Werwölfe, Titten – und das KGB. Am 11. Februar veröffentlich KOCH FILMS den zweiten Teil der Howling-Reihe in HD. Zur Auswahl stehen zwei limitierte Mediabooks mit je 2 Blu-rays und einer DVD (eines davon exklusiv im Koch Films-Shop). Allgemein genießt  Das Tier II nicht gerade den besten Ruf, dennoch hat er sich über die Jahre eine treue Fangemeinde erobert. Für viele gilt er sogar als bester Teil der durchwachsenen Filmreihe, die insgesamt 7 Teile umfasst und 2011 sogar ein Reboot bekam (welches übrigens kein Remake des ersten Howling-Films ist). Zwei Teile der Howling-Reihe waren hierzulande lange indiziert: Teil 2 und 4. Heutzutage mag man sich fragen, was man damals an diesen Streifen so jugendgefährdend fand. Inzwischen dürfen auch 16jährige in den Genuss der ungekürzten Fassungen von Tanz der Teufel und Das Tier II kommen. Eine gute Gelegenheit, dem Sequel zu Joe Dantes Kultklassiker Das Tier etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Außerdem enthält die Veröffentlichung im Mediabook ein paar schöne Goodies, auf die ich natürlich auch eingehen werde.

Originaltitel: Howling II: Stirba – Werewolf Bitch

Regie: Philippe Mora

Darsteller: Annie McEnroe, Reb Brown, Sybil Danning, Christopher Lee, Marsha A. Hunt

Artikel von Holger Braasch

Nachdem die Journalistin Karen vor laufender Kamera erschossen wurde, wollen ihr Bruder Ben (Reb Brown) und ihre beste Freundin Jenny (Annie McEnroe) herausfinden, was da vor sich ging. Auf Karens Beerdigung taucht der wunderliche Okkultismus-Experte Stefan Crosscoe (Christopher Lee) auf, der die beiden mit dem Werwolf-Mythos vertraut macht. Bevor Karen in Frieden ruhen kann, muss ihr eine silberne Nadel ins Herz gestoßen werden. Zunächst sind Ben und Jenny alles andere als überzeugt von den Geschichten, die ihnen Stefan erzählt, doch schon bald machen die beiden selbst Bekanntschaft mit einem Werwolf (Ferdy Mayne), den Stefan jedoch in letzter Sekunde zur Strecke bringen kann. Doch das ist erst der Anfang einer wilden Monster-Jagd. Ben, seines Zeichens Sheriff und Jenny, eine furchtlose Reporterin, sind nun entschlossen den Okkultismus-Experten in seinem Kampf gegen das Böse zu unterstützen. Im weit entfernten Transsylvanien steht die Wiedergeburt der mächtigen Werwolf-Königin Stirba (Sybil Danning) bevor. Nun gilt es zu verhindern, dass Stirba ihre Macht wieder erlangt und die Welt in ein Chaos stürzt. Ben, Jenny und Stefan machen sich auf nach Transsylvanien, wo sie unter anderem von dem kleinwüchsigen Vasile (Jirí Krytinár) tatkräftig unterstützt werden. Sie verfolgen die Werwölfin Mariana (Marsha A. Hunt), die in L. A. bereits eine blutige Spur hinterlassen hat, um so in Stirbas gut bewachtes Schloss zu gelangen. Doch sie werden bereits erwartet und bald können sie auch ihren Helfern nicht mehr trauen. Vampire, Werwölfe und Kobolde versammeln sich zur finalen Schlacht gegen die Eindringlinge. Jetzt helfen nur noch rohe Gewalt und eine kräftige Portion Hokus Pokus. Bewaffnet mit Weihwasser, Pfählen, Äxten und Gewehren machen sich die Werwolf-Jäger auf den Weg zu Stirbas Schloss.

