Die langlebigste Hörspielserie ever, die immer noch mit den Originalsprechern seit Stunde Null in den Hauptrollen aufgezeichnet wird, geht in die numehr 208. Runde (Spin Offs und Sonderfolgen nicht mitgezählt). Doch auch wenn die Herren Rohrbeck, Wawrczeck und Fröhlich mittlerweile stramm auf die Sechzig zugehen, man kauft ihnen noch immer die jugendlichen Detektive ab. Die neueste Folge befasst sich nach Das leere Grab (Folge 78) nun erneut mit Justus Verwandtschaft und dem Ableben seiner Eltern. Ob das Einbinden dieser Backgroundstory gelang oder ob so langsam die Luft aus der Kultreihe des Traditionshauses EUROPA gewichen ist, verraten wir Euch jetzt.

Regie: Heikedine Körting

Sprecher: Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck, Andreas Fröhlich, Axel Milberg, Rüdiger Schulzki, Kerstin Draeger, Holger Mahlich, André Beyer

Klappentext:

Die drei Detektive sind mit Titus Jonas im Pick-up unterwegs, als Peter sich in einer Pause beim Erkunden einer Höhle verletzt. Doch nicht nur das bereitet Justus Sorgen. Eine seltsame Begegnung im Supermarkt von Carmine Falls beschäftigt ihn und seinen Onkel Titus. In der Kleinstadt Carmine Falls ist offensichtlich ein Verbrechen geschehen, und die Spur führt direkt zu Justus` Familie. Die drei ??? sind gleich doppelt gefragt.

Artikel von Christian Jürs

1979 startete die Erfolgsstory der drei Fragezeichen im Hause Europa. Damals wie heute unter der Regie der ungekrönten Hörspielkönigin Heikedine Körting verkörpern Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich die Jungdetektive. Zu Beginn noch jugendliche 14, bzw. im Falle Wawrczecks 16 Jahre jung und somit nur unwesentlich älter als die von ihnen eingesprochenen Figuren (zu Zeiten vom Karpatenhund, Phantomsee oder Zauberspiegel waren die Jungs aus Rocky Beach etwa 12 / 13 Jahre alt). Später dann, in den Geschichten der späten 90er waren die Figuren 16 und mittlerweile sind sie zu „Young Adults“ herangewachsen, die Auto fahren und sogar Mädchenbekanntschaften pflegen (im Falle von Peter gibt es mit Kelly Madigan sogar eine Dauerfreundin, die allerdings aus den Hörspielen, im Gegensatz zu den Romanen, weitestgehend rausgeschrieben wurde).

André Beyer

Gealtert sind die drei Detektive, die jeden Fall übernehmen, nur unwesentlich, während sich die Welt um sie herum ganz normal weiterentwickelt hat. Gab es damals die „Telefonlawine“ und bestand die Ausrüstung aus Walkie Talkies, werden heute Smartphones und das Internet genutzt. Auf eine echte Chronologie sollte man also nicht allzuviel wert legen. Dass hier ein uminöser Onkel von Justus aus dem Hut gezaubert wird, der auf den Namen Perceval (André Beyer) hört, muss man ebenfalls einfach schlucken. Auf dieses neue Familienmitglied treffen die drei Detektive, als sie gemeinsam mit Onkel Titus (Rüdiger Schulzki) in Carmine Falls, einem kleinen, verschlafenen Nest, geschäftlich unterwegs sind. Perceval erschrickt auffallend, als er in einem Supermarkt den Gebrauchtwarenhändler erkennt. Umgehend tritt er die Flucht an. Justus Neugier ist dadurch natürlich geweckt, doch zunächst hüllt sich sein Onkel in Schweigen. Ursprünglich wollen sie die Heimreise antreten, doch Peter, der sich nur mal kurz die Beine vertreten möchte, verletzt sich bei einem Erkundungsgang in einer der anliegenden Höhlen, wo er etwas Merkwürdiges entdeckt hat. Zähneknirschend bringt Titus den Jungen zu einem (Tier)Arzt in der Stadt und die Heimfahrt verzögert sich bis auf weiteres. Im Wartezimmer des Tierarztes erfahren die Jungs ungewöhnliche Dinge, die ebenfalls im Umfeld von Perceval vor sich gehen. Onkel Titus rückt nun auch endlich mit der Sprache heraus, warum sein Schwager so sehr bei seinem Anblick erschrak. Ein neuer Fall für die drei Detektive, der die Jungs auf die Spur eines wertvollen Kelchs bringt, der seit Jahren als verschwunden gilt…

Rüdiger Schulzki

Nach so vielen Jahren mit neuen Verwandten aus dem Hause Jonas um die Ecke zu kommen, dass ist schon gewagt. Auch die Tatsache, dass ausgerechnet „Schisser“ Peter allein in eine dunkle Höhle zwecks Erkundung geht (ohne von Justus ausdrücklich dazu beauftragt zu werden), passt nur bedingt zu seiner Figur. Dass nun ausgerechnet Justus Onkel auch noch in dem Supermarkt auftaucht und sich verdächtig verhält, Peter sich verletzt, damit die Detektive vor Ort bleiben und der Vorfall in der Höhle natürlich auch noch unmittelbar zusammenhängt mit dem seltsamen Onkel, nun ja, dass ist schon ein wenig viel des Guten. Schluckt man jedoch diese bitteren Pillen, so erhält man ein handwerklich sauber produziertes Hörspiel und eine mal wieder recht spannende Geschichte. Atmosphärisch weckt das Hörspiel Erinnerungen an die weniger gruseligen, dafür mit interessanten Ermittlungen ausgestatteten Folgen wie die Silbermine. Lediglich gegen Ende wird einmal wieder ein wenig zu viel der Erklärbär rausgeholt und Justus verstrickt sich in einer ellenlangen Exposition des Falles.

Die Sprecher sind gewohnt toll und die Sounduntermalung ist auch ein Quantensprung gegenüber dem zeitgleich erschienenen Grusel Hörspiel Mondära – Im Todesgriff der Würgepflanze, wo die Klangkulisse deutlich reduzierter daher kam. Man merkt deutlich, dass Die drei ??? immer noch ein Herzensprojekt von Frau Körting sind, wo mit äußerster Sorgfalt gearbeitet wird. Auch André Minninger hat sich hier als guter Skriptschreiber erwiesen. Er braucht halt nur eine Vorlage zur Orientierung.

Kerstin Draeger

Somit ist auch die Nummer 208 eine hörenswerte Folge geworden. Kein All-Time-Classic, aber gute Unterhaltung mit tollen Sprechern und lebendiger Geräuschkulisse. Fans greifen sowieso zu, Gelegenheitshörer machen hier auch keinen Fehler.

Sonder-Podcast zum Release:

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