James Belushis Hollywoodkarriere stand unter keinem guten Stern, als dieser Copthriller mit irreführendem deutschen Titel das Licht der Welt erblickte. Die Zeit der großen Kinohits war für ihn bereits vorbei. Für den als 2Pac berühmt gewordenen Musiker und Rapper Tupac Shakur, der gerade erst dabei war, seine Schauspielkarriere aufzubauen, wurde es leider zum letzten Leinwandauftritt. Der im September 1996 in Las Vegas erschossene Mime wurde nur 25 Jahre alt und sollte die Premiere des im Original treffender als Gang Related betitelten Streifens nicht mehr erleben. Grob übersetzt bedeutet der Titel „Bandenaktivität“ oder „Bandenrivalität“ und nimmt damit Bezug auf die kriminellen Aktivitäten der beiden Cops, die von den beiden Schauspielern verkörpertert wurden. Was sie im Detail ausgefressen haben und ob der Film, den JUSTBRIDGE ENTERTAINMENT nun erstmals hierzulande mit einer HD-Premiere versehen hat, ins heimische Sammlerregal gehört, erfahrt Ihr in den folgenden Zeilen…

Originaltitel: Gang Related

Drehbuch und Regie: Jim Kouf

Darsteller: James (Jim) Belushi, Tupac Shakur, Lela Rochon, James Earl Jones, Dennis Quaid, David Paymer

Artikel von Christian Jürs

Die beiden Cops Det. Frank Divinci (James Belushi) und Det. Jake Rodriguez (Tupac Shakur) haben Dreck am Stecken. Während der alte Hase vom Ruhestand auf Hawaii träumt, hat der Jungbulle aufgrund massiver Spielschulden den Kredithai Vic (Perry Anzilotti) und dessen Schläger (Tommy ´Tiny´Lister) am Hals. Um ihrer Geldsorgen Herr zu werden, locken sie regelmäßig Drogendealer mit fingierten Deals in eine Falle. Sie legen die Gesetzesübertreter anschließend im vorbeifahren um und rauben sie aus, was für ihre Kollegen nach einer Gangabrechnung (siehe Originaltitel) ausschaut. Die Drogen und Waffen hierfür entleihen sie der für sie recht frei zugänglichen Asservatenkammer der Polizei.

Eines Tages jedoch schießen sie übers Ziel hinaus, als sich einer der gerichteten Dealer als Undercoveragent der DEA namens Lionel Hudd (Kool Moe Dee) entpuppt. Dessen Vorgesetzter Richard Simms (Gary Cole) ist außer sich und verlangt von der ermittelnden Polizei den oder die Schuldigen auf dem Präsentierteller. Beauftragt mit den Ermittlungen werden ausgerechnet Divinci und Rodriguez, die ihre eigene Tat vertuschen wollen und die Schuld jemand anderem in die Schuhe schieben wollen. Doch das stellt sich als gar nicht so einfach heraus, haben doch die üblichen Verdächtigen allesamt wasserdichte Alibis. Aus der Not heraus missbraucht Divinci einen nicht zurechnungsfähigen Obdachlosen (Dennis Quaid) als Täter, dem er eine aus dem Polizeiarchiv geklaute 44er Magnum in die Hände drückt. Eine befreundete Stripperin (Lela Rochon), die regelmäßig bei den fingierten Drogendeals als Vermittlerin tätig war, wird von Divinci zur Falschaussage gegen den verlotterten Landstreicher gedrängt, um die Sache unter Dach und Fach zu bringen. Doch der Plan gerät aus den Fugen, als 44er Magnum sich als Tatwaffe eines anderen, vor Gericht verhandelten, brisanten Falles entpuppt und auch noch die wahre Identität des Obdachlosen ans Licht kommt. Dieser ist nämlich ein nach einem tragischen Familienunglück verschollener und des Lebens müder Arzt, dem sich neben seinem Pflichtverteidiger (David Paymer) nun auch der renommierte Anwalt Arthur Baylor (James Earl Jones) annimmt. Mehr und mehr droht das Kartenhaus der korrupten Cops einzustürzen…

Regisseur Jim Kouf war nur selten als Regisseur tätig und konnte in dieser Berufssparte nachhaltig keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Autor hingegen gehen einige bekannte Titel auf sein Konto. So schrieb er die Drehbücher zu Stakeout – Die Nacht hat viele Augen und dessen Nachfolger auf sein Konto. Außerdem verfasste er unter Pseudonym das Skript zum Horrorklassiker The Hidden (aber auch für dessen laue Fortsetzung) und schrieb am Nicolas Cage Hit Das Vermächtnis der Tempelritter mit. Gangland hingegen floppte nach mäßigen Kritiken an der US-Kinokasse. Daher entschied sich der damalige, deutsche Rechteinhaber MGM / Warner auch lediglich für eine Heimkinoauswertung. Schade eigentlich, denn bis auf ein paar kleine Mankos ist der Film gar nicht einmal schlecht.

So muss man zum Beispiel trotz allem bemühten Realismus akzeptieren, dass der Film aus einer Zeit stammt, in der die Dealer ihren Stoff immer einem Geschmackstest unterziehen um festzustellen, ob der Shit wirklich gut ist. Ja, so war das damals in jedem zweiten Drogenkrimi, daher kann man es dem Film nicht anlasten. Angebracht ist die Kritik jedoch beim Soundtrack von Grateful Dead Musiker Mickey Hart, der immer einen Tick zu beschwingt und lustig daher kommt, was bei aller Ernsthaftigkeit, die die Handlung bietet, ein klein wenig nach Parodie vom Schlage eines Schlappe Bullen beißen nicht klingt. Irgendwie unpassend.

Okay, soviel Pech wie unsere Protagonisten bei ihren Bemühungen zum Vertuschen haben, da klingt schon ein wenig Ironie durch, im Kern ist Gangland aber ein knallharter Copthriller, der mit seinen beiden Antagonisten im Fokus des Films ein klein wenig vorweg nimmt, was die geniale Serie The Shield fünf Jahre später so sehenswert machte (übrigens ein echter Geheimtipp für Freunde bis zum Ende durchdachter Copthriller, inklusive perfektem Serienfinale). Tatsächlich ist es zunächst irritierend, dass die Hauptfiguren diesmal nicht die guten Jungs sind, was das Mitfiebern für das Mainstreampublikum erschweren dürfte. Die Spielfreude von James Belushi (Red Heat) und Tupac Shakur (Gridlock´d – Voll drauf) überspielt dies jedoch gekonnt. Außerdem ändert sich die Situation, sobald Dennis Quaids Charakter weiter in den Vordergrund rückt. Seine Figur beinhaltet genügend Tragik und Sympathien, dass es glatt für zwei Filme gereicht hätte. Eine toll gespielte und geschriebene Rolle.

Die Veröffentlichung von Justbridge Entertainment überzeugt durch eine gute Bild- (1,85:1) und Tonqualität (Deutsch und Englisch in DD 5.1). Als Bonus gibt es eine knapp zehnminütige Featurette und den Trailer. Das Mediabook besitzt zudem ein 20 seitiges Booklet von Christoph N. Kellerbach (call him Mr. Booklet).

Insgesamt ein sehenswerter Copthriller, der jetzt, wo er im kostengünstigen Mediabook erhältlich ist, eine zweite Chance verdient hat. Quasi The Shield in der light Version.

Trailer:

Zurück zur Startseite