So sehr ich das Das Tier (1981) von Joe Dante auch schätze, aber Das Tier II (1985) ist für mich trotzdem das Highlight der Howling-Reihe. Der Streifen bietet eigentlich alles, was das Herz von Trash- und Exploitation-Fans höher schlagen lässt. Eine ebenso haarsträubende wie fantasievolle Horror-Story, Overacting an der Schmerzgrenze und unfreiwillig(?) komische Sex-Einlagen. Und soweit ich mich erinnere, wird in keinem Teil der Howling-Reihe so viel herumgesplattert, wie in diesem. Mit dem Vorgänger hat das alles freilich nicht mehr viel zu tun. Joe Dante setzte mehr auf die tragischen Aspekte der Story und entließ den Zuschauer mit einem ebenso schockierenden wie melancholischen Ende. Allerdings wird es zwischendurch auch mal etwas zäh, wenn Karen mit ihrem Ehemann in der Werwolf-Sekte abhängt. Philippe Mora veranstaltet dagegen in seinem Sequel eine überdrehte Achterbahnfahrt, vollgepackt mit grotesken Schock-Effekten, skurrilen schauspielerischen Darbietungen und schrägen Einfällen. Dabei fügte Mora der Werwolf-Thematik durchaus neue Aspekte hinzu und hat, meiner Meinung nach, einen ungeheuer kurzweiligen Film vorgelegt, der höllisch Spaß macht und dabei mit originellen Ideen überrascht. Die Werwolf-Sex-Szenen muss man wirklich selbst gesehen haben, das kann man schwer beschreiben. Man merkt auch, dass die Darsteller gut aufgelegt waren und total in ihren Rollen aufgingen. Kameramann Geoffrey Stephenson liefert zudem stimmungsvolle Bilder, die von Cutter Charles Bornstein kunstvoll montiert wurden. Der Film wirkt bisweilen, wie ein morbider Videoclip. So wird z. B. eine harmlose Puppenspiel-Aufführung von „Rotkäppchen und der Wolf“ unerwartet gruselig, wenn plötzlich kurz eine Einstellung eingefügt wird, in der jemand von einem Werwolf zerfleischt wird. Gleichzeitig spiegelt sich hier auch sehr schön der kindliche Spaß an Fantasy und Horror wider, mit dem dieser Streifen gemacht wurde.

Die Musik von Steve Parsons (bürgerlich: Stephen W. Parsons) gibt den Rhythmus des Films vor, wobei der Live-Auftritt der Synthie-Punk-Band Babel immer mal wieder kurz im Film eingestreut wird und den Partyfilm-Charakter noch hervorhebt. Über eine Veröffentlichung des Soundtracks auf CD würde ich mich sehr freuen. Die Band Babel wurde übrigens extra für den Film gegründet, da man eine Punk-Band für den Film brauchte. So trat Steve Parsons mit seinen Musikerkollegen im Film als Babel auf. Obwohl diese Party-Szenen noch in L. A. spielen, wurde das Ganze komplett in Tschechien gedreht. Und das war im Jahr 1984, hinter dem „eisernen Vorhang“, ein echtes Abenteuer. Offiziell gab es dort keine Punks und Versammlungen von Jugendlichen waren verboten. In Prag und Umgebung sprach sich aber schnell herum, dass Punks für einen Hollywood-Film gesucht wurden und so hatte man schnell um die 1000 junger wilder Leute zusammengetrommelt. Die Punk-Party, die im Film zu sehen ist, ist also keineswegs nur gespielt, sondern entwickelte sich bald zu einer regelrechten Demo gegen das kommunistische System. Zum Glück konnte man den Dreh für diese Szenen noch rechtzeitig abschließen, denn die Punks erregten bald die Aufmerksamkeit der staatlichen Obrigkeit. Hatte der KGB das Filmteam ohnehin schon unter Beobachtung, schaute man nun noch etwas genauer hin, was die Filmleute da so trieben. Von der seltsamen Stimmung hinter dem „eisernen Vorhang“ ist auch einiges in den Film eingeflossen, der so ein vergangenes Kapitel der Zeitgeschichte widerspiegelt. Kaum in Transsylvanien (sprich: Tschechien) angekommen, wimmelt es nur so von zwielichtigen Gestalten, bei denen man nie weiß, ob sie einen gerade bespitzeln. Authentisches 80er-Ostblock-Feeling. In Das Tier II bilden Werwölfe, Vampire und Kobolde quasi eine geheime Clique, welche die Menschen unterwandert hat. Wehe dem, der hinter ihr Geheimnis kommt und es wagt, sich gegen sie aufzulehnen!

