Vor einiger Zeit berichteten wir über einen neuen Nicolas Cage Gruselfilm mit dem Titel DIE FARBE AUS DEM ALL, basierend auf einer Geschichte von H.P. Lovecraft. Die alte, zugrunde liegende Story wurde bereits im Jahre 1965 verfilmt, damals mit Horror-Urgestein Boris Karloff als Zugpferd, der die Leute in die Kinos locken sollte. WICKED VISION DISTRIBUTION GMBH spendierte dem Klassiker zwei aufwendige Mediabookvarianten, die wir Euch heute einmal näher vorstellen wollen.

Originaltitel: Die, Monster, Die!

Darsteller: Nick Adams, Boris Karloff, Freda Jackson, Suzan Farmer, Patrick Magee

Artikel von Christian Jürs

Während man sich im Hause MGM, die diesen weitestgehend in Vergessenheit geratenen Film einst auf DVD veröffentlichten, mit wenig in punkto Qualität zufriedenstellte, waren die Ansprüche bei Wicked Vision diesbezüglich deutlich höher angesetzt. So wird man, beim Start der vorliegenden Veröffentlichung, von einer Texttafel begrüßt, die uns darauf hinweist, dass der vom Majorlabel zur Verfügung gestellte Ton nicht den Ansprüchen genügte und man daher auf die alte VHS-Version zurückgriff, was qualitative Einbußen bedeutet. Gleich vorweg, so wild isses nicht. Die Tonqualität ist durchaus ordentlich, zumindest für einen Streifen, der über 50 Jahre auf dem Buckel hat. Hätte man nicht erwähnt, dass dieser vom Band stammt, ich hätte es nicht bemerkt.

1927 verfasste H.P. Lovecraft bereits die Kurzgeschichte „The Color out of Space„, die, wie eingangs erwähnt, von Richard Stanley (Dust Devil) vor nicht allzulanger Zeit unter dem Titel Die Farbe aus dem All neu verfilmt wurde. Hier geht alles allerdings etwas klassischer vonstatten als in der Neuauflage, wo Nicolas Cage einen durchgeknallten (was sonst?) Alpakazüchter spielt, der seine Tiere auch mal melkt, wenn es an der Zeit ist (jetzt habe ich wirklich alles gesehen). Dabei ist der Vorspann von Das Grauen auf Schloss Witley auch durchaus als schräg zu bezeichnen, werden die Credits von doch von einem bunten, hypnotischen Farbstrudel unterlegt, der zwar wenig mit einer Farbe aus dem All zu tun hat, dafür aber recht cool ausschaut. Im Anschluss an diese surreale Titelsequenz betritt unser Held im Trenchcoat das Bild, bzw. tritt aus dem Zug heraus. Es handelt sich um den, zumindest schauspielerisch, weit weniger ausgeflippten Nick Adams, der in seiner kurzen Karriere immerhin zweimal unter Kultregisseur Ishirō Honda in den Monsterkloppern Befehl aus dem Dunkel und Frankenstein – Der Schrecken mit dem Affengesicht (womit nicht Adams gemeint war) spielen durfte, ehe er 1968, im Alter von nur 36 Jahren, an einer Überdosis verstarb. Dumm gelaufen. Hier war er aber noch quicklebendig und wurde von einem jungen Wolfgang Draeger synchronisiert.

