiz“ funktionieren eben beim anspruchslosen Publikum, braucht es dafür doch nicht mal Viel. Die Handlung kann noch so dünn und generisch sein, die Action und der Blutzoll muss stimmen. Eine Denkweise, die schon Charles Bronson seiner Zeit verinnerlicht hat, bevor er die ganzen DEATH WISH-Sequels abgedreht hat. Anno 2020 hat sich da nicht viel geändert, weswegen auch der günstig geschusterte VENGEANCE MAN – RACHE KENNT KEIN LIMIT (2018) auf dem Papier reibungslos funktioniert, sofern man sich als Zuschauer mit rudimentären Plots zufrieden geben kann. Mit zwei Jahren Verspätung ist der Low-Budget-Actionfilm nun in Deutschland erschienen und ist genau DAS, was man erwartet. Einer von vielen Rachestreifen, die solide Unterhaltung für zwischendurch bieten, an die sich aber später kaum jemand erinnern wird.

Handlung:
Nachdem sein Kamerad Dougie (Keith Allen) mitsamt Familie ermordet wird, ruft dies Ex-Elite-Soldat John Gold (Stu Bennett) auf den Plan. Am Grab seines Freundes schwört er bittere Rache an den Mördern. John stellt Nachforschungen an und stößt schon bald auf den sadistischen Ex-Soldaten Hatcher (Gary Daniels), der mit unterschlagenem Heroin ein Drogenkartell beliefert.

Der geneigte Leser wird sich jetzt denken, dass das Ganze wie so ziemlich jeder handelsübliche Rachefilm der letzten Jahre klingt, und damit hat er auch vollkommen recht. VENGEANCE MAN (ein Titel, der schon wenig Originalität verspricht) ist auch tatsächlich nicht mehr, als der knappe Abriss der Handlung vermuten lässt. Das Drehbuch stützt sich auf die Eckpfeiler, die in solch einem B-Movie dazugehören und hütet sich strikt davor, die eigenen Kompetenzen zu überschreiten. Kaum ist der Kumpel tot, steht auch schon John Gold auf der Matte, der auch sofort dazu bereit ist, alle Verantwortlichen gepflegt über den Jordan zu schicken. Charakterentwicklung wird hier ebenso wenig benötigt wie Spannung, denn Regisseur und Autor Ross Boyask arbeitet sich an Klischees ab, was nun mal anno 2020 etwas lazy wirkt. So dauern Golds Ermittlungen auch nicht lange, trifft er die Baddies doch schon kurz nach Ankunft im nächstbesten Pub. Die Fronten sind schnell geklärt und die Action kann beginnen.

Was aber durchaus positiv angerechnet werden kann, sind die humoristischen Untertöne, mit denen Boyask seinen 08/15-Klopper würzt. So darf der betont coole John Gold den ein oder anderen One-Liner absondern und den Schurken sogar per SMS mitteilen, dass ihr letztes Stündlein geschlagen hat. Das erinnert entfernt an die überkandidelte Mythologisierung und überzeichnete Bad-Ass-Attitüde eines John Wick, auch wenn es sich im Falle von VENGEANCE MAN eher anfühlt, als hätte man selbigen bei Wish bestellt. Auch die Wahl des Settings, eine britische Kleinstadt, ist gar nicht mal schlecht, wird aber auch nicht so richtig ausgespielt, was wahrscheinlich dem mageren Budget geschuldet ist. Hier hätte ein etwas verschrobener Cockney-Humor gut gepasst wie man ihn in den frühen Filmen von Guy Ritchie oder in dem Action-Kracher ACCIDENT MAN (2018) mit Scott Adkins findet. Boyask erreicht selbstredend nie diese Qualitäten, auch wenn definitiv Potenzial vorhanden war.

„It’s my film but I think we did ok“, schreibt Regisseur Boyask auf der Filmtagebuch-Plattform Letterboxd und damit hat er eigentlich vollkommen recht. Gemessen an dem schmalen Produktionsvolumen, hat er tatsächlich einen soliden Film abgeliefert, der die Bedürfnisse der B-Fans befriedigt. Zwar krankt seine Leistung etwas an den kargen Sets und der spärlichen Ausstattung, einiges davon macht er aber mit ansehbaren Actionszenen wett, in denen Stu Bennett seine Gegner nach Strich und Faden vermöbeln darf. Dabei wechseln sich immer wieder Shootouts mit Martial-Arts-Scharmützeln ab und während erstere oftmals durch zu schnelle Schnitte etwas verwässert werden, gestalten sich zumindest die Kämpfe als angenehm kompetent choreographiert und inszeniert. Besonders im finalen Showdown fährt der Streifen nochmal auf und liefert genau das, was der Direct-to-Video-Follower brauch.

Das mag auch daran liegen, dass sich mit Gary Daniels ein veritabler B-Recke die Ehre gibt und dem Film etwas Videotheken-Glanz vergangener Tage verleiht. Daniels dürfte vor allem Filmtempel-Gängern der 1990er Jahre ein Begriff sein, kegelte der britische Kampfsportler unter anderem mit Streifen wie FIRE ZONE (1994), FIST OF THE NORTH STAR (1995), WHITE TIGER (1996) oder RECOIL (1998) zahlreiche VHS-Reißer aufs Parkett und auch hier überzeugt Daniels als fieser Obermufti mit Rotzbremse. Dagegen stinkt Stu Bennetts Performance als Bad-Ass-Rächer etwas ab. Bennett, der unter dem Ringnamen Wade Barrett als Wrestler bekannt ist, ist die Herkunft, aufgrund seines hölzernen Spiels deutlich anzumerken. Trotzdem schlägt sich der Brite wacker.

Die Blu-ray aus dem Hause Tiberius Film überzeugt mit guter Bild- und Tonqualität. Extras gibt es, bis auf den Trailer, leider keine.

Fazit:
VENGEANCE MAN – RACHE KENNT KEIN LIMIT (2018) ist klassisches B-Futter für den Heimkino-Markt. Kein allzu großer Wurf, dem man das geringe Budget deutlich ansieht aber dennoch kompetent gedreht wurde und die ein oder andere humoristische Spitze bietet. Zudem ist es schön, Gary Daniels mal wieder in Aktion zu sehen. Genre-Fans können einen Blick riskieren, zum Füllen der Zeit im Lockdown zwischen den Jahren taugt der Film allemal.

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