Die Szenen mit Stirba wurden in einem echten Schloss gedreht, welches man vorher noch passend mit Totenschädeln und okkulten Kunstgegenständen dekoriert hat. Wenn Sybil Danning in spaciger SM-Wildleder-Montur durch das Schloss schreitet und ihre satanischen Verse durch die Hallen schmettert, während ihre Untergebenen grunzend und fauchend durch die Gänge krauchen und sich langsam in blutgierige Bestien verwandeln, dann dürfte so mancher kopfschüttelnd abwinken – bei anderen wiederum, stellt sich unweigerlich ein Gefühl von guter Laune ein, begleitet von einem breiten Grinsen. Im Finale wird dann noch einiges an optischen Effekten aufgefahren und wenn Stirba ihren Todesschrei ausstößt, helfen nur noch geweihte Ohrstöpsel, ansonsten droht akute Splatter-Migräne (inklusive Herausflutschen der Augäpfel). Auch Stirbas liebstem Haustier, einem Gargoyle, sollte man nicht zu nahe kommen. Er liebt es, sich durch den Körper seiner Opfer zu fressen. Die Darsteller, allen voran Christopher Lee und Sybil Danning, spielen ihren Rollen mit voller Hingabe und wenn Christopher Lee s Erzählstimme im Off ertönt und von bösen okkulten Mächten erzählt (in der deutschen Fassung großartig synchronisiert von Herbert Weicker), stellt sich unweigerlich eine wohlige Gänsehaut ein. Wenn man bedenkt, dass sowohl das Budget, als auch die Produktionsbedingungen recht limitiert waren, kann sich das Ergebnis wirklich sehen lassen. Die Effekte mussten oft billig zusammengewurschtelt werden, sind aber so schnell und raffiniert geschnitten, dass dieser Umstand kaum negativ auffällt. Und selbst wenn – der Trash steht diesem Film gut. Das Tier II ist gewissermaßen der Flash Gordon unter den Werwolf-Filmen.

Im Abspann schlug der Filmverleih Hemdale der US-Zensur dann noch ein Schnippchen. Dort werden noch mal einige Highlights des Films im MTV-Videoclip-Stil präsentiert. Unter anderem auch die Einstellung von Sybil Danning, wie sie sich den Wildleder-BH aufreißt und ihre Titten zur Schau stellt. Hemdale-Chef John Daly gefiel diese Einstellung so gut, dass er sie gleich ganze 17 (!) Mal in diese Sequenz einbaute. Philippe Mora fand das zwar recht amüsant, hatte aber nicht wirklich daran geglaubt, dass der Film tatsächlich so in die Kinos kommen würde. Als Sybil Danning den Film zum ersten Mal in einem Kino sah, fiel sie bei dieser „Zugabe“ im Abspann aus allen Wolken und dachte nur: „Ich verschwinde lieber, bevor das Licht angeht und mich die Leute sehen!“ Am nächsten Tag stand sie bei Hemdale auf der Matte und forderte John Daly auf, die Tittenparade im Abspann erheblich zu kürzen, da sie den Film sonst nicht promoten würde. Dieser konnte sie allerdings wieder beruhigen und schließlich sagte sich die Schauspielerin: „Naja, wenn es den Leuten gefällt… Vergessen wir’s.“ Ansonsten war Sybil Danning aber mit dem Film sehr zufrieden und hätte sich sogar ein „Stirba“-Sequel vorstellen können.