Sein Rollenname lautet Stephen Reinhart, dessen Reiseziel das bei uns titelgebende Schloss Witley ist. Doch niemand in dem kleinen, britischen Kaff möchte dem jungen Mann behilflich sein, dorthin zu gelangen. Sobald der Name Witley aus seinem Mund ertönt, verwandeln sich die schrulligen Dorfbewohner in griesgrämige Arschgeigen, die nicht einmal gewillt sind, dem Guten ein Fahrrad zu leihen. Die obligatorische Gruselfilmhaltung, die auch in jedem zweiten Film der Hammer Studios so vorzufinden ist. Heute handeln die Personen genau andersherum und bieten dem Reisenden eine Wrong Turn an, der ihn später ins Verderben führen soll. Zeiten ändern sich und so muss sich Stephen auf einen langen, anstrengenden Spaziergang durch einen Wald und vorbei an diversen Matte Paintings machen, ehe er sein Ziel endlich erreicht. Dabei entgeht ihm nicht, dass sich in unmittelbarer Nähe des Anwesens ein riesiger Krater befindet, um den ringsherum die Pflanzen eingegangen sind. Auf Schloss Witley ist der ankommende Gast dann auch zunächst einmal gar nicht willkommen. So fordert der Hausherr, Nahum Witley (Boris Karloff), Stephen doch unmissverständlich auf, den Heimweg wieder anzutreten. Doch der Gute bleibt beharrlich, gilt sein Ziel schließlich nicht dem alten Mann, sondern seiner liebreizenden Tochter Susan Witley (Suzan Farmer), die er zu ehelichen beabsichtigt. Diese ist auch hocherfreut, ihren Liebsten endlich wieder in die Arme schließen zu können, auch wenn ihr Vater sie ermahnt, dass ihre kranke Mutter (Freda Jackson) sich in einem Zustand befände, der nicht ratsam sei, um Gäste zu empfangen.

Tatsächlich ist Mutti nicht mehr die Frischeste und fristet ihr Dasein im Bett hinter einer dunklen Gardine, damit man ihr Antlitz nicht mehr zu Gesicht bekommt. Wie wir, aber auch Stephen und seine unwissende Verlobte Susan bald feststellen, modert die Gute nämlich ordentlich vor sich hin. Zunächst ist sie dabei noch freundlich und erteilt dem jungen Glück ihren Segen, später läuft sie als Moddermonster Amok. Dass ihr Mann, der immerhin von einer Horrorikone dargestellt wird und der merkwürdige Krater vor dem Hause damit zu tun haben, sollte klar sein. Mehr möchte ich aber auch nicht spoilern, auch wenn die ganze Chose so überraschend nicht ist.

Zum ganz großen Horrorklassiker reicht es bei Das Grauen auf Schloss Witley zwar nicht, doch Regisseur Daniel Haller gibt alles, damit man sich als Zuschauer nicht langweilt. Das Setting ist schön spooky, die an Fäden hängenden Plastikfledermäuse lustig und das Matsche-Make Up von Mami ganz allerliebts. Gut, im Finale schwächelt der Film und den Namen H.P. Lovecraft sollte man vorab ausklammern, um die Erwartungshaltung zu dämpfen, da diesem nicht gerecht wird. Wer aber auf alte, konventionelle Gruselstreifen steht, der wird hier bedient. Mehr sollte man von einem Regisseur, der später vorrangig fürs Fernsehen arbeitete, auch nicht erwarten. Immerhin gingen auf Hallers Konto satte 28 Folgen Ein Colt für alle Fälle und der Pilotfilm der Kultserie Buck RogersBidi-bidi-bidi.

Den Mediabooks liegt ein 44 seitiges Booklet bei, welches den kompletten Comic zum Film in englischer Sprache enthält, sowie einen Text von Dr. Rolf Giesen. Dieser bestreitet auch, zusammen mit Dr. Gerd Naumann den vorhandenen Audiokommentar, der sich einmal mehr lohnt. Neben diversen Trailer- und Bildergalerien gibt es im Bonusbereich noch den alten, deutschen Vorspann und die 4:3 Vollbildfassung für Retro-Fans. Diese besitzt aber nicht die gestochen scharfe Bildqualität der Hauptfilmfassung, die wirklich gefällt. Der Ton ist den eingangs erwähnten Umständen entsprechend gut und liegt auch in englischer Originalversion vor. Deutsche und Englische Untertitel sind vorhanden.

Trailer:

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