Aus dem Hause Tiberius steht uns mit „Wrecker“ ein Thriller ins Haus, der nicht ohne Grund wie ein Remake des Spielberg Frühwerks „Duell“ wirkt. Gibt der kanadische Ableger Vollgas, oder geht ihm auf halber Strecke der Treibstoff aus?

Regie: Michael Bafaro

Darsteller: Anna Hutchison, Drea Whitburn, Michael Dickson, Lori Watt

Artikel von Victor Grytzka

„Wrecker“ wird von manch einem Rezensenten als schamlose Kopie des spielgbergischen „Duell“ bezeichnet. So schamlos ist diese nicht, denn nach ein wenig Recherche findet man heraus, dass eben genau dieser Umstand die Intention des kanadischen Regisseurs Bafaro gewesen ist. Er ist nämlich ein Fan des Originals, und hat deshalb seine eigene Version von „Duell“ geschaffen. Also kein Grund, für die Ewiggestrigen, sich an Spielbergs Klassiker aufzuhängen. Moderne Umsetzungen klassischer Stoffe sind schließlich nichts Neues. Es sei denn, man verweigert konsequent den Blick auf das Jetzt und hängt sich an den Erfolgen vergangener Tage auf…

Die Freundinnen Emily und Leslie befinden sich auf einem Roadtrip. Ein typischer Mädels-Ausflug, bei dem vor allem der Spaß im Vordergrund stehen soll. In einem Ford Mustang, bis unter die Dachkante gefüllt mit Alk und Dope, rattern sie über die abgelegenen Highways. Die gemütliche Fahrt entwickelt sich zu einem Horrortrip. Dabei haben die Beiden doch nur einen trödelnden Abschleppwagen geärgert….

…wie es weiter geht kann man sich sicher denken. Ich gebe es zu, auch ich habe beim ersten Ansehen ständig Vergleiche zum oben erwähnten „Duell“ gezogen, und war über die Einfallslosigkeit etwas enttäuscht. Aber dann stach mich der Hafer, so dass ich mir den Film noch einmal angesehen, und dabei versucht habe, „Wrecker“ als eigenständigen Film zu bewerten. Also, wo liegen die Stärken?

Das positivste Vorweg – man hat sich hier, was die reine Geschichte angeht, auf das Wesentliche konzentriert und den Film in klare Akte aufgeteilt. Erst dürfen wir die Freundinnen etwas näher kennenlernen. Die Eine ist ein kleiner Wildfang, die Andere eher vernünftig. Typische Mädchendialoge dienen dazu einen Einstieg in die Geschichte zu finden, während uns der Ford Mustang aus allen erdenklichen Perspektiven gezeigt wird. Schönes Auto, aber leider dann doch ein wenig zu oft im Bild. Es kommt zum ersten Gerempel mit dem ollen Abschleppwagen der nie wirklich weg zu sein scheint, auch wenn man ihn gerade nicht sehen kann. In einem Diner wird dann nach einem Typen gesucht der der Fahrer sein könnte – ohne Erfolg. Noch mehr Fahrten, noch mehr vom Abschleppwagen (auch ein wenig too much für meinen Geschmack), weitere Rempeleien, eine der Beiden verschwindet, ein toter Cop (dieser Moment hat mir wirklich gefallen), Finale – Krach, Bumm – Ende – oder etwa doch nicht?

Das mag jetzt nicht nach Viel klingen, da die Geschichte – wie schon geschrieben – natürlich zu 90% aus „Duell“ übernommen wurde. Und auch wenn man die (mit 80 Minuten ohnehin schon knappe) Laufzeit mit zu vielen Aufnahmen des Trucks und des Autos gestreckt hat, so bleiben dennoch einige nette Momente.

Das Gesamtpaket ist solide inszeniert und bietet mit Anna Hutchison eine überzeugende Hauptdarstellerin. Drea Whitburn – in der Rolle der lebensfrohen und vorlauten Partymaus – geht in Ordnung. Doch trotzdem ist man irgendwie froh wenn sie im späteren Verlauf des Films einfach mal die Klappe hält (aus Gründen die ich hier nicht vorweg nehmen möchte). Die Verfolgungsjagden sind brauchbar inszeniert, besonders bei den in der Nacht spielenden Sequenzen sind einige nette Spannungsmomente und kleine Schockerchen dabei.

Man merkt eben dass hier ein Fan eines Klassikers am Werke war, der eben Diesen mit einem „moderneren Gesicht“ wieder aufleben lassen wollte. Aber – reicht das um den Zuschauer zu einem Kauf zu animieren?

Fazit:

Jein – wer ein Fan von „Duell“ ist wird diesen Film hassen. „Wrecker“ ist einfach zu nah dran und geht mit eigenen Ideen sehr sparsam um. Wer aber mit „ollen Schinken“ nichts anfangen kann, und/oder gerne mal eine Hommage an Spielberg sehen möchte und sich darauf einlassen kann, der sollte sich den Film zumindest mal ausleihen. „Wrecker“ ist nicht schlecht, aber eben auch nicht toll. „Wrecker“ ist wie die unscheinbare und leicht pummelige Freundin die dein bester Kumpel in der Disco an dich abgibt – weil er sich die blonde, dickbusige Maus von der Tanzfläche angelt – irgendwie „okay“ halt. Für einen schmalen Taler kann man die DVD / Blu ruhig mal einpacken.

Deutscher Trailer:

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