Die Österreicherin Sybil Danning (bürgerlich: Sybille Johanna Danninger) kann auf eine bewegte Karriere zurückblicken. In den späten 60er-Jahren trat sie zunächst in Krimis und Softsex-Filmen auf. Sie spielte auch in den Gialli L’occhio nel labirinto (1972) und Die rote Dame (1972), sowie in dem italienischen Polizeifilm Der Tag der Cobra (1980) mit. 1974 hatte sie einen Auftritt in der deutschen TV-Serie Derrick. Auch in US-Serien, wie Ein Colt für alle Fälle (1981) und V – Die außerirdischen Besucher kommen zurück (1984) war sie zu sehen. 1977 stand sie für Menahem Golans Chaos-Produktion Operation Thunderbolt vor der Kamera. Weitere interessante Filme waren Blaubart (1972), Meteor (1979), Sador – Herrscher im Weltraum (1980) oder Nightkill (1980). Bei letzterem warte ich schon lange auf eine deutsche Veröffentlichung auf Blu-ray und DVD. Ein wirklich fesselnder, atmosphärisch dichter US-Thriller im Giallo-Stil. 2007 durfte Sybil Danning noch mal eine Werwolf-Königin spielen – und zwar im Grindhouse-Trailer Werewolf Women of the SS.

Reb Brown (bürgerlich: Robert Brown) begann seine Karriere als Profiboxer und war sogar eineinhalb Jahre Hilfssheriff in seiner Heimatstadt Los Angeles. Als Schauspieler war er erstmalig in dem bizarren Gruselschocker Sssnake Kobra (1973) zu sehen. Entdeckt wurde er übrigens, als er gerade als Rausschmeißer arbeitete. Nach einigen Gastrollen in US-TV-Serien, wie Kojak – Einsatz in Manhattan (1974) und Der sechs Millionen Dollar Mann (1974-75) spielte er in Albert Pyuns Barbaren-Fantasy Talon im Kampf gegen das Imperium (1982) eine Nebenrolle. Es folgten die Vietnamkriegs-Action Die verwegenen Sieben (1983) und B-Filme, wie White Ghost (1988), Space Mutiny (1988), sowie die Italo-Trash-Klopper Einer gegen das Imperium (1983), Cobra Force (1986), Der Kampfgigant II (1988) und „Roboman“ (1988). Daneben hatte er auch Gastrollen in den Serien Miami Vice (1987) und Herkules (1995). Ende der 90er-Jahre wurde es ruhig um den Action-Darsteller. Trash-Papst David A. Prior (Tödliche Beute, Future Force) holte ihn 2012 für Night Claws – Die Nacht der Bestie noch mal vor die Kamera. Danach war Reb Brown noch in der Actionkomödie Surge of Power: Revenge of the Sequel (2016) zu sehen, die hierzulande aber noch nicht erschienen ist. Für halsbrecherische Stunts war sich Reb Brown nie zu schade und den Actionhelden spielte er gerne. Im Bonusmaterial bezeichnet er Das Tier II als den Höhepunkt seiner Schauspielkarriere.

Annie McEnroe ist die Ehefrau des legendären Filmproduzenten Edward R. Pressman und trat in mehreren Filmen von Oliver Stone auf. Unter anderem in Die Hand (1981), Wall Street (1987), Geboren am 4. Juli (1989) und The Doors (1991). Sie spielte auch in Der Kampfkoloss (1982) und in Tim Burtons schrulligem Kultfilm Beetlejuice (1988) mit.

Über Christopher Lee brauche ich wohl nicht viele Worte verlieren. Im Bonusmaterial erzählt Philippe Mora, dass Christopher Lee in Tschechien als Kriegsheld verehrt wird. Im zweiten Weltkrieg diente Lee in der nachrichtendienstlichen Spezialeinheit SOE und war an entscheidenden Operationen gegen die SS beteiligt. Obwohl sich der Schauspieler gut mit Philippe Mora verstand, war er später offenbar nicht sehr angetan von Das Tier II. Bei den Dreharbeiten zu Gremlins 2 (1990) entschuldigte sich der Mime sogar bei Joe Dante dafür, dass er in Howling II mitgespielt hatte. Ob das eventuell auch etwas ironisch gemeint war, würde ich nicht gänzlich ausschließen.

Der gebürtige Mainzer Ferdy Mayne (bürgerlich: Ferdinand Philip Mayer-Horcke) ist in einer kurzen Rolle als alternder Werwolf zu sehen, der die Eigenart hat, mit den Füßen zu scharren (auch so ein schräges Detail in diesem Film). Seine bekannteste Rolle dürfte wohl die von Graf von Krolock sein, die er in Roman Polanskis Tanz der Vampire (1967) verkörperte. Mit seiner eindrucksvollen Darstellung des Vampir-Grafen, machte er sogar Christopher Lee ernsthaft Konkurrenz und wurde von vielen Briten als der bessere Dracula-Darsteller bezeichnet. Der Freundschaft zwischen Ferdy Mayne und Christopher Lee tat dies keinen Abbruch. In der schön schrägen Jugendserie Frankensteins Tante (1987) spielte Ferdy Mayne dann ganz offiziell die Rolle des Grafen Dracula – mit Referenzen an Tanz der Vampire.

Die Howling-Reihe sorgte gerade hierzulande immer wieder für Verwirrung, denn die deutsche Titelschmiede machte es dem Videothekenkunden nicht gerade leicht, die Filme in chronologischer Reihenfolge zu sehen. War bei den ersten beiden Filmen Das Tier und Das Tier II noch alles klar, verpasste man Howling III – The Marsupials (1987) den Titel Wolfmen. Den Nachfolger Howling IV – The Original Nightmare (1988) betitelte man kurioserweise einfach nur als Howling, während Howling V – The Rebirth (1989) als Howling V veröffentlicht wurde. Howling VI – The Freaks (1991) bekam wiederum den Titel Final Attack verpasst und Howling – New Moon Rising (1995) kennt man hierzulande als Howling VII. Letzterer wurde für den Übersee-Vertrieb übrigens erst nachträglich in Howling VII – Mystery Woman umgetitelt. Wer den noch nicht gesehen hat und glaubt, den schlechtesten Werwolf-Film aller Zeiten zu kennen, könnte hier durchaus eines Besseren belehrt werden, denn Howling VII ist im wahrsten Sinne des Wortes zum Heulen schlecht und empfiehlt sich geradezu für die SchleFaZ-Reihe. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, jemals eine beschissenere CGI-Werwolf-Transformation gesehen zu haben. Auch schauspielerisch und inszenatorisch ist Howling VII ziemlich unfassbar. Abschließend sei noch erwähnt, dass eigentlich nur die ersten beiden Howling-Filme direkt aneinander anknüpfen. Die nachfolgenden Filme hängen inhaltlich nicht direkt zusammen.

Die literarische Vorlage für den ersten Howling-Film lieferte Gary Phil Brandner mit seiner Novelle The Howling, die 1977 erschienen ist. Dieser folgten noch zwei weitere Novellen, die 1979 und 1985 erschienen sind. Bei Das Tier II arbeitete Brandner sogar am Drehbuch mit. Von den folgenden Sequels orientierte sich vor allem Howling IV an Brandners Vorlage und soll wesentlich dichter an der ersten Novelle sein, als Joe Dantes Film. 1988 schrieb Gary Phil Brandner außerdem das Drehbuch zu Armand Mastroiannis Dämonen-Horror-Film „Cameron„.

Der erste Teil von Joe Dante gilt allgemein als der beste Teil der Howling-Reihe und nimmt das Werwolf-Thema (trotz ironischer Brechungen) noch ernst. Philippe Moras Sequel wirkt dagegen fast schon wie eine Parodie. Drei Jahre später inszenierte Mora auch den dritten TeilWolfmen (1987), den man durchaus als Horror-Satire bezeichnen könnte. Hier lieferte der eigenwillige Regisseur auch selbst das Drehbuch und erfand eine neue Werwolf-Gattung: Den australischen Beutel-Werwolf. Philippe Mora sagt selber, dass er seine Filme nicht so ernst nimmt und gerne zu Komik und schrägen Details neigt. Eine gewisse Tendenz zur Provokation zeichnete von Anfang an die Werke von Philippe Mora aus. Auch ein besonderes Gespür für Ästhetik und Atmosphäre ist in seinen Filmen stets zu erkennen. Gerade Das Tier II ist ein gutes Beispiel dafür. Ich finde, von allen Howling-Filmen ist dies der am schönsten gefilmte, gewagteste und stilistisch ungewöhnlichste Teil. Doch nicht alle schrägen Ideen waren beabsichtigt, sondern ergaben sich zufällig während der Dreharbeiten. So lieferte die Requisiten-Abteilung nicht die bestellten Werwolf-Kostüme nach Tschechien, sondern Affen-Kostüme, die noch vom Dreh der Planet der Affen-Serie (1974) übrig waren. Christopher Lee hatte den rettenden Einfall und improvisierte den Dialog mit den verschiedenen Verwandlungsstadien, die ein Werwolf durchläuft. So konnte man die Affen-Kostüme verwenden und hatte sogar noch eine originelle Erklärung für die merkwürdig aussehenden Werwölfe. Auch beim Rückblick auf Teil 1 nahm man sich einige Freiheiten. Sah Karen am Ende von Das Tier eher aus, wie ein mutierter Pekinese, sieht man in Das Tier II stattdessen einen Werwolf-Affen.

Die Szene, wo Stirba in ihrem Schloss eine Sonnenbrille trägt, war ebenfalls improvisiert. Darstellerin Sybil Danning bekam kurz zuvor versehentlich Massage-Öl in die Augen, was eine Bindehautentzündung zur Folge hatte. Eigentlich hätte sie den Dreh lieber verschoben, doch Philippe Mora schlug vor, dass sie einfach eine Sonnenbrille aufsetzt. Die Sonnenbrille entwickelte sich daraufhin zu einem coolen Styling-Gag und so ließ man Christopher Lee in der Punk-Party-Szene ebenfalls eine Sonnenbrille tragen – „Hasta la vista, Sir!“ Auch die bereits erwähnte Werwolf-Sex-Szene hatte man sich ursprünglich etwas anders vorgestellt. Die Effekte-Macher Steve Johnson und Scott Wheeler hatten nämlich so ihre Not, die ganzen Haare auf der Haut der Darsteller anzubringen. Da man hinter dem „eisernen Vorhang“ drehte, musste man mit dem arbeiten, was gerade verfügbar war. Schließlich gelang es dem Effekte-Team die Darsteller richtig schön haarig aussehen zu lassen, allerdings hielt der pelzige Überzug nur, wenn man ihn nicht berührte. Wie soll man nun aber eine Sex-Szene drehen, wenn die Darsteller sich nicht berühren dürfen? Ganz einfach – die Darsteller dürfen sich dabei eben nicht so viel berühren. So entstand eine der wohl skurrilsten und komischsten Sex-Szenen der Filmgeschichte. Für schräge Details war der Regisseur aber immer zu haben und folglich fand dieser das Resultat auch wesentlich interessanter, als die ursprünglich geplante Szene.

Regisseur Philippe Mora entstammt einer waschechten Künstlerfamilie. In Paris geboren, wuchs er in Australien auf, wo er schon früh mit Malerei, Bildhauerei und Film in Berührung kam. Bereits mit 15 Jahren drehte er 1964 seinen ersten Kurzfilm Back Alley auf 8mm. Es handelt sich um eine Parodie auf West Side Story, die es sogar ins National Film and Sound Archive (NFSA) geschafft hat. 1967 verschlug es ihn nach England, wo er sich unter anderem als Cartoon-Zeichner und Maler verdingte. Der Filmerei blieb er weiterhin treu und 1970 legte Philippe Mora mit Trouble in Molopolis seinen ersten Spielfilm vor, der hierzulande jedoch nicht erschienen ist. Es folgte der Dokumentarfilm Bruder, hast Du ’nen Groschen für mich? (1975) und der australische Western Mad Dog – Der Rebell (1976) mit Dennis Hopper. Mit der US-Produktion Das Engelsgesicht – Drei Nächte des Grauens (1982) hatte Mora endlich einen größeren kommerziellen Erfolg vorzuweisen. Der Film ist eine obskure Mischung aus Werwolf-Motiven und Elementen aus Walerian Borowczyks La Bete – Das Biest (1975). Besonders die Maskenarbeit (u. A. von Tom Burman) war für die Entstehungszeit spektakulär. Hier wurden Latexballons ins Make-up eingearbeitet, die man durch Luftschläuche pulsieren lassen konnte. Dadurch konnte man sehr realistisch wirkende Metamorphosen in Szene setzen, wobei verschiedene Effektaufnahmen im Schnitt miteinander kombiniert wurden. Die damals neuartige Air Bladder-Effekte-Technik kam z. B. bei Scanners (1980), Das Tier (1981), American Werewolf (1981) und Das Ding aus einer anderen Welt (1982) zum Einsatz.

Sein nächstes Filmprojekt Return of Captain Invincible – oder: Wer fürchtet sich vor Amerika? (1983) brachte Philippe Mora erstmals mit Christopher Lee zusammen. In dem Fantasy-Film geht es um einen Superhelden (gespielt von Alan Arkin), der einst im zweiten Weltkrieg Nazis bekämpft hat und nun an der Flasche hängt. Der Film ist auf DVD von Media Target erhältlich und klingt sehr interessant. Es folgten der recht solide Abenteuerfilm Die Brut des Adlers (1984) mit Rutger Hauer, Das Tier II und Wolfmen. Recht kurios ist noch Communion – Die Besucher (1988), der auf der angeblich wahren Geschichte des Schriftstellers Whitley Strieber basiert. Strieber war jedoch nicht zufrieden mit dem Film. Hier bin ich mir nicht sicher, ob Philippe Mora nun ein ernsthaftes Alien-Entführungs-Drama inszenieren, oder die Thematik etwas auf die Schippe nehmen wollte. Die grotesken Traumsequenzen und die bisweilen skurrilen schauspielerischen Darbietungen lassen eher letzteres vermuten, aber zugleich funktioniert der Film auch als atmosphärisch dichter Mystery-Thriller nicht schlecht. Die Traumsequenzen und Hauptdarsteller Christopher Walken sind jedenfalls einen Blick wert.

Lange hat’s gedauert, bis Das Tier II hierzulande endlich eine offizielle Veröffentlichung auf DVD spendiert bekommen hat. Zuvor gab es nur die VHS-Auflagen von Thorn Emi und Cannon, sowie eine ominöse DVD von MIB, die sich jedoch als Bootleg entpuppte. Eine Alternative zur VHS war diese DVD allerdings nicht wirklich, denn das Bild war dermaßen abgedunkelt, dass man stellenweise kaum noch etwas erkennen konnte. So fielen auch einige Effekte glatt unter den Tisch. Da waren die zwei kurzen Zensurschnitte bei den VHS-Veröffentlichungen auf jeden Fall das kleinere Übel. Insgesamt fehlten dort 6 Sekunden. Im Pay-TV lief jahrelang nur eine stark gekürzte (und ebenfalls etwas abgedunkelte) Fassung. Im November 2011 wurde die Indizierung (nach rund 25 Jahren) aufgehoben, trotzdem brachte EuroVideo kurz darauf lediglich eine stark gekürzte FSK 16-Fassung auf DVD heraus, die nur in einem Digipak erhältlich war, welches die „Howling„-Teile 1 – 6 enthielt. Erst im Oktober 2013 erfolgte eine ungekürzte Einzel-Veröffentlichung auf DVD. Das Bild ist dort auf 16:9 maskiert und recht sauber. Wie der Bildvergleich mit den VHS-Veröffentlichungen von Thorn Emi und Cannon zeigt, hätten manche Stellen jedoch wesentlich heller sein können. Auch die Farbgebung ist bei der EuroVideo-DVD etwas trübe. Der Originalton ist mit an Bord, allerdings ist dieser nur im Menü anwählbar, was meiner Meinung nach sehr nervt. Untertitel gibt es keine und außer dem US-Trailer bietet diese DVD auch keine Extras.

Das Mediabook von Koch Films präsentiert den Film nun als neue HD-Abtastung auf Blu-ray und DVD. Im Vergleich mit der EuroVideo-DVD erstrahlt das Bild in satten Farben und die Helligkeit ist nun durchgehend optimal. Das fällt besonders im großen Finale auf, wenn Stirba in ihrem Schloss die Zaubersprüche aufsagt. Endlich kann man die ganze Innenausstattung richtig erkennen, während bei der DVD von EuroVideo alles im Halbdunkel absäuft. Auch der Bildausschnitt bietet gegenüber der DVD von EuroVideo ein klein wenig mehr an den Rändern. So ist die Veröffentlichung von Koch Films schon allein qualitativ eine deutliche Verbesserung. Doch das Bonusmaterial toppt wirklich alles, was ich mir erhofft hatte. So ist auf der Hauptfilm-Blu-ray auch noch die Open Matte-Version dabei. Zwar nur in SD (inklusive PAL-Speedup), aber in einer sehr guten Bildqualität und ebenfalls schön hell. Auch gegen diese SD-Version muss sich die DVD von EuroVideo geschlagen geben. Zusätzlich gibt es noch einen Audiokommentar mit Philippe Mora, einen Audiokommentar mit Stephen Parsons und Cutter Charles Bornstein, eine alternative Titelsequenz, ein alternatives Ende, den Originaltrailer und eine Bildergalerie mit 42 Bildern. Auf einer Bonus-Blu-ray gibt es folgende Extras: „Scream Queens – Horror Heroines Exposed“ (Doku in Spielfilmlänge), „Man Money Wolf“ (Interview mit Philippe Mora), „Leading Man“ (Interview mit Reb Brown), „Queen Of The Werewolfs“ (Interview mit Sybil Danning), „A Money Phase“ (Interview mit Steve Johnson und Scott Wheeler), „Hinter den Kulissen“ (Outtakes und Bloopers), ein 20-seitiges Booklet mit Text von Stefan Jung – und nicht zuletzt gibt es den Hauptfilm auch noch auf DVD. Hauptfilm, Dokus und Interviews liegen mit optionalen deutschen Untertiteln vor.

Auf die Doku „Scream Queens – Horror Heroines Exposed“ möchte ich noch mal kurz eingehen. Diese erschien erstmals auf der britischen BD von „Graduation Day“ (1981), die 2014 von 88 Films veröffentlicht wurde. Hier kommen Genre-Kultstars, wie Cassandra „Elvira“ Peterson, Linnea Quigley, Brinke Stevens, Danielle Harris und nicht zuletzt Sybil Danning zu Wort. Fans von 80er-Jahre-Horrorfilmen dürften ins Schwärmen geraten, wenn die Darstellerinnen aus dem Nähkästchen plaudern. Alleine schon diese Doku macht diese Veröffentlichung von Koch Films zu einem echten Highlight und ich hoffe, dass der Verleiher noch ein paar Exemplare nachlegt. Eine wirklich fantastische Veröffentlichung – und ich finde, der Film hat’s verdient.

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